Pneumologie 2013; 67(07): 369
DOI: 10.1055/s-0033-1349987
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Obstruktives Schlafapnoe – Mehr Atemaussetzer, höheres Krebsrisiko?

Contributor(s):
Friederike Klein
Campos-Rodriguez F.
Am J Respir Crit Care Med 2013;
187: 99-105
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Publication History

Publication Date:
04 July 2013 (online)

 

Die obstruktive Schlafapnoe (OSA) mit Hypoxie-Episoden ist mit einer erhöhten Krebsmortalität assoziiert. Ob eine OSA auch die Inzidenz von Krebserkrankungen erhöht, hat nun das Forscherteam um F. Campos-Rodriguez vom spanischen Schlaf-Netzwerk untersucht.
Am J Respir Crit Care Med 2013; 187: 99–105

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In der Studie wurde vor allem bei Männern unter 65 Jahren ein Zusammenhang zwischen OSA und erhöhtem Krebsrisiko nachgewiesen. (Bild: Daniela Sandrock/Symbolbild.)

An der Kohortenstudie nahmen 4910 konsekutive Patienten teil, die zwischen 2003 und 2007 wegen Verdacht auf OSA an 7 spanischen Lungenfachkliniken untersucht worden waren. Als Surrogatparameter für die Schwere des OSA bestimmten die Untersucher den Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI) und den prozentualen zeitlichen Anteil mit einer Sauerstoffsättigung unter 90 % in der Nacht (TSat90) gemäß der polysomnografischen Untersuchung. In Abhängigkeit von absoluten Werten bzw. Terzilen dieser Parameter errechneten sie in Regressionsanalysen die Risikowahrscheinlichkeit für Krebs unter Berücksichtigung anderer Risikofaktoren wie Alter, Geschlecht, Body Mass Index, Rauchstatus oder Alkoholkonsum.

Erhöhtes Krebsrisiko

Nach einer medianen Beobachtungszeit von 4,5 Jahren nach der initialen Polysomnografie trat Krebs abhängig von der TSat90 unterschiedlich häufig auf: Im Vergleich zur niedrigsten Terzile (TSat90 < 1,2 %) stieg das Krebsrisiko in der mittleren Terzile (TSat90 1,2–12 %) bereits deutlich an (Hazard Ratio [HR] 1,58, 95 %-Konfidenzintervall [KI] 1,07–2,34) und war in der obersten Terzile (TSat90 >12 %) mehr als doppelt so hoch wie in der niedrigsten (HR 2,33, 95 %-KI 1,57–3,46).

Die Autoren errechneten einen Anstieg der adjustierten Krebsinzidenz um 7 % (HR 1,07, 95 %-KI 1,02–1,13) pro Anstieg des TSat90 um 10 Einheiten. Die Auswertung nach verschiedenen Einflussfaktoren ergab insbesondere eine TSat90-abhängige Risikoerhöhung bei Patienten im Alter unter 65 Jahren (adjustierte HR 1,13 pro 10 Einheiten mehr, 95 %-KI 1,06–1,21) und Männern (adjustierte HR 1,11 pro 10 Einheiten mehr, 95 %-KI 1,04–1,17). AHI und Krebsinzidenz waren in der adjustierten Analyse insgesamt nicht assoziiert. Nur bei Männern im Alter unter 65 Jahren ließ sich eine Assoziation nachweisen: Bei einem AHI > 43 erhöhte sich die Krebsinzidenz gegenüber der Gruppe mit einem AHI < 18,7 um 66 % (adjustierte HR 1,66; 95%-KI 1,04–2,64).

Fazit

Längere nächtliche Hypoxiephasen als Surrogatparameter für die Schwere eines OSA sind mit einer erhöhten Krebsinzidenz assoziiert, wobei in dieser Untersuchung diese Assoziation auf Männer und Patienten unter 65 Jahren beschränkt war. Wünschenswert wäre der Vergleich der Krebsinzidenz auch in Abhängigkeit vom Sauerstoff-Entsättigungs-Index gewesen, dieser stand laut Autorenangaben aber für viele Patienten nicht zur Verfügung.


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In der Studie wurde vor allem bei Männern unter 65 Jahren ein Zusammenhang zwischen OSA und erhöhtem Krebsrisiko nachgewiesen. (Bild: Daniela Sandrock/Symbolbild.)