Dtsch Med Wochenschr 2013; 138(15): 761
DOI: 10.1055/s-0033-1337401
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Herr Doktor, gibt es nicht etwas Pflanzliches?

D. Umbreit
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Publication Date:
02 April 2013 (online)

Das Vertrauen vieler Patienten in die Natur ist groß. Von pflanzlichen Arzneimitteln versprechen sie sich Heilung auf natürlichem Wege ohne Nebenwirkungen. Entsprechend häufig sind die Fragen nach pflanzlichen Alternativen, oder die Patienten ergreifen sogar selbst die Initiative.

Dass „Pflanzliches“ nicht immer harmlos ist, zeigt der Fallbericht ab S. 783 in diesem Heft. Die Patientin litt seit Jahren an einer juckenden Hauterkrankung. Ein Phytopharmakon aus Vietnam versprach die Linderung diabetogener Hauterkrankungen. Obwohl sie nicht an Diabetes erkrankt war, nahm die Patientin eine unbekannte Menge des Phytopharmakons ein und fiel ins Koma, von dem sie nie mehr erwachte. Die chemische Analyse ergab, dass das Präparat Glibenclamid enthielt – je nach Tablette in unterschiedlicher Menge. Das Koma führten die Autoren auf eine schwere Hypoglykämie zurück.

Vor der Einnahme unkontrollierter pflanzlicher Präparate kann man also nur warnen und versuchen, die Patienten detailliert aufzuklären. Nicht alles, was pflanzlich ist – oder pflanzlich genannt wird –, ist harmlos und nicht alles, was chemisch ist, ist giftig!