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DOI: 10.1055/s-0033-1354793
Global Burden of Disease Study 2010 – Implikationen für die Nephrologie
Publication History
Publication Date:
10 September 2013 (online)
Quelle: Levin A, Perkovic V. Epidemiology: Global Burden of Disease Study 2010: implications for nephrology. Nat Rev Nephrol 2013; 9: 195–197
Thema: Die Zahl von chronisch Nierenkranken nimmt weltweit zu. Ihre Lebensqualität ist beeinträchtigt, da die Jahre, die sie mit einer Behinderung leben müssen, erhöht sind. Außerdem ist die Lebensdauer verkürzt. Die nephrologischen Fachgesellschaften nehmen ihre Verantwortung wahr, indem sie weltweit zusammenarbeiten, Standards implementieren und die Öffentlichkeit informieren.
Projekt: Die Betrachtung von chronischen Nierenerkrankungen (CKD) und Nierenerkrankungen im Endstadium (ESRD) sind Teil des Projektes Global Burden of Disease (GBD). Hierbei haben 486 Wissenschaftler in 50 Ländern für das Jahr 2010 Krankheiten und Behinderungen weltweit untersucht und quantifiziert, um sie miteinander vergleichen zu können und die daraus erwachsenden gesundheitspolitischen Herausforderungen für diese und die folgenden Generationen meistern zu können.
Ergebnisse: In den letzten 40 Jahren hat die Bedeutung nicht übertragbarer Erkrankungen zu- und die Bedeutung übertragbarer Erkrankungen abgenommen. Dabei spielen lebensstilabhängige Risikofaktoren eine große Rolle. Morbidität und Mortalität durch Unterernährung gingen deutlich zurück, während Folgen von Über- und Fehlernährung stetig weltweit zunehmen. Dadurch stieg die Mortalität durch Diabetes um 20 % und durch CKD um 15 %. Damit ist auch die Zahl der Lebensjahre, die mit Behinderung (infolge einer chronischen Nierenerkrankung) verbracht wurden (YLD), um 20 % angestiegen.
Der Schweregrad der Beeinträchtigung der Lebensqualität durch ESRD ist vergleichbar mit derjenigen bei schweren neurologischen Erkrankungen, Demenz, AIDS oder Krebsleiden im Endstadium. Fehlernährung führt nicht nur durch den Anstieg des BMI zu mehr Diabetes, sondern auch infolge zunehmender Salzzufuhr vermehrt zu hohem Bluthochdruck und koronarer Herzerkrankung. Diese 3 Krankheiten sind allein oder gemeinsam für die steigenden Zahlen von CKD und ESRD mit verantwortlich. Solche Veränderungen zeigen sich inzwischen sehr deutlich in einigen Regionen Asiens.
Fazit: CKD ist ein bedeutender Teil der globalen Krankheitslast. Es bleibt die Aufgabe, das Bewusstsein hierfür im öffentlichen Gesundheitswesen zu verankern. Wenn CKD heute noch eher in den entwickelten Ländern wahrgenommen werden, so wird sie in den kommenden Jahren sicher auch global in den Entwicklungsländern an Dringlichkeit zunehmen. Daher müssen Strategien entwickelt werden, die dabei helfen, die Risikofaktoren Bluthochdruck, Dickleibigkeit und hohe Salzzufuhr in ihrer Bedeutung für die chronischen Nierenkrankheiten zu erkennen, um sie zu vermeiden.
Schlüsselwörter: Global Burden of Disease Study 2010 – chronische Nierenerkrankungen – weltweite Bedeutung – Risikofaktoren – globale Krankheitsbelastung
Lutz Hennings, Lübeck
Die Fallzahlen chronischer Erkrankungen nehmen weltweit zu und sind immer mehr für die Mortalität und den Verlust an beschwerde-/behinderungsfreien Lebensjahren verantwortlich. Global haben sich die Risikofaktoren für die Entstehung von Krankheiten geändert und fördern auch die Entstehung von Nierenerkrankungen. Der besprochene Artikel weist die Bedeutung chronischer Erkrankungen anhand der Nierenerkrankungen nach und weist auf die wachsende Bedeutung in den Entwicklungsländern hin. Kritisch anzumerken bleibt, dass trotz des Bewusstseins und der Initiativen der nephrologischen Gemeinschaft für diese Verschiebung hin zu den chronischen Erkrankungen der Schwerpunkt in der Entwicklungshilfe nach wie vor infektiöse Erkrankungen wie HIV sind. In der Eigenwahrnehmung der Entwicklungsländer hat längst ein Umdenken stattgefunden: Zum Beispiel wurde bereits 2007 in einer Veröffentlichung im Ghana Medical Journal die Frage gestellt, warum Bluthochdruck mit einer Prävalenz von 28,7 % ignoriert würde, wohingegen HIV-Programme mit einer Prävalenz von 3,2 % als Milleniums-Entwicklungs-Ziel mit Millionen Dollar der Entwicklungspartner gefördert wird. Sind chronische Erkrankungen und deren Prävention nicht sexy genug für Entwicklungshilfe?
Lutz Hennings, Lübeck
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