Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2013; 48(3): 150-154
DOI: 10.1055/s-0033-1342898
Fachwissen
Intensivmedizin & Schmerzmedizin
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Einführung der SOP Schmerz-Intensiv – Eigenständige, differenzierte Schmerz-SOP für die interdisziplinäre Intensivstation

The implementation of an independent and differentiated pain management SOP (Standard Operating Procedure) for the interdisciplinary Intensive Care Unit.
Hansjörg Aust
,
Hinnerk Wulf
,
Timon Vassiliou
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
15. April 2013 (online)

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Zusammenfassung

Die Schmerztherapie auf Intensivstationen ist ein wiederholt diskutiertes Problem aufgrund eines heterogenen Patientengutes mit komplexen Veränderungen in Krankheitsverlauf und Therapie. Hier bedarf es klarer Handlungsstrategien und Standardisierungen. Die weit verbreiteten standardisierten Handlungsanweisungen (SOP) zur Analgosedierung sind oft zu unflexibel. Dies kann gerade auf Intensivstationen ohne permanente ärztliche Präsenz zu Handlungsunsicherheiten beim Pflegepersonal mit resultierend verzögerter Schmerztherapie führen. Im Rahmen eines Pilotprojektes wurde auf unseren anästhesiologisch geführten interdisziplinären Intensivstationen eine sedierungsunabhängige SOP-Schmerz eingeführt. Die SOP wurde 6 Monate nach Implementierung durch das Pflegeteam mit „gut“ bewertet, wobei vor allem ein schnellerer Beginn der Schmerztherapie beobachtet werden konnte.

Abstract

Up to the present day, pain management in the ICU (Intensive Care Units)is a unresolved clinical problem due to patient heterogeneity with complex variation inetiopathology and treatment of the underlying diseases. Therefore, therapeutic strategies in terms of standard operating procedure (SOP) are a necessary to improve the pain management for intensive care patients. Common guidelines for analgosedation are often inadequate to reflect the clinical situation. In particular, for an ICU setting without permanent presence of a physician a missing pain management SOP resulting in delayed pain therapy caused by a therapeutic uncertainty of the nurse staff.

In addition to our pre-existing SOP for analgosedation we implemented a pain management SOP for our interdisciplinary, anaesthesiologic ICU. A exploratory survey among the nurse staff was conducted to assess the efficacy of the SOP. The results of the evaluation after a 6 month follow-up indicated a faster onset of pain management and good acceptance by the nursing staff.

Kernaussagen

  • Interdisziplinäre Intensivstationen benötigen ein eindeutiges Konzept zur Schmerzerfassung, -dokumentation und -therapie um den Patientenbedürfnissen gerecht zu werden.

  • Eine allgemein formulierte SOP Analgosedierung wird in der Regel den Patientenbedürfnissen nicht gerecht.

  • Je komplexer und differenzierter das Patientengut, desto bedeutsamer ist eine eigenständige SOP Schmerz-Intensiv.

  • Der Beachtung von häufig bestehenden Organinsuffizienzen (Niere, Leber) kommt große Bedeutung zu.

  • Eine entsprechende SOP muss für den ärztlichen und pflegerischen Dienst praktikabel, transparent und nachvollziehbar sein.

  • Eine Integration der Pflegekräfte in die Erstellung dieser SOP ist empfehlenswert.

  • Eine SOP-Schmerz-Intensiv kann die Qualität der Patientenversorgung und damit die Zufriedenheit von Patienten und Angehörigen steigern.

Ergänzendes Material