Obwohl Inzidenz und Prävalenz der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) zunehmen,
gibt es kaum Studien, die den Verlauf von der ersten schweren Exazerbation an untersucht
haben. Suissa et al. haben nun eine Studie veröffentlicht, in der 73 106 Patienten
mit COPD über einen Zeitraum von 17 Jahren (1990-2005) von der ersten schweren Exazerbation
an beobachtet wurden.
Thorax 2012; 67: 957-963
Als Ergebnis dieser Studie wurden 2 neue Strategieziele in der Behandlung der COPD
definiert. Endpunkte waren COPD-Exazerbationen während des Krankenhausaufenthalts
und Mortalität. Ausgeschlossen wurden Patienten unter 55 Jahren und Patienten, die
zu einem früheren Zeitpunkt wegen eines Asthma bronchiale stationär behandelt worden
waren. Das Durchschnittsalter der Patienten beim Aufnahme in die Studie lag bei 75
Jahren. Etwa 45 % der Studienteilnehmer (33 166) erlitten mindestens eine schwere
Exazerbation im Beobachtungszeitraum.
Der mittlere Abstand zwischen der 1. und der 2. Exazerbation betrug 5 Jahre und sank
auf weniger als 4 Monate von der 9. zur 10. schweren Exazerbation. Es zeigte sich,
dass nach der 2. Exazerbation das Risiko für ein erneutes Ereignis um das 3-Fache
erhöht war, während es nach der 10. Exazerbation auf das 24-Fache anstieg. Die mittlere
Überlebensrate lag bei 3,6 Jahren. Die Mortalität betrug 75 % nach 7,7 Jahren und
96 % nach 17 Jahren. In der ersten Woche nach stationärer Aufnahme lag die Mortalitätsrate
nach einer schweren Exazerbation bei 40 pro 10 000 pro Tag, nach 3 Monaten bei 5 pro
10 000 pro Tag.
Die rasche Verschlechterung des Gesundheitszustands nach der 2. Exazerbation und die
hohe Mortalitätsrate in den Wochen nach jeder schweren Exazerbation erfordern neue
Strategieziele, so die Autoren. Dies sei zum einen die Verzögerung einer 2. schweren
Exazerbation und zum anderen das Verbessern der Behandlung von schweren Exazerbationen.