Ebelt-Paprotny G., Preis R. (Hrsg.)
Leitfaden Physiotherapie.
6., überarb. u. erw. Auflage, Elsevier Verlag 2012, 991 S., 44,99 €.
ISBN: 978-3-437-45164-5
Der Leitfaden bietet einen guten Überblick über Anwendungsbereiche und therapeutische
Strategien der gängigsten Erkrankungen und Leitsymptome. Die ICF dient der Strukturierung
für dieses Werk. Das ist positiv, denn dadurch findet sie im therapeutischen Alltag
weitere Anwendung und fördert die Professionalisierung der Physiotherapie.
Das Buch zeigt auf kleinem Raum eine große Breite an Krankheitsbildern. Daneben findet
sich ein ausführlicher Überblick über aktuelle therapeutische Denkweisen und Verfahren
- sehr gut für Berufsanfänger. Hervorzuheben ist auch der Grundlagenteil zu Beginn
des Buchs, der beispielsweise über neuste Erkenntnisse im motorischen Lernen, einem
wichtigen Kapitel für Neurologie und Orthopädie, informiert. Deutliche Schwächen zeigen
die Kapitel der Neurologie. Die Eingliederung in die ICFEbenen ist teilweise schwammig
oder sogar falsch, und die Therapiestrategien entsprechen nicht dem neusten Stand
der wissenschaftlichen Evidenz. So ist zum Beispiel „bla bla“ für die Verbesserung
der Sprachartikulation bei Patienten mit Parkinson doch sehr fragwürdig.
Grundsätzlich sollte man bei solch verbreiteten Standardwerken durchgehend auf die
Primärliteratur verweisen und mit Literaturangaben nicht sparen, denn dies ist die
Grundlage einer wissenschaftlichen Arbeit und bringt die Physiotherapie auf Augenhöhe
mit den Ärzten.
Der Leitfaden Physiotherapie zeigt die Vielfalt unseres Berufs auf, muss aber bei
der Umsetzung noch an Struktur gewinnen und sich den neusten Evidenzen öffnen.
Jens Heber, Physiotherapeut aus München