B&G Bewegungstherapie und Gesundheitssport 2013; 29(06): 239
DOI: 10.1055/s-0033-1345525
Editorial
Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG Stuttgart

Editorial

Klaus Schüle
Further Information

Publication History

Publication Date:
17 December 2013 (online)

 
    Zoom Image

    Liebe Leserinnen, liebe Leser,

    vielleicht ging und geht es Ihnen auch so wie mir: Falldarstellungen in Vorlesungen haben mich immer besonders beeindruckt. Vor allem dann, wenn die zu besprechenden „Fälle“ persönlich anwesend waren und ihre Lebenssituation oder den Verlauf ihrer Krankenkarriere vor den Zuhörern offen legten. Natürlich hängt der Erfolg dieser Schilderungen auch von der Kunst des befragenden Dozenten ab, der aus seinem Erfahrungsschatz heraus auf die entscheidenden Punkte einer Erkrankung mit seinen Fragen gezielt hinsteuert, ohne die Betroffenen bloßzustellen, und sie einfühlsam exploriert. Solche Falldarstellungen bleiben beim Studenten im Gedächtnis hängen, und in der späteren eigenen Berufslaufbahn ist der Erinnerungswert groß, und die „Fälle“ sind sofort präsent, wenn es gilt, diese mit schwierigen Krankengeschichten nun eigener Patienten zu vergleichen, um nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen.

    Mit der heutigen Ausgabe der „Bewegungstherapie & Gesundheitssport“ wollen wir Ihnen einige besonders gelungene Kasuistiken vorstellen. In ihnen hat die Bewegungstherapie – und vor allem auch der Sport – zur Auseinandersetzung mit der eigenen Erkrankung oder dem eigenen Unfall und seinen Folgen, vielleicht sogar maßgeblich zur positiven Verarbeitung und sogar späteren Bewältigung beigetragen – zumindest aber einen Beitrag zur Lebensqualität geleistet.

    Wie man an solche „Fälle“ aus Sicht des therapeutischen Teams herangehen kann, um daraus dann eine gemeinsame Sicht auf den Patienten/Klienten herzustellen, damit hieraus dann schließlich ein gemeinsames therapeutisches Vorgehen abgeleitet werden kann, zeigt Deimel an einem Beispiel aus dem Suchtbereich.

    Ebenfalls aus einem wissenschaftlichen Blickwinkel heraus geht Hofmann typische Auswirkungen und Aspekte der Bewegungstherapie und des Sports bei Mammakarzinom-Patientinnen an, wobei sie diese mit Aussagen von Betroffenen unterfüttert.

    Eine andere Herangehensweise bilden zwei onkologische Fallbeispiele. Hier beschreiben Maud (Brustkrebs) und Günter (Prostatakrebs) aus der Sicht der Betroffenen, welche positiven Einflüsse bei ihnen die Teilnahme an 2 verschiedenen, für Tumorpatienten sicherlich nicht alltäglichen Projekten auf den physischen und psychosozialen Ebenen bewirkte (800 km Jakobsweg-Wanderung von Maud und 1400 km Fahrradtour von Köln nach Marseille von Günter).

    Danach beschreibt Strohkendl den Weg von Edina, einer 16-jährigen Schülerin, die, als Folge einer Rücken-OP, querschnittsgelähmt wurde, es aber dank ihrer Ausdauerfähigkeit mit der Deutschen Damenmannschaft im Rollstuhl-Basketball zur Paralympic-Siegerin in London 2012 brachte. Zudem hat sie, nach einem erfolgreich abgeschlossenen Bachelor-Studium in den USA und einem Diplom in Deutschland, in einer Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik (BG-Klinik) ihren beruflichen Einstieg geschafft.

    An das Ende des Reigens dieser eindrucksvollen „Fälle“ habe ich eine Besprechung des Buches von Boris Grundl gesetzt: „Steh auf! Bekenntnisse eines Optimisten“. Boris war ein Allrounder im Leistungssport, bevor er sich Mitte zwanzig durch einen Klippensprung in Mexiko eine hohe Querschnittslähmung zuzog. Danach hat er sein Diplom-Sportstudium erfolgreich beendet, sich im Rollstuhl-Rugby zu einem der weltbesten Spieler emporgearbeitet, sich dann aber umorientiert und eine seiner anderen Begabungen entdeckt. Er gehört heute zu den erfolgreichsten Management-Trainern, ist ein gefragter Tagungs- und Kongressredner und besitzt eine eigene Leadership-Akademie. Er lebt nach dem Motto, das dem griechischen Philosophen Anaximander zugeschrieben wird: „Lebenskunst ist, Problemen nicht auszuweichen, sondern daran zu wachsen“.

    In diesem Sinne und im Namen des DVGS und der gesamten Redaktion von B & G wünschen wir Ihnen einen erfolgreichen Jahresabschluss und einen guten Start ins neue Jahr 2014. Weichen Sie den Problemen nicht aus, sondern gehen Sie diese mit Gelassenheit an!

    Ihr

    Klaus Schüle

    Ehrenvorsitzender des DVGS


    #
    Zoom Image