Sekundärer Hyperparathyreoidismus – Cinacalcet senkt PTH und verbessert Kalzium- und Phosphat-Homöostase

Der sekundäre Hyperparathyreoidismus (sHPT) ist eine häufige Folge der chronischen Niereninsuffizienz. Er entsteht aufgrund einer urämiebedingten Störung des Mineralhaushalts. Die PTH-Sekretion (PTH: Parathormon) ist dabei teilweise massiv erhöht. Dies stimuliert die Freisetzung von Kalzium aus den Knochen. Längerfristig können sich dadurch osteoporoseähnliche Beschwerden mit Schmerzen und vermehrten Frakturen entwickeln. Außerdem drohen vaskuläre Kalzifikationen und vermehrt kardiovaskuläre Ereignisse, so Prof. Johann Braun, Nürnberg.

Weniger Verkalkungen durch Cinacalcet

Bisher wurde der sHPT traditionell mit aktivem Vitamin D behandelt, erklärte Braun. "Dieses supprimiert das PTH durch einen direkten Angriff auf den Vitamin-D-Rezeptor und bewirkt so eine Downregulation der PTH-Sekretion." Nachteilig dabei ist, dass aktives Vitamin D die Kalzium- und Phosphat-Resorption steigert. Für Dialysepatienten mit sHPT bietet sich alternativ die Behandlung mit dem oralen Calcimimetikum Cinacalcet (Mimpara^®) an, das seit 2004 zugelassen ist. Cinacalcet senkt das PTH und verbessert gleichzeitig die Kalzium- und Phosphat-Homöostase.

Es gibt bereits Hinweise, dass eine verbesserte Kontrolle von Kalzium und Phosphat mit Cinacalcet vaskuläre und kardiale Verkalkungen vermeiden und so die Mortalität senken könnte. In Bezug auf kardiovaskuläre Verkalkungen konnte dies die ADVANCE[ ¹ ]-Studie [ 1 ] im Vergleich von Cinacalcet plus niedrig dosiertem Vitamin D zur Vitamin-D-Monotherapie zeigen. An allen untersuchten Stellen wie Koronararterien, thorakaler Aorta, Aortenklappe oder Mitralklappe traten in der Cinacalcetgruppe weniger Verkalkungen auf.

EVOLVE-Studie

Den Nachweis, dass Cinacalcet zusätzlich zur Standardtherapie das Risiko für tödliche oder nicht tödliche kardiovaskuläre Ereignisse bei Dialysepatienten mit sHPT senken könnte, sollte die im Jahr 2007 initiierte EVOLVE[ ² ]-Studie [ 2 ] bringen, die im New England Journal of Medicine publiziert wurde. Eingeschlossen waren 3883 Hämodialysepatienten aus 50 Zentren weltweit, erläuterte Prof. Helmut Reichel, Villingen-Schwenningen. Patienten sollten ein PTH von über 300 pg/ml aufweisen, im Mittel erreichten sie 692 pg/ml. Die Behandlung erfolgte mit Cinacalcet bzw. Placebo plus Standardtherapie mit Phosphatbindern oder aktivem Vitamin D.

Der primäre Endpunkt (Zeit bis zum Tod oder einem nicht tödlichen kardiovaskulären Ereignis) nahm in der Verumgruppe relativ um 7 % ab. Dieses Ergebnis war statistisch nicht signifikant. Anders sah es nach einer geplanten Analyse aus, die den Altersunterschied zwischen der Cinalcalcetgruppe (Median 55 Jahre) und der Placebogruppe (Median 54 Jahre) ausglich. Danach senkte Cinacalcet den primären Endpunkt um 12 % ab. Reichel wertete die Studie als Erfolg: Präspezifizierte Zusatzanalysen zeigen deutliche Vorteile für Cinacalcet. Außerdem lieferte EVOLVE die mit weitem Abstand beste Evidenz für eine erfolgreiche Behandlung des sHPT.

Martin Bischoff, Planegg

Quelle: Pressegespräch "Neue Daten zur Therapie des sekundären Hyperparathyreoidismus (sHPT)", München, veranstaltet von der Amgen GmbH, München

¹ A randomizeD VAscular calcificatioN study to evaluate the effects of CinacalcEt

² Evaluation Of Cinacalcet Therapy to Lower CardioVascular Events

• Literatur

• 1 Raggi P, Chertow GM, Torres PU et al. ADVANCE Study Group. The ADVANCE study: a randomized study to evaluate the effects of cinacalcet plus low-dose vitamin D on vascular calcification in patients on hemodialysis. Nephrol Dial Transplant 2011; 26: 1327-1339
• 2 Chertow GM, Correa-Rotter R, Block GA et al. Baseline characteristics of subjects enrolled in the Evaluation of Cinacalcet HCl Therapy to Lower Cardiovascular Events (EVOLVE) trial. Nephrol Dial Transplant 2012; 27: 2872-2879