Pneumologie 2013; 67(06): 356
DOI: 10.1055/s-0033-1344177
Leserbrief
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

S2K-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie der idiopathischen Lungenfibrose

J. Borchardt
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Korrespondenzadresse

Dr. Jakob Borchardt
Marschnerstr. 59
12203 Berlin

Publication History

Publication Date:
07 June 2013 (online)

 

Pneumologie 2013; 67: 81 – 111

Sehr geehrte Herausgeber der Pneumologie,

in Ihren einführenden Worten zu Heft 2/2013 der Pneumologie ermuntern Sie uns Leser, die im Heft veröffentlichte deutsche Leitlinie zu Diagnostik und Therapie der idiopathischen Lungenfibrose zu kommentieren.

Die Leitlinie stellt, von wenigen Abweichungen abgesehen, eine Übersetzung der ATS/ERS/JRS/ALAT-Leitlinie aus dem Jahr 2011 dar. Es ist nicht anzunehmen, dass die Empfehlung einer BAL in der Diagnostik und die Änderung des Empfehlungsgrads für Triple-Therapie und Antikoagulation von schwach negativ in stark negativ angesichts der Zwischenergebnisse der PANTHER-Studie und der Ergebnisse der ACE-IPF-Studie die Erstellung einer eigenen deutschen Leitlinie bewirkt hätten.


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Der wesentliche Unterschied ist die schwach positive Empfehlung für Pirfenidon in der deutschen Leitlinie im Gegensatz zur schwach negativen Empfehlung in der internationalen Leitlinie. Die schwach positive Empfehlung in der deutschen Leitlinie ist sachlich sicher genauso vertretbar wie die schwach negative Empfehlung in der internationalen Leitlinie. Da sie aber offensichtlich den Anlass für die Veröffentlichung einer eigenen deutschen Leitlinie darstellt, hinterlassen die finanziellen Zuwendungen der Firma InterMune an zahlreiche Autoren der Leitlinie, einschließlich der federführenden, einen unguten Beigeschmack. Auch bleibt im Dunkeln, warum zwei Vertreter der Firma bei der deutschen Konsensuskonferenz als „Beobachter“ zugegen waren.

Pharmafirmen agieren diesbezüglich evidenzbasiert. Es ist hinreichend belegt, dass Ärzte, die Zuwendungen der Pharmaindustrie erhalten, zwar fest davon überzeugt sind, hiervon unbeeinflusst zu sein, in ihrem Verhalten hiervon aber mit großer Wahrscheinlichkeit beeinflusst werden [1]. Gerade diese Kombination eines Brusttons ehrlicher Überzeugung mit unbewusst von der Pharmaindustrie eingefärbter Überzeugung lässt finanzielle Zuwendungen interessierter Pharmafirmen an Autoren von Leitlinien bedenklich erscheinen. Was sich hinter „Honorare für Vorträge und/oder Beratertätigkeit“ im Einzelnen verbirgt, bleibt unklar. Dass im Fall der vorliegenden Leitlinie die Grenze des Unumgänglichen überschritten wurde, wird schon dadurch deutlich, dass der Erstautor der Leitlinie in einem dem Heft beigelegten Werbefaltblatt der Firma InterMune als Protagonist auftritt.

Der interessierte Pneumologe tut gut daran, die Originalveröffentlichungen zu Pirfenidon zu lesen. Angesichts der übersichtlichen Anzahl der vorliegenden Studien ist dies machbar.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jakob Borchardt


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  • Literatur

  • 1 Wazana A. Physicians and the pharmaceutical industry – is a gift ever just a gift?. JAMA 2000; 283: 373-380

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Dr. Jakob Borchardt
Marschnerstr. 59
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  • Literatur

  • 1 Wazana A. Physicians and the pharmaceutical industry – is a gift ever just a gift?. JAMA 2000; 283: 373-380