Pneumologie 2013; 67(02): 75
DOI: 10.1055/s-0033-1336063
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Lungentransplantation – Auch Raucher sind als Spender wichtig

Contributor(s):
Horst Gross
Bonser RS et al.
Lancet 2012;
380: 747-755
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Publication History

Publication Date:
11 February 2013 (online)

 

    Spenderlungen von Rauchern sind in einem funktionell reduzierten Zustand. Das beeinträchtigt den Erfolg der Transplantation. Trotzdem kann auf Spenderlungen von Rauchern nicht verzichtet werden, denn sie ermöglichen kürzere Wartezeiten bis zur Transplantation und damit eine wesentliche Verbesserung der Prognose. Dies macht die retrospektive Datenanalyse von R. S. Bonser et al. deutlich.
    Lancet 2012; 380: 747–755

    Die Transplantation von Spenderlungen von Rauchern wird in der Literatur kritisch bewertet. Deren Vorschädigung beeinträchtigt nachhaltig den Transplantationserfolg. Unklar war bisher, in welchem Umfang die Prognose beeinflusst wird. Dabei ist von besonderem Interesse, welchen prognostischen Effekt der Verzicht auf Rauchertransplantate hätte, da die Betroffenen dann dem Risiko ausgesetzt sind auf der Warteliste frühzeitig zu versterben.

    Retrospektiv analysierten die Forscher die Daten von 1295 Lungentransplantationen im Zeitraum von 1999–2010 (UK Transplant Registry). 510 Transplantate stammten von Rauchern. Primäres Zielkiterium war die 3-Jahres-Überlebenszeit nach der Transplantation. Zusätzlich wurde geprüft, wie Ko-Risiken die Mortalitätsprognose beeinflussen. Das funktionelle Ergebnis der Transplantation wurde zusätzlich ausgewertet. Die 3-Jahres-Überlebensrate lag bei 67 %, wenn das Transplantat von einem Nichtraucher, bei 56 %, wenn es von einem Raucher stammte. Somit stieg durch den Einsatz des Rauchertransplantats das Risiko um 36 % (adj. HR). Gegenüber dem Verbleib auf der Warteliste war dies trotzdem von Vorteil, denn das Abwarten einer Nichtraucherlunge hätte das 3-Jahres-Mortalitätsrisiko um 21 % (nicht adj. HR) über das Risiko eines Rauchertransplantats hinaus erhöht. Bei der prognostisch besonders schlechten Indikation zystische Fibrose wären somit auf der Warteliste etwa 95 % in der 3-Jahresfrist verstorben, transplantiert (ohne Berücksichtigung Raucherstatus) dagegen nur ca. 65 %.

    Funktionell zeigte das Nichtrauchertransplantat bessere Resultate. Die maximale FEV1 lag bei 2,71 l/s (Raucherlungen 2,42 l/s). Zusätzlich konnten die Forscher den Zytomegaliestatus, die Körpergröße, das Geschlecht und das Alter als wesentliche unabhängige Risiken für die Mortalität identifizieren.

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    Die Transplantation einer Raucherlunge ist zwar mit einer geringeren 3-Jahres-Überlebensrate verbunden, zeigte jedoch einen Überlebenvorteil gegenüber der Warteliste für eine Nichtraucherlunge. (Bild: CCvision.)
    Fazit

    Der Ausschluss von Rauchern als potenzielle Organspender ist nicht gerechtfertigt, weil dies die Überlebenschancen der Betroffenen wesentlich verschlechtert. Die Autoren geben zu bedenken, dass in der Praxis ca. 40 % der Spenderlungen von Rauchern stammen. Die sich hieraus ergebende Problematik muss deshalb offensiver mit den potenziellen Empfängern besprochen werden.


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    Die Transplantation einer Raucherlunge ist zwar mit einer geringeren 3-Jahres-Überlebensrate verbunden, zeigte jedoch einen Überlebenvorteil gegenüber der Warteliste für eine Nichtraucherlunge. (Bild: CCvision.)