Diabetes aktuell 2013; 11(04): 182
DOI: 10.1055/s-0033-1349922
Forum der Industrie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Depression und Herzinfarkt – Herzfrequenz beachten und optimieren

Further Information

Publication History

Publication Date:
08 July 2013 (online)

 

    Depressive Erkrankungen erhöhen nach der INTERHEART-Studie mit über 1000 Patienten das Risiko für eine koronare Herzkrankheit (KHK) um das 2,7-fache. Das liegt zum einen am ungesunden Lebensstil, wie körperlicher Inaktivität und Rauchen. Zum anderen kommt es bei einer Depression zur Aktivierung der Stresshormone und Entzündungsparameter sowie zu einer erhöhten Gerinnungsneigung, erklärte Prof. Christian Otte, Charité Berlin. Die S3-Leitlinie/Nationale Versorgungsleitlinie Unipolare Depression empfiehlt daher eine pharmakotherapeutische Behandlung, wobei jedoch trizyklische Antidepressiva aufgrund ihrer kardialen Nebenwirkungen nicht verordnet werden sollten.

    Eine mögliche neue Alternative bietet laut Otte nach der bisherigen Datenlage das melatonerge Agomelatin (Valdoxan®), das sich durch eine rasch einsetzende Wirksamkeit sowie gute – auch in Bezug auf kardiovaskuläre Parameter – Verträglichkeit auszeichnet. Zudem verbessert das Antidepressivum die gestörte zirkadiane Rhythmik und damit die Schlafqualität, unterstrich Prof. Thomas C. Baghai, Regensburg. Das bisher häufig eingesetzte SSRI Citalopram scheint dagegen nach einer aktuellen Studie (Castro BMJ 2013) die QT-Zeit zu verlängern. Insbesondere die Herzfrequenz spielt dabei eine entscheidende Rolle, wie Prof. Christine Angermann, Würzburg, ausführte. Lange Zeit wurde die Herzfrequenz bei depressiven Erkrankungen und auch bei der Zulassung von Psychopharmaka jedoch vernachlässigt. Bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz bzw. KHK ist dagegen der Zusammenhang zwischen Herzfrequenz und Mortalität bereits klar. Eine erhöhte Herzfrequenz ist in beiden Indikationen ein Risikofaktor und muss optimiert werden brachte es Prof. Thomas Münzel, Mainz, auf den Punkt. Bei Patienten mit erhöhter Herzfrequenz ≥ 75 Schlägen pro Minute verringerte das herzfrequenzsenkende Arzneimittel Ivabradin (Procoralan®) in der SHIfT-Studie das Risiko für Tod durch Herzinsuffizienz sowie Hospitalisierung um jeweils 26 %. Dementsprechend empfehlen die aktuellen ESC-Leitlinien zur Behandlung von Herzinsuffizienz eine Behandlung mit Ivabradin bei Risikopatienten, die trotz Vorbehandlung z. B. mit einem Betablocker eine Herzfrequenz ≥ 70 Schlägen pro Minute aufweisen. Insbesondere die Senkung der Herzfrequenz scheint für die Senkung der kardiovaskulären Mortalität und Morbidität ausschlaggebend zu sein. Auch in der Kombination mit Betablockern profitieren symptomatische KHK-Patienten von Ivabradin hinsichtlich Lebensqualität, belastungsabhängiger Beschwerden und Nitratgebrauch.

    Dr. Katrin Wolf, Eitorf

    Quelle: Symposium "Herz und Seele – eine interdisziplinäre Herausforderung" am 6. April 2013 im Rahmen des 119. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin in Wiesbaden, Veranstalter: Servier Deutschland GmbH


    #