Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2013; 20(05): 217
DOI: 10.1055/s-0033-1357341
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Aktuelle Empfehlungen von DTG und DFR zu möglichen Lieferungsengpässen – Prioritäten bei Gelbfieberimpfungen

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Publication Date:
28 October 2013 (online)

 

    Probleme bei der Produktion des Gelbfieberimpfstoffes Stamaril® lassen vermuten, dass die Versorgung mit diesem Impfstoff in den nächsten Monaten nicht so wie gewohnt sein wird. Daher wird für einige Zeit eine Prioritätensetzung erforderlich sein, wie wir sie in Deutschland sonst nicht kennen. Gemeinsam mit der Firma Sanofi Pasteur MSD GmbH als Zulassungsinhaberin möchten wir die Ärztlichen Leiter der Gelbfieberimpfstellen in Deutschland bitten, die folgenden Empfehlungen zur eingeschränkten Indikationsstellung für die Gelbfieberimpfung bis auf Weiteres zu berücksichtigen.

    Neben den internationalen Gesundheitsvorschriften (IHR, international health regulations) verweisen wir auch auf das jüngste Positionspapier der WHO (WER 2013, 88, 269–284 vom 05.07.2013). Dieses enthält unter anderem die neue Empfehlung der WHO Strategic Advisory Group of Experts on Immunization (SAGE), dass die bislang empfohlenen – und bei Impfpflicht erforderlichen – Wiederimpfungen nach einem Intervall von 10 Jahren und länger nicht mehr notwendig sind, da die einmalige Impfung gegen Gelbfieber in der Regel einen lebenslangen Schutz verleiht. Diese Empfehlung ist allerdings derzeit noch nicht in den IHR und in den Einreise-Impfvorschriften der einzelnen Länder umgesetzt. Zudem ist anzunehmen, dass es in einigen Ländern mit Impfpflicht auch nach entsprechender Umsetzung zu Problemen bei der Einreise kommen kann, wenn die letzte Gelbfieberimpfung länger als 10 Jahre zurückliegt.

    Auch wenn es innerhalb eines betroffenen Landes keine echten Barrieren gibt, die die Ausbreitung einer aufkommenden Epidemie in andere Städte und Regionen verhindert, so ist dennoch das Risiko für menschliche Infektionsfälle im selben Land oft sehr unterschiedlich. Die entsprechenden Karten der WHO seien in Erinnerung gerufen, ebenso wie die Schraffur, die laut WHO eine routinemäßige Impfung bei einem kurzen Besuch nicht rechtfertigt. Sie können helfen, Gelbfieberimpfungen in Fällen von minimaler Exposition einzusparen.

    Eindeutige Indikationen sind aus unserer Sicht daher die folgenden Fälle:

    • Der Reisende unterliegt im Reiseverlauf einer Impfpflicht gemäß IHR.

    • Der Reisende hält sich in Gebieten mit einem tatsächlichen Übertragungsrisiko auf.

    • Der Reisende hält sich längerfristig in Gelbfieberverbreitungsgebieten auf, in denen derzeit keine Impfung empfohlen wird und kann dort nur unzureichenden Moskitoschutz gewährleisten.

    Unter den gegenwärtigen Umständen nicht haltbar erscheint es, wenn in folgenden Situationen ohne zusätzlichen rechtfertigenden Grund geimpft wird:

    • Der Reisende wird vor Ablauf der 10-jährigen Schutzfrist gegen Gelbfieber nachgeimpft.

    • Der Reisende hat im Laufe der Jahre bereits 2 oder mehr Gelbfieberimpfungen bekommen und reist erneut in ein Verbreitungsgebiet.

    In diesen beiden Fällen erscheint es gegenwärtig sinnvoll, von einer Wirkdauer von über 10 Jahren auszugehen, auch wenn man die von der WHO-SAGE gegebene Empfehlung, auf Wiederimpfungen zu verzichten, derzeit noch nicht mittragen will. Voraussetzung ist dabei, dass der Reisende nicht mit einer Impfpflicht konfrontiert wird.

    Auch sollten Kontraindikationen natürlich exakt beachtet und gegebenenfalls Impfbefreiungszeugnisse in das Impfdokument eingetragen werden.

    Wohlgemerkt: Wir wollen die bisherige liberalere Indikationsstellung für die Gelbfieberimpfung nicht als falsch bezeichnen, sondern dazu aufrufen, in der Phase einer Impfstoffknappheit nachvollziehbare Prioritäten zu setzen. So soll auch ein Beschaffungswettlauf vermieden werden, der am Ende alle mit einem Lieferstopp konfrontiert, dann auch für die dringendsten Fälle. Zu diesem Konzept gehört auch, dass die Firma Sanofi Pasteur MSD GmbH erneut informiert, wenn die Situation sich wieder normalisiert.

    Empfehlungen der WHO für afrikanische und amerikanische Gebiete, Links und Karten sind im Internet: www.dtg.org und www.fachgesellschaft-reisemedizin.de.

    Quelle: Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit (DTG) und der Deutschen Fachgesellschaft für Reisemedizin (DFR), 25.09.2013


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