Dialyse aktuell 2013; 17(07): 383
DOI: 10.1055/s-0033-1354795
Forum der Industrie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Einstellung der Hyperphosphatämie – Wahl der geeigneten Präparate ist entscheidend

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Publication Date:
10 September 2013 (online)

 
 

    Dr. Anton Hümpfner

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    Die Einstellung der Hyperphosphatämie hat ihren unbestrittenen Stellenwert in der Therapie von Nierenkranken. Ihre Relevanz belegen auch neue Daten zur Korrelation des Phosphatspiegels und der kardiovaskulären Mortalität. Doch wie die Einstellung erfolgt, ist häufig "Glaubenssache" der Anhänger kalziumbasierter, kalziumreduzierter oder kalziumfreier Präparate. Hierzu sprachen wir mit dem niedergelassenen Nephrologen Dr. Anton Hümpfner, Saarbrücken-Dudweiler.

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    (Bild: Thieme Verlagsgruppe, Fotograf/Grafiker: Renate Stockinger)

    ? Wie schätzen Ihre niedergelassenen Kollegen die Bedeutung der Hyperphosphatämie in der Gesamtschau der Komorbiditäten bei Dialysepatienten ein?

    Dr. Anton Hümpfner: Nachdem die Hypertonie und Anämie inzwischen meist gut beherrschbar sind, tritt die Einstellung der Hyperphosphatämie nach meiner Erfahrung für die Kollegen wieder mehr in den Vordergrund. Die Erreichung der Zielwerte entsprechend der neuen KDIGO-Leitlinien gestaltet sich leider noch immer bei vielen Patienten schwierig. Die Daten zeigen, dass bis zu 60 % der Patienten nicht in den Zielbereich geführt werden können. Das ist angesichts der starken Korrelation zwischen Phosphatspiegeln und Mortalität erschreckend.

    ? Was ist der Grund dafür, dass die Hypertonie besser beherrschbar ist als die Hyperphosphatämie?

    Hümpfner: Für hypertone Nierenpatienten hat sich in den letzten Jahren die Kombinationstherapie sehr stark etabliert. Die Kombination von 2 oder mehr Wirkstoffen hat die meisten Fälle von Bluthochdruck beherrschbar gemacht. In der Phosphatbindertherapie wird noch immer ein Präparat auftitriert und dann bei Erreichen der maximalen Kalziumbelastung oder von intolerablen Nebenwirkungen auf ein anderes Präparat umgestellt. Hier könnte sicher häufiger eine Kombinationstherapie erwogen werden.

    ? Gibt es wie bei den Antihypertensiva Kombinationspräparate zur Phosphatbindung?

    Hümpfner: Die Antihypertensiva setzen an verschiedenen Organsystemen an, zum Beispiel bei Sympathikus und RAAS (Renin-Angiotensin-Aldosteron-System). Daher sind Kombinationen hier besonders effektiv. Die Phosphatbinder hingegen haben alle dasselbe Wirkprinzip: die Bindung von freiem Phosphat im Darm. Nachweislich gibt es aber Unterschiede in der Phosphatbindungskapazität der verschiedenen Wirksubstanzen. Und sicher wird deren Wirksamkeit auch durch das individuelle Darmmilieu oder die Nahrungsaufnahme beeinflusst. Daher ist es auch hier sinnvoll, Wirkstoffkombinationen zu nutzen.
    Kombinationspräparate im Sinne der Zusammenführung von 2 Einzelpräparaten gibt es leider nicht, daher schrecken viele Kollegen vor einer frühen Kombination zurück. Als Alternative bietet sich das einzige verfügbare Kombinationspräparat OsvaRen® an, das Kalziumazetat und Magnesiumkarbonat enthält. Beginnt man die Therapie mit diesem kombinierten Phosphatbinder, steht mehr Phosphatbindungskapazität bei geringerer Dosis der Einzelsubstanzen zur Verfügung, sodass die Dosierungsgrenze und die maximale Kalziumlast nicht so rasch erreicht werden. Daher ist der Umstieg auf ein teures kalziumfreies Präparat später und weniger häufig notwendig. Dies sind meine Erfahrungen aus der Praxis.

    ? Die Gabe von Magnesium bei Dialysepatienten wird von manchen Kollegen aber kritisch gesehen?

    Hümpfner: Der Magnesiumspiegel steigt zu Beginn der Therapie tatsächlich moderat an, aber hinsichtlich der positiven kardiovaskulären Effekte von Magnesium auf die linksventrikuläre Hypertrophie, vaskuläre Kalzifikation und Dilatation sehe ich das durchaus positiv. Die meisten Dialysepatienten versterben schließlich durch kardiovaskuläre Ereignisse.
    Ich sehe auch einen direkten Effekt, den ich auf das Magnesium zurückführe: Manche Patienten mit quälender Obstipation berichten eine spürbare Besserung. Vereinzelt kommt es aber auch zu Diarrhö, die einen Präparatwechsel notwendig macht.

    ? Also kann die Kombination von Phosphatbindern die Einstellung verbessern?

    Hümpfner: Innerhalb des Praxisnetzwerkes, dem ich angehöre, sehe ich im direkten Vergleich, dass die mittleren Phosphat- und Kalziumspiegel meiner Patienten niedriger sind als die Durchschnittswerte der übrigen Praxen. Dies ist sicher nicht nur auf die Einstellung von 90 % meiner Patienten auf OsvaRen® (Kalziumazetat/Magnesiumkarbonat) zurückzuführen, aber es ist ein wichtiger Bestandteil meines Behandlungskonzeptes der Hyperphosphatämie.

    ! Herr Dr. Hümpfner, ich danke Ihnen für das Gespräch!

    Dieser Beitrag entstand mit freundlicher Unterstützung der Fresenius Medical Care GmbH, Bad Homburg.
    Das Interview führte Dr. rer. nat. Christoph Messer, Mühlhausen.


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    (Bild: Thieme Verlagsgruppe, Fotograf/Grafiker: Renate Stockinger)