Kommentar zur Arbeit „Fotografie in der Handchirurgie. Grundlegende Kenntnisse und Standards“

Wir möchten den Autoren zur umfassenden Ausführung dieser wichtigen Thematik gratulieren [1]. Obwohl fotodokumentarische Standards seit Jahrzehnten definiert und ausser Zweifel sind [2], findet dieser essentielle Bestandteil der Qualitätssicherung immer noch zu wenig Beachtung.

Unsere kürzlich veröffentlichte Untersuchung der Publikationen in den bedeutendsten internationalen Journalen der plastischen Chirurgie [3], ergab grobe Mängel in Bezug auf die Einhaltung der Fotodokumentations-Standards. Trennt man die hier gewonnenen Daten nunmehr in hand­chirurgische und sonstige Publikationen auf ([Tab. 1]), zeigt sich, dass die Einhaltung der für das Ergebnis wesentlichen Faktoren, der Haltung des Patienten vor der Kamera, der richtigen Einstellung des Fotografie-Winkels und der Wahl des korrekten Fotoausschnitts, in handchirurgischen Publikationen besser gewährleistet ist. Trotzdem zeigen sich auch hier grobe Mängel, insbesondere die Standards betreffend, die zwar das Ergebnis nicht verfälschen, jedoch den Blick des Betrachters ablenken oder Teile der Hand verdecken (nicht abgelegte Kleidung und Schmuck, fehlende Verwendung eines monochromen Hintergrundes).

Tab. 1 Einhaltung der Fotodokumentations-Standards in Publikationen plastisch-chirurgischer Top-Journale.

%	Hand	sonstige Lokalisation
Patienten-Haltung	83,3	68,8
Kamera-Winkel	91,7	77,6
Fotoausschnitt	91,7	84,4
Hintergrund	83,3	79,7
Kleidung	58,3	30,0
Schmuck	83,3	43,9

Dass fehlerhafte Fotodokumentation das Ergebnis verfälschen kann, ist zumindest für die Gesichtsfotografie seit Langem bewiesen und wird in hierfür verwendeten Begriffen wie „photographic rhinoplasty“ und „photographic necklift“ [4] deutlich. Das Ausmaß dieser Verfälschung in der Gesichtsfotografie haben wir in einer weiteren vor kurzem veröffentlichten Studie quantifiziert [5]. Für die handchirurgische Fotodokumenta­tion ist diese Frage noch nicht ausreichend adressiert. Zwar bietet hier, anders als in der Gesichtsfotografie, die Angabe des Beweglichkeitsausmaßes der einzelnen Gelenke ein objektives Funk­tionskriterium. Funktionsaufnahmen können jedoch das klinische Bild, indem sie die einzelnen Gelenke nicht isoliert, sondern im Zusammenspiel abbilden, erweitern, sofern sie korrekt, also in der jeweiligen Gelenksendstellung aufgenommen werden. Jedoch könnten somit auch hier fehlerhafte Funktionsaufnahmen zu einer Verzerrung des Ergebnisses führen.

Wir stimmen mit den Autoren überein, dass eine korrekte und standardisierte Fotodokumenta­tion, insbesondere auch in der Handchirurgie, ein essentieller Bestandteil der medizinischen Dokumentation und Qualitätssicherung ist. Die von uns aufgezeigte Tatsache, dass die Standards in der Handchirurgie besser eingehalten werden als in anderen Gebieten der plastischen Chirurgie, sollte uns nicht dazu verleiten, uns auf unseren Lorbeeren auszuruhen, sondern zu vermehrtem Ehrgeiz ermuntern.

• Literatur

• 1 Von Campe A, Strub B, Meuli-Simmen C. Fotografie in der Handchirurgie. Grundlegende Kenntnisse und Standards. Handchir Mikrochir Plast Chir 2012; 44: 272-279
• 2 Zarem A. Standards of photography. Plast Reconstr Surg 1984; 74: 137-144
• 3 Riml S, Piontke AT, Larcher L et al. Widespread disregard of photographic documentation standards in plastic surgery: a brief survey. Plast Reconstr Surg 2010; 126: 274e-276e
• 4 Dickason W, Hanna D. Pitfalls of comparative photography in plastic and reconstructive surgery. Plast Reconstr Surg 1976; 58: 167-175
• 5 Riml S, Piontke AT, Larcher L et al. Quantification of faults resulting from disregard of standardised facial photography. J Plast Reconstr Aesthet Surg 2011; 64: 898-901