Mollberg BM et al.
Quality of life after Radial Pleurectomy Decortication for Malignant Pleural Mesothelioma.
Ann Thorac Surg 2012;
94: 1086-1092
Im multimodalen Therapiekonzept des malignen Pleuramesothelioms bieten sich für die
operative Behandlung zwei Verfahren an, die extrapleurale Pneumonektomie (EPP) und
die Pleurektomie / Dekortikation (P / D). Letztere ist schonender.
Mollberg NM et al. Quality of life after Radial Pleurectomy Decortication for Malignant
Pleural Mesothelioma. Ann Thorac Surg 2012; 94: 1086–1092 . Pass HI. Invited Commentory.
Ann Thorac Surg 2012; 94: 1092–1093
Bei der operativen Behandlung eines malignen Pleuramesothelioms (MPM) gehen mögliche
Überlebensvorteile häufig mit zusätzlichen Einschränkungen der Lebensqualität einher.
Es sei denn, es kommt die im Vergleich zur EPP schonendere P / D zum Einsatz. Unter
bestimmten Voraussetzungen kann sie sogar zu einer Verbesserung der Lebensqualität
führen. Zu diesem Ergebnis kommt die Arbeitsgruppe um N. Mollberg von der University
of Illinois. Sie hatten 28 konsekutive Patienten im Alter von 54–89 Jahren, die sich
einer radikalen P / D unterzogen, prospektiv untersucht. 23 Patienten waren im fortgeschrittenen
Tumorstadium III oder IV. 20 erhielten eine adjuvante Chemotherapie. Vor P / D sowie
1, 5–6 und 8–9 Monate danach füllten die Patienten einen Lebensqualitätsfragebogen
für Krebspatienten (EORTC QLQ-C30) aus. Dieser erfasst die globale Lebensqualität
sowie 5 Funktionsskalen (körperliche, emotionale, soziale, kognitive und Rollenfunktion),
3 Symptomskalen (Müdigkeit, Übelkeit / Erbrechen, Schmerz) und 6 Einzelitems (Dyspnoe
Schlafstörungen, Appetitverlust, Obstipation, Diarrhoe, finanzielle Situation). Die
Ergebnisse werden auf Werte von 0–100 transformiert (100 = bestes Ergebnis bei globaler
Lebensqualität und Funktionen; 100 = schlechtestes Ergebnis bei Einzelitems und Symptomen).
Alle Teilnehmer wurden zu Beginn gemäß WHO Performance Status (PS) einer Gruppe 0
(normale Aktivität wie vor der Erkrankung) oder einer Gruppe 1 (Einschränkung bei
körperlicher Anstrengung, leichte körperliche Arbeit möglich, gehfähig) zugeordnet.
16 Patienten wiesen einen PS-Ausgangswert von 0 auf, 12 hatten einen Wert von 1. Vor
der Operation schnitten in der PS-Gruppe 0 die Bereiche globale Lebensqualität (68,8
Punkte), soziale Funktion (67,7) und Müdigkeit (43,8) relativ am schlechtesten ab.
Patienten mit PS 1 zeigten bereits deutliche Einschränkungen bei der globalen Lebensqualität
(52,8), der Rollenfunktion (52,8), der sozialen (59,7) und der emotionalen (58,3)
Funktion. Auch fühlten sie sich häufig durch Dyspnoe (42,4), Müdigkeit (50,0) und
Appetitlosigkeit (61,1) beeinträchtigt.
1 Monat nach P / D litten beide PS-Gruppen noch unter den Auswirkungen der Operation.
4–5 Monate später ergaben sich für die PS-Gruppe 0 keine wesentlichen Unterschiede
zur Ausgangssituation, während PS-1-Patienten signifikante Verbesserungen in puncto
Lebensqualität, Müdigkeit und Dyspnoe verspürten. 8–9 Monate postoperativ verzeichneten
Patienten in PS 0 einen deutlichen Rückgang der Müdigkeit, während die übrigen Parameter
dem präoperativen Status entsprachen. Bei Patienten mit PS 1 zeigten sich weiterhin
Verbesserungen bei der globalen Lebensqualität sowie bei den Symptomen Müdigkeit,
Dyspnoe und Appetitverlust.
Fazit
Die P / D hatte bei MPM-Patienten, die sich zu Therapiebeginn in gutem Allgemeinzustand
befanden, keine negativen Auswirkungen auf die Lebensqualität. Bei denjenigen mit
bereits primär reduziertem Allgemeinzustand trat sogar eine Verbesserung der Lebensqualität
ein, zumindest während des Beobachtungszeitraumes von 8–9 Monaten. Allerdings wird
die Aussagekraft der Studie durch die kleine Fallzahl limitiert. Offen bleibt beispielsweise
auch die Frage, welchen Anteil am Ergebnis möglicherweise die adjuvante Therapie hat.
Zum Kommentar
Die Studie von Mollberg et al. füllt eine wichtige Lücke im Management des Pleuramesothelioms,
kommentiert H. Pass von der New York University School of Medicine. Sie verdeutliche
die sich ändernde Sichtweise auf das chirurgische Vorgehen. Es sei damit zu rechnen,
dass bei selektierten Patienten im Stadium I oder II, die nur geringe Symptome aufwiesen,
die P / D der EPP künftig den Platz als Standardtherapie streitig mache. Für den Patienten
sei es ein wichtiger Fortschritt, dass nun Daten existierten, die belegten, dass die
Funktionen nach P / D erhalten blieben, selbst wenn ein Rezidiv auftrete. Solange
wenig Aussicht auf eine kurative Behandlung bestehe, solle man versuchen, das Krankheitsgeschehen
im Sinne einer "chronischen" Erkrankung aufzufassen, so Pass.