Honig in der Wundbehandlung: Die Hauptwirkung des Zuckers
Kurzkommentar zu Seite 385
Pseudozeichen von Leser-Trélat: Akute Inflammation seborrhoischer Keratosen unter
Chemotherapie mit Docetaxel
Kurzkommentar zu Seite 397
Honig in der Wundbehandlung: Die Hauptwirkung des Zuckers
Kurzkommentar zu Seite 385
Bienenhonig ist eines der ältesten Naturheilmittel. Schon im über 3500 Jahre alten
Papyrus Ebers wird Honig pur oder in Nudelteig eingearbeitet zur Behandlung von Wunden,
Verbrennungen und Augenleiden empfohlen. Mit Honig getränkte Binden wurden seitdem
nicht nur in der Volksmedizin verwendet. Noch in den Lazaretten des II. Weltkriegs
wurden schwere Wunden mit Honigbinden behandelt. Erst die Entdeckung der Sulfonamide
und Antibiotika führte zu teilweiser Verdrängung des medizinischen Honigs aus dem
Arsenal der Schulmedizin.
In der vorliegenden Publikation von A. Sänger, A. Fretz und E. David geht es um die
therapeutisch wirksamen Inhaltsstoffe des Honigs. Die Hauptwirkung wird hier dem Zucker
zugeschrieben.
Der einschlägigen S3-Leitlinie (Lokaltherapie chronischer Wunden bei Patienten mit
den Risiken periphere arterielle Verschlusskrankheit, Diabetes mellitus, chronisch
venöse Insuffizienz, Stand vom 12. 06. 2012) ist zu entnehmen, dass die explizit negative
Empfehlung dieser Leitlinie zur Anwendung von medizinischem Honig weitgehend auf einem
Cochrane-Review von 2001 und dessen Update von 2008 beruht. Dort waren lediglich zwei,
wenn auch nicht verblindete, dennoch hochwertige, kontrollierte und randomisierte
Studien berücksichtigt worden. In einer dieser zwei Studien war bei gleichem Untersuchungssetting
eine signifikant größere Schmerzbelastung in der Honig-Gruppe gegenüber der Vergleichsgruppe
gefunden worden. Wörtlich: Schmerz bzw. Schmerzreduktion wurde von der Leitliniengruppe
als Schlüsselparameter zur Beurteilung einer Intervention definiert. Bei hoher Qualität
der Evidenz zu medizinischem Honig bei venösen Ulzerationen konnte im Gegensatz zur
signifikanten Schmerzbelastung keine signifikante Verbesserung der Wundheilung nachgewiesen
werden. Nach einer Nutzen-/Schaden-Abwägung, basierend auf dieser Evidenz, erfolgte
eine Negativempfehlung für den Einsatz von medizinischem Honig in der Therapie chronischer
Wunden.
Wurde somit das Schicksal des medizinischen Honigs in der Schulmedizin aufgrund einer
einzigen Studie endgültig besiegelt? Jedenfalls wird sich eine Gruppierung über den
Eifer der Leitliniengruppe freuen – die nicht-ärztliche Konkurrenz.
Pseudozeichen von Leser-Trélat: Akute Inflammation seborrhoischer Keratosen unter
Chemotherapie mit Docetaxel
Kurzkommentar zu Seite 397
Dem seit mehr als 100 Jahren bekannten Leser-Trélat-Zeichen begegnet der Dermatologe
am ehesten anlässlich seiner Vorbereitungen auf das Facharztkolloquium. Es handelt
sich um ein seltenes, umstrittenes paraneoplastisches Syndrom, das nach zwei Chirurgen
benannt wurde, dem Deutschen Edmund Leser (1828 – 1916) und dem Franzosen Ulysse Trélat
(1828 – 1890).
Beschrieben wird es als Eruption multipler, oft entzündlicher, juckender und rasch
an Größe gewinnender seborrhoischer Keratosen auf nicht entzündlich veränderter Haut,
kombiniert mit einem malignen Tumor innerer Organe. Diese malignen Tumore sind meistens
aggressiv und von schlechter Prognose. Die seborrhoischen Keratosen des Leser-Trélat-Zeichens
sind benigne.
Zweifel am Aussagewert des Leser-Trélat-Zeichens kamen auf, weil
-
auch benigne Neubildungen die Entstehung von multiplen seborrhoischen Keratosen provozieren
können
-
die wenigen epidemiologischen Studien keinen kausalen Zusammenhang zwischen multiplen
eruptiven seborrhoischen Keratosen und Krebs nachweisen konnten
-
multiple eruptive seborrhoische Keratosen insbesondere bei Älteren auftreten, einer
Altersgruppe, in der auch Krebs häufiger vorkommt. Mit derartigen Patienten wurden
Studien durchgeführt, darunter auch einige mit Kontrollpersonen gleichen Alters und
Geschlechts. Die in Frage stehenden Eigenschaften der seborrhoischen Keratosen unterschieden
sich im Gruppenvergleich nicht.
In der lesenswerten Kasuistik von L. Kowalzick et al. handelt es sich um ein ähnliches
Zeichen, das Pseudozeichen von Leser-Trélat. Diese Bezeichnung wurde erstmals im Jahre
2004 verwendet. Als Pseudozeichen von Leser-Trélat wird die seltene reaktive Entzündung
bereits existierender seborrhoischer Keratosen unter Chemotherapie eines Malignoms
bezeichnet. In der zitierten Publikation von T. Patten et al. wird eine durch Cytarabin
provozierte vesikuläre Eruption bei einem 53-jährigen Mann mit akuter myeloischer
Leukämie beschrieben.