Dialyse aktuell 2013; 17(07): 352
DOI: 10.1055/s-0033-1354792
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Dialyse-Sachkosten-Pauschale – Einsparungen zulasten der Dialysequalität

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Publication Date:
10 September 2013 (online)

 
 

    Die Versorgung der Dialysepatienten in Deutschland erfolgte in den letzten Jahren auf höchstem Niveau. Die regelmäßige Qualitätskontrolle zeigt, so der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) Prof. Reinhard Brunkhorst, Hannover, "dass wir im Vergleich zu anderen Ländern eine vergleichsweise niedrige Mortalität zu günstigen Kosten für die Allgemeinheit erreichen". Vor diesem Hintergrund sorgt der Beschluss der KBV und des GKV-Spitzenverbandes, die Sach- und Prozesskosten der Dialysebehandlung in einem 2-stufigen Verfahren drastisch zu senken, für einiges Unverständnis. Brunkhorst: "Wir müssen davon ausgehen, dass die Qualität der Versorgung schlechter wird und dass die 80 000 Dialysepatienten in letzter Konsequenz die Leidtragenden sein werden."

    Der Beschluss basiert auf einer Analyse des Statistischen Bundesamtes, demzufolge Nephrologen zu viel Geld verdienten. Außerdem glaubt man offenbar, dass das Senken der Pauschale an den bestehenden Strukturen nichts ändern wird, erklärte Brunkhorst. Der Beschluss wurde aufrecht erhalten, obwohl sich mittlerweile selbst das Statistische Bundesamt von seinen Berechnungen distanziert hat. Dialysezentren sind seit dem 1. Juli gezwungen, Einsparungen vorzunehmen. Dies könnte sich auf die Quote von hoch qualifiziertem Pflegepersonal und die Qualität des Verbrauchsmaterials negativ auswirken. Aus Sicht der medizinischen Fachgesellschaft sind die Beschlüsse ein erster Schritt in Richtung einer "Discountermedizin".

    Absenkung nach Zentrumsgröße

    Die sogenannte "Wochenpauschale" soll unter anderem die Kosten für Materialien, für Energie, Wasser und Strom, aber im Wesentlichen die Kosten für das Pflegepersonal abdecken, erklärte der Vorstandsvorsitzende des Verbands Deutsche Nierenzentren (DN) e. V. Dr. Michael Daschner, Saarbrücken. Angesichts der ständig steigenden Preise war dies bereits mit der seit 10 Jahren nicht mehr angepassten Pauschale problematisch. Nunmehr wurde sie weiter gekürzt: Seit dem 1. Juli pro Jahr um 100 Millionen, im darauf folgenden Jahr ggf. um weitere 80 Millionen jährlich. Diese Kürzungen bedeuten je nach Größe der Dialysepraxis einen Verlust zwischen 10 und 40 %. Auch Daschner hält den Beschluss zum jetzigen Zeitpunkt für rational nicht nachvollziehbar.

    Kerstin Gerpheide, München, von der Bundesarbeitsgemeinschaft Nephrologische Pflege (BANP) sieht die nephrologischen Pflegeberufe in der "Kostenfalle". Auch sie sagte, die engmaschige Betreuung oder etwa die Schulung der Patienten sei gefährdet.

    Martin Bischoff, Planegg

    Quelle: Pressekonferenz "Discountermedizin statt Qualität? Kürzungen der Sachkostenpauschale gehen zulasten der Dialysepatienten," veranstaltet von der DGfN auf dem DGIM 2013, Wiesbaden


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