Z Orthop Unfall 2013; 151(04): 328-329
DOI: 10.1055/s-0033-1354785
Junges Forum
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Perspektivforum Junge Chirurgie – Netzwerkbildung im Nachwuchsbereich: Eine fachübergreifende Idee

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Publication Date:
28 August 2013 (online)

 

    Der chirurgische Nachwuchs in Deutschland steht heute vor vielfältigen Herausforderungen. Da viele der aktuell zu begleitenden Themen fachübergreifend alle chirurgischen Disziplinen betreffen, wurde jetzt das Perspektivforum Junge Chirurgie auf Initiative des Jungen Forums der DGOU hin gegründet, mit dem Ziel, interdisziplinär zusammenzuarbeiten.

    Der Ausschuss Junges Forum (JF) der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) sieht sich als "Interessensvertretung" von jungen Medizinstudenten, Weiterbildungsassistenten im Fachgebiet Orthopädie und Unfallchirurgie, Fachärzten und jungen Oberärzten. Ziel des Jungen Forums ist es dabei, das Fach Orthopädie & Unfallchirurgie (O&U) für junge Kollegen attraktiver zu gestalten. Dabei soll ein Netzwerk entstehen, dass Informationen und Beratung in Bezug auf klinische, wissenschaftliche und didaktische Aspekte nicht nur in der Weiterbildung bietet. Dazu werden verschiedenste Themen verfolgt und bearbeitet. Da sich bestimmte Themen jedoch auch in anderen Fachdisziplinen der Chirurgie in ähnlicher Weise darstellen, wurde während der jährlichen Ausschusstagung des JF der DGOU 2012 in Heidelberg die Idee geboren, die "Jungen" aus allen chirurgischen Fachgebieten anzusprechen, ein gemeinsames Treffen zu planen und zu sehen, ob nicht zukünftig für bestimmte Aspekte und Inhalte eine Zusammenarbeit sinnvoll erscheint und möglich ist.

    Am 17.11.2012 fand somit auf Initiative des JF der DGOU hin eine 1. Perspektivtagung Chirurgie in München statt. Die DGOU und die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) griffen den Vorschlag auf und erklärten sich bereit, die Tagung zu unterstützen und ermöglichten somit, Vertreterinnen und Vertreter aller Jungen Foren bzw. entsprechender Organisationen chirurgischer Fachgesellschaften, ergänzt durch Teilnehmer aus den chirurgischen Berufsverbänden, an einen Tisch zu bekommen. Zielsetzung war es, Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten und eine mögliche fachdisziplinübergreifende Zusammenarbeit für die Zukunft zu prüfen. Die Organisatoren, Herr Dr. med. Gerhard Achatz und Herr Dr. med. Matthias Münzberg konnten 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in München begrüßen.

    Eine Vorstellungsrunde stellte zu Beginn die einzelnen Vertretungen bei den chirurgischen Fachgesellschaften bzw. Berufsverbänden vor, wobei bereits ein wesentliches Augenmerk auf den Arbeitsschwerpunkten und Bemühungen innerhalb der jeweiligen Fachgebiete lag. Es zeigte sich bereits hier, dass die Implementierung der jungen Chirurgen durch eine Vertretung, wie z. B. ein Junges Forum o.ä., in den chirurgischen Fachgesellschaften nicht durchgängig gleich gehandhabt wirdund sich die Implementierung "der Jungen" von FachGemeingesellschaft zu Fachgesellschaft sehr unterschiedlich darstellt. Einerseits gibt es Vertretungen, die voll integriert sind und z. B. mit einem Sitz im geschäftsführenden Vorstand die Interessen der jungen Kollegen vertreten können, andererseits gibt es Vertretungen, die keinen offiziellen Status innehaben, da z.B. der Status eines Assistenzarztes nur als außerordentliches Mitglied innerhalb der Fachgesellschaft möglich ist.

    Bereits an diesem Punkt wurde klar, dass die Tagung für alle Beteiligten sehr interessant und von großem Wert und Nutzen sein würde. Dies konnten auch die weiteren Inhalte und Diskussionen der 1. Perspektivtagung zeigen. Denn zentrale Themen werden in fast allen Vertretungen in ähnlicher Art und Weise bearbeitet. So konnten insbesondere die Themenschwerpunkte "Aus- und Weiterbildung", "Familie und Beruf" sowie "Wissenschaft und Forschung" als gemeinsame Schnittmenge definiert und gesehen werden.

    Man fand viele gemeinsame Querschnittsbereiche, für die es sich lohnen würde, Kräfte zu bündeln und Bemühungen auf eine breite Basis zu stellen. Eine Einheit der Chirurgie könnte es damit auf der Ebene der "Jungen" aus den verschiedenen chirurgischen Fachgesellschaften und Berufsverbänden vielleicht geben.

    Dabei fand diese erste Perspektivtagung in Abstimmung und mit Unterstützung der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) als chirurgische Dachgesellschaft der jeweiligen fachdisziplingebundenen Fachgesellschaften statt. Herr Prof. Dr. Jauch, damaliger amtierender Präsident der DGCH unterstrich die Bedeutung dieser Initiative durch seine abschnittsweise Teilnahme an der Tagung und stellte hierbei eine mögliche Integration dieses Gremiums im Rahmen einer festen Organisationsstruktur in die DGCH als chirurgischer Dachgesellschaft in Aussicht. Aus diesem Grund wurde zusätzlich das Ziel formuliert, die Idee und das Gremium der Perspektivtagung in eine eigenständige Arbeitsgemeinschaft bei der DGCH zu überführen. Leider wurde die Idee zur Implementierung jedoch bis dato von Seiten der DGCH nicht weiter mit aufgegriffen.

