Dialyse aktuell 2013; 17(07): 386
DOI: 10.1055/s-0033-1354794
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Rituximab bei ANCA-assoziierten Vaskulitiden – Neue Therapieoption ist Therapiestandard bei Patienten mit Rezidiv überlegen

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Publication Date:
10 September 2013 (online)

 
 

Die B-Zell-Therapie mit Rituximab Roche (MabThera®) hat sich in der Behandlung der rheumatoiden Arthritis (RA) bereits seit 2006 bewährt. Seit April 2013 ist Rituximab Roche nun auch zur Therapie der beiden ANCA-assoziierten Vaskulitis-Formen Granulomatose mit Polyangiitis (GPA, ehemals Morbus Wegener oder Wegenersche Granulomatose) und Mikroskopische Polyangiitis (MPA) zugelassen. Den überzeugenden Daten der Zulassungsstudie RAVE[ 1 ] zufolge ist die B-Zell-Therapie zur Remissionsinduktion bei Patienten mit rezidivierender Erkrankung signifikant überlegen und bei neu diagnostizierten Patienten vergleichbar wirksam wie die bisherige Standardtherapie mit Cyclophosphamid (CYC).

Die seltenen Autoimmunerkrankungen GPA und MPA, die vor allem durch eine nekrotisierende Gefäßentzündung der kleinen Blutgefäße gekennzeichnet sind, gehören zu der Gruppe der ANCA-assoziierten Vaskulitiden (AAV, ANCA: antineutrophile zytoplasmatische Antikörper). Mit einer Inzidenzrate von 5–12 pro 1 Million Einwohner und Jahr ist die GPA die häufigste AAV und tritt zumeist zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr auf (Frauen und Männer sind vergleichbar oft betroffen). Bei der MPA wird von 2–3 Neuerkrankungen pro 1 Million Einwohner und Jahr ausgegangen. Die Erkrankung tritt bei Männern häufiger auf als bei Frauen und die Mehrzahl der Patienten ist älter als 50 Jahre [ 1 ].

Interdisziplinäre Diagnostik wichtig für den Behandlungserfolg

Charakteristisch bei GPA und MPA sind Entzündungen der Gefäßwand, die mit Durchblutungsstörungen und zum Teil mit einer Zerstörung der Gefäße einhergehen. GPA und MPA verlaufen zwar ähnlich, unterscheiden sich aber hinsichtlich der betroffenen Organe: Bei der GPA manifestieren sich die Symptome insbesondere in Nebenhöhlen, Nase, Trachea und Lungen. Bei der MPA sind vor allem die Nieren und Lungen betroffen [ 2 ]. Da sich überall im Körper Blutgefäße befinden, können sich die Erkrankungen grundsätzlich auf den gesamten Organismus bzw. auf alle Organe auswirken. Eine frühzeitige, umfassende und interdisziplinäre Diagnostik ist daher notwendig, um eine adäquate Therapie wie zum Beispiel die B-Zell-Therapie einleiten zu können.


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"Generationenwechsel" in der Behandlung der GPA und MPA

Der Zulassung zugrunde liegt die randomisierte, doppelblinde und multizentrische Studie RAVE, an der 197 Patienten mit schwerer GPA oder MPA teilnahmen. Dabei handelte es sich sowohl um neu diagnostizierte Patienten als auch um Patienten, die trotz einer vorherigen Therapie ein Rezidiv erlitten hatten. Zur Induktion einer Remission erhielten die Patienten entweder 4 Gaben Rituximab Roche (375 mg/m2 Körperoberfläche; n = 99) über 4 Wochen oder einmal täglich CYC oral (2 mg/kg Körpergewicht; n = 98) für 3–6 Monate. Zur Erhaltungstherapie wurden die Patienten im CYC-Arm auf orales Azathioprin (2 mg/kg KG/d) umgestellt, falls zwischen Monat 3 und 6 eine Remission erreicht wurde. Patienten in dem Behandlungsarm mit Rituximab Roche mit einer Remission zwischen Monat 3 und 6 erhielten hingegen keine aktive Substanz, sondern lediglich Placebo-Azathioprin.

Es wurden folgende Ergebnisse erreicht: Unter der B-Zell-Therapie mit Rituximab Roche wurde bei Patienten mit Rezidiven im Vergleich zur CYC-Gruppe ein signifikant besseres Ansprechen erzielt (Abb. [ 1 ]). Bei Betrachtung der gesamten Patientenpopulation erreichten 64 % der Studienteilnehmer im Rituximab-Roche-Arm im Vergleich zu 53 % der Patienten unter CYC den primären Endpunkt (= komplette Remission mit vollständig abgesetztem Prednison, gemessen am Birmingham Vasculitis Score for GPA (= 0)). Dieser Unterschied war statistisch nicht signifikant und belegte die Nichtunterlegenheit von Rituximab Roche gegenüber CYC. Mit diesem Ergebnis wurde das Studienziel der RAVE-Studie erreicht. Die Nebenwirkungsprofile waren in beiden Behandlungsgruppen vergleichbar [ 3 ].

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Abb. 1 Remissionsrate nach Patientensubgruppen (neu diagnostiziert/Rezidiv). nach [ 3 ]

Die Langzeitdaten der Studie RAVE zeigen, dass die alleinige Gabe von Rituximab Roche als Induktionstherapie genauso wirksam und sicher ist wie die über 18 Monate dauernde Gabe der bisherigen Standardtherapie mit CYC (gefolgt von Azathioprin nach Remissionseintritt zwischen Monat 3 und 6): 36 % der mit Rituximab Roche behandelten Patienten waren auch nach 18 Monaten noch in vollständiger Remission [ 4 ].


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Fazit

Die Ergebnisse belegen, dass Rituximab Roche bei Patienten mit Rezidiv der bisherigen Standardtherapie signifikant überlegen ist (vergleichbar wirksam bei neu diagnostizierten Patienten). Damit steht nun eine neue, moderne und wirksame Behandlungsoption für die GPA/MPA zur Verfügung. Die B-Zell-Therapie ist derzeit die einzige zugelassene Behandlung der MPA und ist bei den nun zugelassenen Indikationen die erste innovative Behandlung seit mehr als 40 Jahren.

Quelle: Informationen der Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen


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1 Rituxan in ANCA-Associated Vasculitis


  • Literatur

  • 1 Gibelin A et al. Semin Respir Crit Care Med 2011; 32: 264-273
  • 2 Jennette JC et al. Arthritis Rheum 1994; 37: 187-192
  • 3 Stone JH et al.; RAVE-ITN Research Group. N Engl J Med 2010; 363: 221-232
  • 4 Specks U et al. Ann Rheum Dis 2011; 70 (Suppl. 03) 85, Abstract OP0054

  • Literatur

  • 1 Gibelin A et al. Semin Respir Crit Care Med 2011; 32: 264-273
  • 2 Jennette JC et al. Arthritis Rheum 1994; 37: 187-192
  • 3 Stone JH et al.; RAVE-ITN Research Group. N Engl J Med 2010; 363: 221-232
  • 4 Specks U et al. Ann Rheum Dis 2011; 70 (Suppl. 03) 85, Abstract OP0054

 
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Abb. 1 Remissionsrate nach Patientensubgruppen (neu diagnostiziert/Rezidiv). nach [ 3 ]