Aktuelle Urol 2013; 44(02): 99-100
DOI: 10.1055/s-0033-1343919
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kurzmitteilung – Ursache von Prostatakrebs bei jüngeren Männern identifiziert

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Publication Date:
16 April 2013 (online)

 
 

    Wissenschaftler des UKE haben einen besonderen genetischen Mechanismus für die frühe Entstehung von Prostatakrebs aufgedeckt. Diese Erkenntnis könnte die Diagnostik und Therapie verbessern und erstmals eine Prävention ermöglichen. Die Ergebnisse der Studie publizieren die Forscher zusammen mit Heidelberger und Berliner Experten kürzlich in der Fachzeitschrift Cancer Cell (Cancer Cell 2013; 23: 159–170).

    Prostatakrebs gilt typischerweise als Erkrankung älterer Männer. Dennoch sind etwa 2 % der Betroffenen bei der Diagnose unter 50 Jahre alt. Diese Fälle könnten der Schlüssel zum Verständnis der Biologie dieser Erkrankung sein. Früh auftretender Prostatakrebs ist durch eine relativ kleine Anzahl genetischer Veränderungen gekennzeichnet. Darunter sind wahrscheinlich einige so genannte "Treiber-Mutationen", die Entstehen und Wachstum von Prostatakrebs besonders stark begünstigen, wie die aktuellen Forschungen bestätigen. "Es sind nur winzige Brüche im Erbgut, welche die Zellen anfällig für Krebs machen", sagt Prof. Dr. Thorsten Schlomm, leitender Arzt der Martini-Klinik, dem Prostatakrebszentrum am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Diese Brüche entstehen an spezifischen Stellen der DNA, wenn das männliche Geschlechtshormon Testosteron auf die Zellen einwirkt. Sie führen dazu, dass bis dahin inaktive Krebsgene durch den hormonellen Einfluss aktiviert werden.

    Hormonregulierte Gene waren bei den jüngeren Männern verändert

    Diese Ergebnisse wurden in Kooperation mit Forschern des European Molecular Biology Laboratory (EMBL), des Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg und des Max-Plack Instituts (MPI) in Berlin gewonnen; auf UKE-Seite war neben der Martini-Klinik das Institut für Pathologie beteiligt. Die Forscher analysierten das vollständige Erbgut von Tumoren besonders junger Patienten und verglichen es mit dem von Tumoren älterer Patienten. Dabei fanden sie markante Veränderungen bei den jüngeren Männern in hormonregulierten Genen. Diese Unterschiede konnten in einer Untersuchung an mehr als 10 000 in der Martini-Klinik operierten Patienten bestätigt werden. "Damit haben wir erstmals bewiesen, dass es bei einem häufigen Krebs altersabhängige Entstehungsmechanismen gibt", sagt Dr. Joachim Weischenfeldt vom EMBL, zusammen mit Prof. Schlomm Hauptautor der Studie.

    "Wir hoffen, dass unsere Erkenntnisse die Entwicklung neuer Strategien zur Diagnose und individualisierten Therapie fördern", sagt Schlomm. Bspw. könne im Blut von Risikopatienten nach diesen spezifischen Genveränderungen gesucht werden. Die Diagnose von relevanten Tumoren könne in einem früheren Stadium als heute gestellt und dementsprechend früher gehandelt werden. "Weiterhin gehen wir davon aus, dass durch das neue Verständnis der Entstehungsursachen von Prostatakrebs jetzt erstmals auch die Chance besteht, wirksame präventive Maßnahmen zu entwickeln, damit sich die Krankheit erst gar nicht entwickeln kann", so Schlomm.

    Nach einer Pressemitteilung (Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf)


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