Diabetes aktuell 2013; 11(04): 181
DOI: 10.1055/s-0033-1349921
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Adipositas – "Zunehmend" betroffen sind vor allem die Senioren

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Publication Date:
08 July 2013 (online)

 

    Bei der Adipositas handelt es sich, so die Definition der WHO, um eine chronische Erkrankung. Sie resultiert aus einer polygenetischen Grundlage und komplexen Interaktionen mit den Lebensbedingungen, ist mit einem hohen Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko assoziiert und erfordert ein langfristiges Betreuungskonzept. "Trotzdem ist die Adipositas in Deutschland nicht als Erkrankung im SGB 5 anerkannt", monierte Prof. Hans Hauner, München, anlässlich des Internistenkongresses in Wiesbaden.

    Inzidenz und Prävalenz von Übergewicht und Fettleibigkeit steigen nach seiner Darstellung stetig an, wobei inzwischen rund 67 % der Männer und 53 % der Frauen übergewichtig sind. Gut 18 % der Männer und sogar 22 % der Frauen sind laut Hauner adipös. "Die stärkste Zunahme von Übergewicht und Adipositas sehen wir derzeit bei älteren Menschen zwischen 70 und 79 Jahren", betonte der Mediziner.

    Die Gründe für die Entwicklung sind vielschichtig. Sie reichen vom Verlust geregelter Mahlzeiten und dem dadurch bedingten "Snacking" über den Verzehr energiedichter "Convenience"-Produkte sowie die allgemeine Zunahme der Portionsgrößen bis hin zur hohen Energiezufuhr über Getränke und zum Bewegungsmangel in Beruf und Freizeit.

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    (Bild: Photo Dsic)

    Individuelle Behandlung der Adipositas erforderlich

    Die Behandlung der Adipositas ist laut Hauner komplex und der individuellen Situation des Patienten anzupassen. Sie fußt auf der Ernährungstherapie sowie der Bewegungssteigerung, was üblicherweise eine umfassende Verhaltensmodifikation erfordert. Ab einem BMI von 30 kg/m2 ist bei unzureichendem Erfolg des Basisprogramms eine Pharmakotherapie indiziert, doch sind die Möglichkeiten hierzu limitiert. Neben dem peripher wirksamen Lipasehemmer Orlistat ist derzeit in Deutschland nur das zentral wirksame indirekte Sympathikomimetikum Cathin, das eine Amphetamin-ähnliche Struktur aufweist, zur medikamentösen Unterstützung der Adipositastherapie verfügbar.

    Es handelt sich bei Cathin um ein pflanzliches Alkaloid, das aus Khat-Blättern gewonnen wird. Das Norpseudoephedrin weist eine amphetaminähnliche Wirkung auf. Es fördert die Freisetzung der Neurotransmitter Noradrenalin, Dopamin und Serotonin und vermittelt seine appetithemmende Wirkung wahrscheinlich in hypothalamischen Zentren. Als potenzielle Nebenwirkungen nannte Hauner unter anderem eine Tachykardie, Schlafstörungen, Übererregbarkeit und auch eine psychische Abhängigkeit.

    In einer Dosisfindungsstudie über 24 Wochen hat der Wirkstoff sich als effektive und sichere Medikation erwiesen, erwirkt wurde eine Gewichtsreduktion von gut 6 Kilogramm. Eine Phase-III-Studie zur klinischen Wirksamkeit und Sicherheit der Substanz ist angelaufen.

    Christine Vetter, Köln

    Quelle: Satellitensymposium "Moderne Therapie der Adipositas – aktuelle Studiendaten zu zentral wirksamen Antiadiposita" am 7. April 2013 beim 119. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin in Wiesbaden. Veranstalter Riemser Pharma GmbH


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    (Bild: Photo Dsic)