Bei chronisch obstruktiven Atemwegserkrankungen gelten die Aerosoltherapien mit Inhalatoren
und Verneblungsgeräten als klinisch gleich wirksam. Vor allem ältere Patienten bevorzugen
Vernebler, da diese als effektiver wahrgenommen werden. Ursache dieser Sichtweise
sind vermutlich mangelnde Technik und Fehler bei der Anwendung von Inhalatoren. A.
S. Melani et al. haben daher Charakteristika und Handhabungsfehler von Anwendern beider
Techniken geprüft.
Respir Med 2012; 106: 668–676
Die Beobachtungsstudie (Querschnittsstudie) fand an 24 Zentren in städtischer und
ländlicher Umgebung in Italien statt. Eingeschlossen wurden Patienten über 18 Jahre
mit spirometriebestätigten chronisch obstruktiven Atemwegserkrankungen (Asthma oder
COPD), die ihre Aerosoltherapie regelmäßig zuhause durchführten und einen geplanten
Untersuchungstermin in einem der Zentren hatten. Um den Selektionsbias und Untersuchungsaufwand
zu minimieren, sollten die Mediziner nur die jeweils ersten beiden Patienten eines
Tages in die Studie aufnehmen. Dabei füllten beide Seiten einen Fragebogen aus. Die
Patienten sollten zudem die Anwendung der Inhalationstechniken demonstrieren.
Handhabungsfehler bei Verneblungsgeräten
Insgesamt 1527 Patienten, die ausschließlich Inhalatoren nutzten, bildeten die OIU-Gruppe
("Only Inhaler Users"). Die 137 Teilnehmer der 2. Gruppe ("Nebuliser and Inhaler Users":
NIU) wendeten regelmäßig beide Techniken an. Das Durchschnittsalter lag bei 67,7 Jahre
in der NIU-Gruppe und 61,1 Jahre in der OIU-Gruppe (p <0,0001). Die Krankheitsschwere
unterschied sich zwischen beiden Gruppen deutlich: mittlerer FEV1% pred: 62,3 (NIU-Gruppe)
vs. 69,9 (OIU-Gruppe), mittlerer FEV1/VC: 61,0 vs. 66,3; p jeweils < 0,0001. Die Patienten
der NIU-Gruppe mussten in den 12 Monaten vor der Studie öfter im Krankenhaus behandelt
werden, Notaufnahmen und Antibiotikatherapien waren ebenfalls häufiger (p jeweils
< 0,001). Über Handhabungsfehler berichteten 49 % der NIU- und 36 % der OIU-Patienten
(p = 0,009).
Gegenüber den Anwendern beider Inhalationstechniken erhielten die Patienten der OIU-Gruppe
zur erstmaligen Inhalatorverschreibung häufiger eine Instruktion (85 vs. 65 %), mehr
Patienten wurde die Anwendung demonstriert (59 vs. 43 %) und bei Nachfolgeuntersuchungen
wurden die Inhalatoren häufiger praktisch geprüft (50 vs. 38 %). Auch nach Berücksichtigung
des Alters, Inhalationstechnik und jeder Form der Anwendungsinstruktion blieb in der
NIU-Gruppe die Häufigkeit von Handhabungsfehlern deutlich größer (p = 0,03).
Patienten mit chronisch obstruktiven Atemwegserkrankungen, die Verneblungsgeräten
zur Medikamenteninhalation nutzen, waren in dieser Studie im Schnitt älter, von schwereren
Obstruktionen betroffen und mussten häufiger zusätzliche medizinische Hilfe in Anspruch
nehmen. Außerdem wurden bei der Anwendung von Verneblern laut Autorenteam mehr Handhabungsfehler
gemacht.