ergopraxis 2013; 6(06): 38-39
DOI: 10.1055/s-0033-1348935
profession & perspektiven
© Georg Thieme Verlag Stuttgart - New York

Schwarzes Brett


Subject Editor:
Further Information

Publication History

Publication Date:
07 June 2013 (online)

Antwort des Monats – Dürfen Alkoholabhängige nie wieder Schnapspralinen essen?

Mehr als eine Million Deutsche sind alkoholabhängig. Dass nur Entzug und eine abstinente Lebensweise den Abhängigen helfen, davon sind zum Beispiel die Mitglieder der „Anonymen Alkoholiker“ überzeugt. Und auch in der Behandlung der Betroffenen war der absolute Verzicht lange Zeit üblich. Untersuchungen zeigen allerdings, dass die meisten Betroffenen dieses radikale Ziel gar nicht erreichen.

Der Lübecker Suchtexperte Dr. Hans-Jürgen Rumpf sieht Abstinenz nicht als einzig richtigen Behandlungsweg: „Es gibt genügend Studien, die zeigen, dass kontrolliertes Trinken bei einigen Alkoholabhängigen funktioniert.“ Ein Behandlungsprogramm, das nicht den völligen Verzicht gebietet, ist beispielsweise das „10-Schritte-Programm zum selbstkontrollierten Trinken“. Dabei sollen Betroffene ihren Alkoholkonsum in Eigenregie reduzieren – das kann eine Alternative zur völligen Abstinenz sein.

Auch, ob eine Schnapspraline einen alkoholgefährdeten Menschen zurück in die Sucht werfen kann, ist fraglich. Zwar können Schwerstabhängige durch den Geschmack wieder an Alkohol erinnert werden und erneut trinken, allerdings wird diese Wirkung überschätzt, ist Hans-Jürgen Rumpf überzeugt. Es kann aber sein, dass derjenige einen Rückfall erwartet, der – im Sinne einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung – auch eintritt.

czy

→ Zahlen und Fakten zum Alkoholkonsum gibt es auf der Website der deutschen Hauptstelle für Suchtfragen: www.dhs.de. Das Selbstlernprogramm finden Interessierte unter www.kontrolliertes-trinken.de.