Rofo 2013; 185(7): 668-670
DOI: 10.1055/s-0033-1335137
Der interessante Fall
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Seltene Ursache des akuten Abdomens: Jejunaldivertikulitis

L.-M. Dendl
,
S. Brost
,
A. G. Schreyer
Further Information

Publication History

25 October 2012

22 February 2013

Publication Date:
21 May 2013 (online)

Einführung

Eine häufige Differenzialdiagnose des akuten Abdomens stellt insbesondere bei der Patientengruppe der über 40-Jährigen die Divertikulitis dar. Sind bis zu 40 % der über 40-Jährigen von der Divertikulose des Sigmas bzw. des Colon descendens betroffen, so ist die Divertikulose des Dünndarms, das Meckel-Divertikel als wahres Divertikel und Residuum des Ductus omphaloentericus ausgenommen, deutlich seltener. Für erworbene Divertikel des Jejunums und Ileums wird eine Inzidenz von etwa 2 % angegeben (Maglinte DDT et al. Radiology 1986; 158: 577 – 580). Jejunaldivertikel können isoliert auftreten, sind aber in 35 % mit einer Divertikelkrankheit des Kolons, in 26 % mit Duodenaldivertikeln und in 2 % mit Ösophagusdivertikeln vergesellschaftet (Baskin RH Jr et al. Surg Clin North Am 1952; 1185 – 1196; Benson RE et al. Ann Surg 1943; 118: 377 – 393). In der Regel sind ältere Patienten und Männer häufiger betroffen (Akhrass R et al. Am Coll Surg 1997; 184: 383 – 388). Ist das Jejunum betroffen, handelt es sich in den meisten Fällen um eine Herniation der Mukosa und Submukosa durch die Muskelschicht des Darmes im Bereich der Vasa recta als Prädilektionsstelle mit noch subseröser Lage i. S. eines Pseudodivertikels. Die Anzahl und Größe der Divertikel kann stark variieren, es sind Divertikel mit einer Größe zwischen wenigen Millimetern und 10 cm beschrieben. Typischerweise haben die jejunalen Divertikel einen deutlich breiteren Divertikelhals als Kolondivertikel (Meyers MA. Gastrointest Radiol 1976; 1: 49 – 58). Meist handelt es sich bei Jejunaldivertikeln um Zufallsbefunde. Man geht von ca. 60 % symptomfreien Trägern aus. Bei klinisch apparenten Verläufen können die Symptome stark variieren und sind eher unspezifisch. Bei akuter Jejunaldivertikulitis sind Komplikationen relativ selten und werden in der Literatur unter 13 % angegeben (Huguenin A et al. Ann Chir 1999; 53: 522 – 526). Prinzipiell ist das Spektrum der Komplikationen denen der Divertikulitis des Sigmas bzw. Kolons sehr ähnlich. So können bei rezidivierenden Divertikulitiden gedeckte Perforationen, Fisteln bis hin zu Briden mit konsekutiver Ileussymptomatik entstehen. Insbesondere im Fall einer Perforation ist eine zeitnahe Diagnosestellung für ein optimales Behandlungsregime unumgänglich.