Pneumologie 2013; 67(04): 195
DOI: 10.1055/s-0033-1343060
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

NSCLC – First-Line-Chemotherapie häufiger als erwartet

Contributor(s):
Volker Kriegskorte
Ritzwoller DP et al.
Lung Cancer 2012;
78: 245-252
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Publication History

Publication Date:
10 April 2013 (online)

 

    Studien haben gezeigt, dass ältere Patienten mit fortgeschrittenem nicht kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) relativ selten eine First-Line-Chemotherapie erhalten. Über die Therapie bei jüngeren Patienten war bisher wenig bekannt. D. P. Ritzwoller et al. haben nun herausgefunden, dass sie häufiger zur primären Behandlung von NSCLC angewandt wird als angenommen.
    Lung Cancer 2012; 78: 245–252

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    Mehr als die Hälfte der Studienteilnehmer erhielten innerhalb von 4 Monaten nach der Diagnose eine Chemotherapie. (Bild: ©Sebastian Kaulitzki/Fotolia)

    Bei der Behandlung von fortgeschrittenem NSCLC spielen in den USA das Verhalten von Gesundheitsorganisationen (Health Maintanance Organizations: HMO), die Abwägung hoher Kosten und der Einsatz neuer Therapeutika, wie Bevacizumab und Erlotinib eine Rolle. Diese Faktoren führen zu Variationen in der Therapie von NSCLC, die Ritzwoller et al. näher untersuchten. Dazu identifizierten sie 6614 Patienten mit NSCLC im Stadium IIIB/IV im Alter über 21 Jahre in 4 HMO, die alle beim amerikanischen Cancer Research Network (CRN) mitwirkten. Sie nahmen demografische Daten und Angaben zu Begleiterkrankungen, Tumorcharakteristika und chemotherapeutische Behandlung in logistische Regressionsmodelle auf, um die mit der Einnahme der Chemotherapeutika assoziierten Faktoren zu identifizieren.

    Wie sich anhand der Auswertungen herausstellte, erhielten 3612 (55 %) Patienten innerhalb von 120 Tagen nach der Diagnose eine Chemotherapie. Der Anteil stieg vom Jahr 2000 bis 2007 von 52 % auf 59 % jährlich an (p = 0,001). Der Erhalt von Chemotherapeutika lag bei Patienten im Alter < 65 Jahre mit 64 % deutlich höher als bei Patienten ≥ 65 Jahre mit 46 % und stand in inverser Relation zu den Stadien und Komorbiditäten. Am häufigsten erhielten die Patienten Carboplatin und Paclitaxel (zusammen 55,7 % bei Patienten < 65 Jahren bzw. 51,1 % bei denen ab 65 Jahren). Der Einsatz von Erlotinib (2,3 % unter 65 Jahren bzw. 2,4 % ab 65 Jahren) und Bevacizumab (kombiniert mit Carboplatin und Paclitaxel 4,4 % unter 65 Jahren bzw. 1,7 % ab 65 Jahren) in den späteren Jahren der Beobachtungszeit war mit einer Veränderung in der Verteilung der First-Line-Chemotherapien assoziiert. So war Erlotinib ab 2005 die am häufigsten eingesetzte Einzelsubstanz.

    Noch auffälliger war der Anstieg des Einsatzes der Dreifachkombination von Bevacizumab-Carboplatin-Paclitaxel, die ab 2007 11 % aller First-Line-Behandlungen ausmachte. Bei Patienten, die 30 Tage nach der Diagnose noch lebten, lag die primäre Anwendung von Chemotherapie in der älteren Population ab 65 Jahren höher, als bisher angenommen. Noch höher lag der First-Line-Einsatz bei jüngeren Patienten bis 65 Jahre. Gleichzeitig nahm die Anwendung von Chemotherapeutika im Verlauf der Beobachtungszeit zu.

    Fazit

    Künftige Studien könnten nach Ansicht der Autoren die im CRN verfügbaren HMO-Daten über die Primärtherapie nutzen, um chemotherapiespezifische, vergleichende Effektivitätsstudie durchzuführen, welche die vorliegenden Studien ergänzen und ausweiten.


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    Mehr als die Hälfte der Studienteilnehmer erhielten innerhalb von 4 Monaten nach der Diagnose eine Chemotherapie. (Bild: ©Sebastian Kaulitzki/Fotolia)