Dtsch Med Wochenschr 2013; 138(36): 1765-1768
DOI: 10.1055/s-0033-1343348
Kasuistik | Case report
Viszeralmedizin
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Eine ganz normale Pankreatitis?

A quite usual pancreatitis?
J. Feisthammel
1   Klinik und Poliklinik für Gastroenterologie und Rheumatologie, Department für Innere Medizin, Neurologie und Dermatologie, Universitätsklinikum Leipzig, AöR
,
J. Mössner
1   Klinik und Poliklinik für Gastroenterologie und Rheumatologie, Department für Innere Medizin, Neurologie und Dermatologie, Universitätsklinikum Leipzig, AöR
,
A. Hoffmeister
1   Klinik und Poliklinik für Gastroenterologie und Rheumatologie, Department für Innere Medizin, Neurologie und Dermatologie, Universitätsklinikum Leipzig, AöR
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Publikationsverlauf

01. Mai 2013

20. Juni 2013

Publikationsdatum:
03. September 2013 (online)

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Zusammenfassung:

Anamnese und klinischer Befund: Ein 55-jähriger Patient stellte sich mit schwersten akuten Bauchschmerzen vor. Das Abdomen war druckschmerzhaft und gespannt.

Untersuchungsbefunde: Das Notfall-CT ergab Zeichen der intra- und extrahepatischen Cholestase sowie Gallenblasensludge; die Serum-Lipase war deutlich erhöht.

Therapie und Verlauf: Es wurde eine akute biliäre Pankreatitis diagnostiziert. Nach stationärer Aufnahme kam es rasch zur klinischen Verschlechterung mit dialysepflichtigem akutem Nierenversagen sowie respiratorischer Insuffizienz. Es wurde eine Intensivtherapie über etwa 4 Wochen nötig. Anschließend wurde der Patient über die Normalstation in die Rehabilitation entlassen. Die Pankreas-Sonographie ergab zu diesem Zeitpunkt eine Organnekrose mit darstellbarer Wand („walled-off necrosis“). Etwa 7 Wochen später traten erneut kolikartige Oberbauchschmerzen auf. Trotz fehlender Hinweise auf eine Infektion wurde eine Spül-Saug-Drainage in eine Nekrosehöhle am Pankreaskopf eingelegt. Daraufhin kam es zu einer sekundären Infektion der Nekrosehöhle, sodass über 3 Monate in insgesamt 20 Sitzungen endoskopische Ausräumungen/Debridements nötig wurden. Anschließend konnte der Patient in stabilem Zustand in die Anschlussheilbehandlung entlassen werden.

Folgerung: Auch bei vermeintlich „normaler“ biliärer Pankreatitis kann es zu Komplikationen mit schwerem Verlauf kommen. Bei sterilen Nekrosen sollte das Procedere möglichst zurückhaltend sein.

Abstract

History and clinical findings: A 55-year-old man suffered from severe acute abdominal pain. 10 years previously he had been diagnosed with acute pancreatitis. On palpation, there was pronounced abdominal tenderness and guarding.

Investigations: Emergency CT revealed signs of intra- and extrahepatic cholestasis and biliar sludge; serum-lipase was increased.

Treatment and course: Acute biliary pancreatitis was diagnosed. After admission the patient's condition deteriorated; acute renal failure and respiratory insufficiency developed. After 4 weeks of intensive care he was discharged to a rehabilitation facility via normal ward. At that time pancreatic sonography showed a walled-off necrosis. 7 weeks later colicky abdominal pain occurred again. Altough there were no signs of infection, suction-irrigation drainage was administered. This led to a secondary infection of the necrotic cavity, and 20 sessions of endoscopic necrosectomy were performed for 3 month. Then the patient was discharged to follow-up treatment in a stable condition.

Conclusion: Even in supposedly „usual“ acute pancreatitis complications can lead to a prolonged course. Sterile necroses should be managed very cautiously.