Neueren Schätzungen zufolge leiden etwa 5 % der Allgemeinbevölkerung unter neuropathischen
Schmerzen [
1
]. Zu den peripheren Neuropathien gehören z. B. postzosterische Neuralgien, postoperative
Neuropathien, periphere neuropathische Schmerzen aufgrund von Engpasssyndrom oder
Krebserkrankungen, diabetische Polyneuropathie sowie Phantom- und Narbenschmerzen.
Neueste Daten der QUEPP-Studie zeigen: Nicht die Art des Schmerzsyndroms ist für eine
erfolgreiche Behandlung entscheidend, sondern die Dauer des vorbestehenden Schmerzes.
Die neue QUEPP-Studie
Das ursprüngliche Ziel der nicht-interventionellen Studie war es, die Wirksamkeit
des 8 %igen Capsaicin-Pflasters (QuentenzaTM) bei verschiedenen Schmerzsyndromen zu
untersuchen. Es wurden insgesamt 1044 Patienten mit unterschiedlicher Schmerzsymptomatik
in die Studie eingeschlossen. Die Patienten waren im Schnitt 61,2 Jahre alt und litten
unter einem durchschnittlichen NPRS-Score von 6,30. Während die Wirksamkeit des Pflasters
bei den unterschiedlichen Schmerzsyndromen vergleichbar gut war, zeigte sich ein Einfluss
der Erkrankungsdauer auf den Therapieerfolg: Je kürzer die Dauer des vorbestehenden
Schmerzes, desto höher die Response bei einer Behandlung mit dem Capsaicin-Pflaster.
Im Vergleich zur Baseline konnte eine signifikante Schmerzreduktion um ≥ 30 % in der
Gruppe <6 Monate bei 61,68 % der Patienten erreicht werden. Bei der 6 Monate bis 2
Jahres- und in der 2–10 Jahres-Gruppe waren es 42,27 % bzw. 40,85 %, bei Patienten
mit mehr als 10-jähriger Schmerzkarriere noch 32,32 % [
2
].
Die absolute Schmerzreduktion war bei den verschiedenen Schmerzsyndromen ebenfalls
signifikant. So reduzierte sich der NPRS-Score bei Patienten mit postzosterischer
Neuropathie von 6,3 auf 4,36. Bei postoperativen Neuralgien und Polyneuropathien sank
der NPRS-Score auf 4,51 bzw. 4,44 (jeweilige Baseline: 6,2/6,19).
Auch beim Vergleich der Schmerzintensität zwischen Woche 1 bis 2 und Woche 12 schnitt
die 6-Monats-Gruppe deutlich besser ab als die > 10-Jahres-Gruppe – je kürzer der
Schmerz bestand, umso höher war die Schmerzreduktion und umso langsamer kehrten die
neuropathischen Schmerzen zurück. 12 Wochen nach der Capsaicin-Pflaster-Therapie waren
die NPRS-Score der Patienten mit <6-monatiger Erkrankung signifikant um 3,12 von 6,33
auf 3,21 gesunken [
2
].
Rechtzeitige Diagnose und Therapie
Wie schnell Schmerzen chronifizieren, betonte Prof. Rolf-Detlef Treede, Leiter des
Lehrstuhls für Neurophysiologie der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität
Heidelberg: "Bereits nach weniger als 6 Monaten kann ein Schmerzgedächtnis entstehen".
Weitere zentrale Einflussfaktoren sind dabei neben der Dauer des Schmerzes auch seine
Häufigkeit, die Stärke und die Anzahl der betroffenen Schmerzregionen. "Daher ist
es wichtig, den neuropathischen Schmerz möglichst schnell zu erkennen und die richtige
Therapie einzuleiten", so Prof. Treede. "Hierfür ist es wichtig, dass Patienten rechtzeitig
zum Arzt gehen, dort die korrekte Diagnose gestellt und eine Therapie eingeleitet
wird." Das sei nicht selbstverständlich: Viele Patienten wollen den Schmerz aushalten
und wenden sich erst nach einem langen Leidensweg an einen Arzt.
Wenn Schmerzspezialisten wie Dr. Uwe Kern eingeschaltet werden, ist die Erkrankung
meist weit fortgeschritten: "Ich sehe die Patienten leider erst in einem Stadium,
in dem die Chronifizierung bereits begonnen oder sich manifestiert hat. Und das erschwert
eine effektive Behandlung", sagt der niedergelassene Schmerztherapeut aus Wiesbaden.
Dr. Marion Rukavina, Stuttgart
Quelle: Pressegespräch "Chronifizierung vermeiden, Lebensqualität erhalten: Frühzeitige
Behandlung peripherer neuropathischer Schmerzen mit QutenzaTM" im Rahmen des Deutschen
Schmerzkongresses am 19. Oktober 2012 in Mannheim.