Pneumologie 2013; 67(01): 10
DOI: 10.1055/s-0032-1333526
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Rauchen – Belasten E-Zigaretten die Raumluft?

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Publication Date:
17 January 2013 (online)

 

    Elektronische Zigaretten erleben derzeit einen Boom. Bereits 2 Mio. Deutsche sollen Schätzungen zufolge schon zu dem Dampfgerät greifen, das für viele als gesunde Alternative zum Glimmstängel gilt. Zahlreiche Stimmen warnen jedoch vor möglichen Gesundheitsrisiken, Langzeitfolgen seien noch gar nicht absehbar. Forscher vom Fraunhofer-Institut für Holzforschung WKI, Braunschweig, untersuchten nun, ob E-Zigaretten die Raumluft belasten und somit auch Dritte beeinträchtigen können. Die Ergebnisse der Studie wurden im Fachmagazin Indoor Air publiziert.

    Eine E-Zigarette besteht aus einem Akku, einem Verdampfer, einer Heizspirale sowie einem Depot mit den Betriebsflüssigkeiten, auch Liquids genannt. Letztere werden im Verdampfer erhitzt und bei 65–120 ºC verdampft. Diesen Mechanismus aktiviert der Konsument – je nach Design des Geräts – per Tastendruck oder durch Ansaugen. Es gibt die Liquids mit oder ohne Nikotin, zudem enthalten sie Aromenträger und Aromen. Trägersubstanz ist meist Propylenglykol. Dieses Nebelfluid sorgt auch für den sichtbaren Dampf beim Ausatmen. Im Gegensatz zur herkömmlichen Zigarette, die Tabak verbrennt und permanent qualmt, setzt das elektronische Pendant die Sub- stanzen nur dann frei, wenn es eingeschaltet wird. Doch nicht nur darin unterscheiden sich die beiden Genussmittel, wie die Forscher vom WKI herausfanden. "Die verdampften Substanzen erzeugen in der E-Zigarette ein Aerosol aus ultrafeinen Partikeln, die beim Inhalieren in der Lunge weiter schrumpfen. Die Nanotröpfchen lösen sich mit der Zeit auf. Beim Verbrennungsprozess hingegen werden feste Partikel freigesetzt, die sich in der Raumluft lange halten können", sagt Dr. Tobias Schripp.

    Im Rahmen verschiedener Emissionsprüfkammermessungen analysierten die Experten die Freisetzung von flüchtigen organischen Verbindungen (VOC: "Volatile Organic Compounds"), von ultrafeinen Partikeln und von Formaldehyd. "Generell waren die Emissionen an VOCs und ultrafeinen Partikeln beim Konsum von E-Zigaretten geringer als bei der klassischen Zigarette", sagt Schripp. Auch konnten der Forscher und sein Team bei E-Zigaretten keine Freisetzung von Formaldehyd nachweisen. Bei herkömmlichen Zigaretten hingegen wurde der Richtwert von 0,1 ppm (parts per million) für die Innenraumluft überschritten. Das Nebelfluid Propylenglykol entwich aus E-Zigarette sowie Tabakzigarette in die Raumluft, da es ebenfalls ein häufig verwendeter Zusatzstoff im Tabak ist. "Die E-Zigarette ist eine schwächere Quelle für Raumluftverunreinigungen als die Tabakzigarette, allerdings ist auch sie nicht emissionsfrei. Man kann daher davon ausgehen, dass Umstehende dem freigesetzten Dampf passiv ausgesetzt sind", resümiert Schripp die Ergebnisse der Messungen. Mit der Studie wollen die Wissenschaftler orientierende Messwerte für weitere Untersuchungen vorlegen. "Eine toxikologische Einschätzung liefern wir damit jedoch nicht", betont Schripp.

    Nach einer Mitteilung der Fraunhofer-Gesellschaft, München


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