Pneumologie 2013; 67(03): 135
DOI: 10.1055/s-0033-1341337
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

COPD – Hinweise auf Mimivirus nicht bestätigt

Contributor(s):
Volker Kriegeskorte

Respir Med 2012;
106: 1690-1694
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Publication History

Publication Date:
05 March 2013 (online)

 

Bei dem kürzlich entdeckten Mimivirus lag die Vermutung nah, dass es eine pathogene Rolle bei Atemwegserkrankungen spielt. Bei Pneumonie-Patienten waren in Studien Antikörper gegen das Virus aufgetreten. Untersuchungen eines niederländischen Teams konnten dessen Präsenz in einer Studienpopulation mit Patienten, die unter chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) litten, jedoch nicht bestätigen.
Respir Med 2012; 106: 1690–1694

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Über die Polymerasekettenreaktion (PCR) und die anschließende Gelelektrophorese (hier ein Beispiel) kann die DNA von Viren auch in kleinen Mengen nachgewiesen werden. (Bild: Anna Trawicka.)

Der Acanthamoeba-polyphaga-Mimivirus ist ein gigantischer DNA-Virus. Frühere Studien mit schwer kranken, meist ventilierten Patienten erbrachten Hinweise darauf, dass er, ähnlich wie andere amöbenassoziierte Mikroorganismen, eine Rolle bei der respiratorischen Pathologie spielen und zur Exazerbation von COPD beitragen könnte. M. J. Vanspauwen von der Universität Maastricht und Kollegen überprüften diese Annahme. Dazu sammelten sie Sputumproben während der stabilen Phase und im Verlauf von Exazerbationen von COPD-Patienten, die an einer pulmonalen Rehabilitation teilnahmen. Die Mikrobiologen untersuchten alle Sputumproben mittels Echtzeit-PCR auf Mimiviren. Außerdem analysierten sie Serumproben hinsichtlich der Präsenz von Antikörpern gegen dieses Virus.

Die in die Untersuchung aufgenommenen 109 Patienten wiesen ein mittleres Alter von 66 Jahren bei einer Altersspanne von 42–85 Jahren auf. 31 Patienten waren Raucher, 78 hatten das Rauchen aufgegeben. Insgesamt waren 220 Sputumproben für die Auswertung geeignet. 115 Proben stammten aus der stabilen Phase des Rehabilitationsprogramms, 105 aus der Exazerbationsphase. Von den 118 Serumproben für die Antikörperanalyse stammten 30 aus der Exazerbationsphase und 88 aus der stabilen Phase.

Keine Mimivirus-DNA im Sputum

Die Forscher konnten in keiner der Sputumproben Mimivirus-DNA mittels Echtzeit-PCR entdecken. Zusätzliche Tests mittels Gelelektrophorese brachten ebenfalls keine positiven Ergebnisse. In 3 Serumproben (2 davon während der Exazerbation gesammelt) von 3 Patienten fanden die Forscher Antikörper gegen den Mimivirus. Nur in einer Probe stieg der Antikörpertiter an.

Fazit

Nach Angaben der Autoren ist dies die erste Studie, die sich mit dem Mimivirus bei COPD-Patienten in der pulmonalen Rehabilitation befasst. In dieser Population fanden sich keine eindeutigen Hinweise auf Mimiviren im Sputum oder auf Antikörper im Serum. Als mögliche Erklärungen führen die Autoren eine virale Belastung unterhalb des Entdeckungslimits oder das Auftreten eines Polymorphismus im Amplifikationsbereich auf, der zu negativen PCR-Ergebnissen geführt haben kann. Bisher bleibt somit die Rolle des Mimivirus bei der akuten Exazerbation von COPD unklar.


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Über die Polymerasekettenreaktion (PCR) und die anschließende Gelelektrophorese (hier ein Beispiel) kann die DNA von Viren auch in kleinen Mengen nachgewiesen werden. (Bild: Anna Trawicka.)