Pneumologie 2013; 67(08): 430
DOI: 10.1055/s-0033-1353778
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Pneumonie – Neuer Paramyxovirustyp als wichtiger Erreger identifiziert

Contributor(s):
Horst Gross
Edwards KM et al.
N Engl J Med 2013;
368: 633-643
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Publication History

Publication Date:
13 August 2013 (online)

 

    Das neu beschriebene "Humane Meta-Pneumonievirus" (HMPV) aus der Gruppe der Paramyxoviren erweist sich als relevante Ursache schwerer Atemwegserkrankungen. Kinder mit respiratorischen Grunderkrankungen sind besonders gefährdet. Das zeigt die erste, prospektiv angelegte Studie von K. M. Edwards et al. zur HMPV-Inzidenzraten bei Kindern.
    N Engl J Med 2013; 368: 633–643

    In der Literatur wird HMPV erstmals 2001 als mögliche Ursache akuter respiratorischer Erkrankungen beschrieben. Besonders betroffen scheinen Kleinkinder zu sein. Bisher lagen kaum Daten zur Relevanz des HMPV bei kindlichen respiratorischen Erkrankungen vor. Solche Daten sind von großer Relevanz, da das HMPV offenbar besonders Kinder mit entsprechenden Grunderkrankungen (beispielsweise Asthma) gefährdet. Erst epidemiologische Studien machen klar, wie dringend ein Impfstoff benötigt wird.

    In der prospektiven Surveillance-Studie erfassten die Autoren in 3 US-amerikanischen Bezirken von 2003–2009 alle behandlungspflichtigen, respiratorischen Neuerkrankungen bei Kindern unter 5 Jahren. Zum Nachweis einer HMPV-Infektion wurde eine serologische Testung (PCR) durchgeführt. Die Forscher differenzierten bei der Auswertung, ob die Kinder ambulant, stationär oder als Notfall behandelt wurden. Respiratorische Vorerkrankungen (z. B. Asthma) wurden ebenfalls erfasst. Nicht in die Studie eingeschlossen wurden Kinder mit anderen schwerwiegenden Grunderkrankungen oder chronischen Symptomverläufen. 770 gesunde Kinder bildeten die Kontrollgruppe. Die Forscher überblickten bei der Auswertung die Daten von 10 518 kindlichen Behandlungsfällen. Im ambulanten Bereich fanden sie bei 7 % einen positiven Virusnachweis. Bei den stationär behandelten Kindern lag die Rate bei 6 %. Kinder, die als Notfall in die Ambulanz kamen, waren zu 7 % positiv für HMPV.

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    Das 2001 erstmals beschriebene Humane Meta-Pneumonievirus (HMPV) aus der Gruppe der Paramyxoviren gilt als Ursache schwerer kindlicher Atemwegserkrankungen. (Bild: MEV/Symbolbild)

    In der Kontrollgruppe lag die Inzidenz bei 1 %. Die Autoren werten die erhöhten Inzidenzraten als Beleg dafür, dass das HMPV eine relevante, bisher nicht berücksichtigte Ursache akuter respiratorischer Erkrankungen bei Kindern darstellt. Die Detailanalyse zeigte eine besondere Gefährdung von Kindern mit respiratorischen Grunderkrankungen: Hier war der Virus in 40 % der stationären Fälle nachweisbar.

    Fazit

    Die HMPV-Infektion wird nach Angaben der Autoren als Ursache akuter respiratorischer Erkrankungen bei Kindern bisher zu wenig beachtet. Die Inzidenzraten erreichen Dimensionen, die als typisch für RSV und Influenza gelten. Besonders Kinder mit einer respiratorischen Gefährdung werden von der Entwicklung eines HMPV-Impfstoffs profitieren.


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    Das 2001 erstmals beschriebene Humane Meta-Pneumonievirus (HMPV) aus der Gruppe der Paramyxoviren gilt als Ursache schwerer kindlicher Atemwegserkrankungen. (Bild: MEV/Symbolbild)