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    Am 30.04.2013 fand als Satellitenveranstaltung zum diesjährigen Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie in München die 2. Perspektivtagung Chirurgie statt. Auch an dieser Tagung nahmen Vertreter aller Jungen Foren bzw. Organisationen bei den chirurgischen Fachgesellschaften teil. Ergänzt wurden sie durch Teilnehmer aus den Berufsverbänden, sodass 19 Teilnehmer in München begrüßt werden konnten.

    Ziel war es, die verschiedenen Aspekte, Ereignisse und Entwicklungen seit der 1. Perspektivtagung intensiv zu erörtern, zu hinterfragen und zu bewerten sowie die Idee der Perspektivtagung nochmals kritisch zu diskutieren und damit abschließend die weitere Vorgehensweise zu festzulegen.

    Trotz nicht erreichter Implementierung in der DGCH war man sich nach der Diskussion einig, dass man aus den Entwicklungen seit der 1. Perspektivtagung Schlüsse und Konsequenzen ziehen sollte. Die Idee der Zusammenführung aller chirurgischen Fachgesellschaften unter Beteiligung der entsprechenden Berufsverbände auf Ebene "der Jungen" dürfe auf keinen Fall aufgeben werden, da die Gemeinsamkeiten und Überschneidungen in den Bemühungen der einzelnen jungen Vertretungen der chirurgischen Fachgesellschaften eine Zusammenarbeit nahelege, von der alle profitieren könnten.

    Die Tagung in München wurde abschließend dazu genutzt, Ziele und weitere Bemühungen zu definieren.

    Es wurde vereinbart, die Idee organisatorisch weiter zu entwickeln und damit aus der Perspektivtagung heraus das Perspektivforum Junge Chirurgie zu etablieren. Als Sprecher dieses Forums solle Herr Dr. med. Gerhard Achatz, Ausschuss Junges Forum der DGOU, fungieren.

    Es wurden zudem folgende Arbeitsschwerpunkte definiert, die es nun in der Folge gilt inhaltlich zu füllen: "Aus- und Weiterbildung", "Wissenschaft und Forschung" und "Familie und Beruf". Um die Arbeiten in diesen Teilbereichen zu koordinieren und die jeweils wichtigsten Punkte voranzubringen wurden verantwortliche Personen benannt:

    • "Aus- und Weiterbildung": Dr. med. Thilo Noack (Leiter Junges Forum der Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie / DGTHG),

    • "Familie und Beruf": Dr. med. Matthias Münzberg (Sprecher Ausschuss Junges Forum der DGOU),

    • "Wissenschaft und Forschung": Dr. med. Dr. med. dent. Majeed Rana (Assistentensprecher der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie / DGMKG).

    Zur Umsetzung der inhaltlichen Arbeitsschritte wurden folgende Vorhaben geplant und befinden sich aktuell in der Realisierungsphase:

    • Start-Up – Workshop "Familie und Beruf" Freitag, 25.10.2013, Berlin (unterstützt durch die DGOU)

    • 3. Tagung des Perspektivforum Junge Chirurgie mit Themenschwerpunkt "Wissenschaft und Forschung” Samstag, 16.11.2013, Seeheim-Jugendheim bei Frankfurt (unterstützt durch Deutsche Gesellschaft für Neurochirurgie / DGNC)

    Zudem gilt es im Rahmen der letztgenannten Veranstaltung das Perspektivforum Junge Chirurgie organisatorisch weiter zu strukturieren, um Zuständigkeiten zu definieren, Arbeitsschwerpunkte weiter zu vertiefen und die Repräsentanz nach außen bzw. die Wahrnehmung in der chirurgischen Fachwelt weiter zu verbessern. Dabei muss die Öffentlichkeitsarbeit ebenso intensiviert und ausgebaut werden. Dies ist vor allem wichtig, da das Perspektivforum aktuell ohne definierten bzw. festen fachgesellschaftlichen Hintergrund arbeiten muss. Daher sind wir derzeit abschnittsweise auf die Unterstützung der einzelnen unter dem Dach der DGCH angesiedelten Fachgesellschaften angewiesen – wir dürfen an dieser Stelle bereits allen bisherigen Unterstützern, die diese Idee begeistert mittragen und uns stets unterstützen, sehr herzlich danken!

    Da einerseits gerade die "Einheit der Chirurgie" vielerorts diskutiert und teils in Frage gestellt wird und anderseits verschiedenste Bemühungen unternommen werden, diese wieder zu beleben, ist die Gründung des Perspektivforums Junge Chirurgie als Vereinigung aller jungen Vertretungen der chirurgischen Fachgesellschaften ein möglicher und wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Wir werden engagiert versuchen, diese Idee mit Leben zu füllen.


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    Dr. med. Gerhard Achatz

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    Dr. med. Gerhard Achatz
    Bundeswehrkrankenhaus Ulm, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie
    Sprecher Perspektivforum Junge Chirurgie // Ausschuss Junges Forum der DGOU

    Dr. med. Matthias Münzberg

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    Dr. med. Matthias Münzberg
    Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Ludwigshafen, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie
    Leiter Ausschuss Junges Forum der DGOU //Perspektivforum Junge Chirurgie



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