Zahnmedizin up2date 2015; 9(05): 473-494
DOI: 10.1055/s-0033-1358184
Zahnerhaltung, Prävention und Restauration
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bewährte und neue Indikationen für direkte Kompositrestaurationen im Seitenzahnbereich

Hans Jörg Staehle
,
Diana Wolff
,
Cornelia Frese
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
21. September 2015 (online)

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Einleitung

Versorgungen von Kavitäten unterschiedlicher Umrissformen, Lagen und Tiefen zählen zu den bewährten Indikationen für direkte Kompositrestaurationen im Seitenzahnbereich. Um die Überlebenszeiten von Restaurationen mit Mängeln zu verlängern, finden in letzter Zeit Reparaturrestaurationen mittels direkt eingebrachtem Komposit zunehmend Verbreitung. Neue Indikationen für direkte Kompositrestaurationen sind u. a. Formänderungen wie Zahnverbreiterungen zum Lückenschluss als Alternativen für Brücken und Implantate. Einige minimal- bzw. begrenzt invasive Vorgehensweisen werden neuerdings auch von der European Section der Academy of Operative Dentistry (AODES) ausdrücklich empfohlen [1]. Damit wird auch von dieser Seite die Bedeutung der Thematik unterstrichen.

In dem Beitrag werden aktuelle Anwendungsgebiete und Verarbeitungstechniken von Kompositen (einschließlich der sog. R1- und R2-Technik) beschrieben. Unter Berücksichtigung von Langzeitbeobachtungen wird aufgezeigt, welche Faktoren beachtet werden müssen, um eine hohe Erfolgsrate zu gewährleisten.

Es ist inzwischen möglich, mit direkt eingebrachten Kompositen Black-Kavitäten aller Art substanzschonend und gleichzeitig dauerhaft zu versorgen [2]–[11]. Dies gilt sowohl für kleine als auch für ausgedehnte Läsionen der Zahnhartsubstanzen, wobei verschiedene Techniken (einphasig oder zweiphasig) zum Einsatz kommen können, soweit eine effektive Kontrolle des Arbeitsfelds möglich ist [12], [13]. Darüber hinaus eröffneten Komposite in den letzten Jahren neue Anwendungsbereiche in der restaurativen Versorgung. Dazu zählen u. a.:

  • Reparaturrestaurationen [14]–[20]

  • direkte Überkronungen [9], [21]

  • Glasfaserverschalungen [22]–[25]

  • Stiftaufbauten [26], [27]

  • Schienungen und Formkorrekturen [13], [28]–[39]

Formkorrekturen werden im Frontzahnbereich v. a. aus ästhetischen Gründen vorgenommen und finden im Seitenzahnbereich beispielsweise zum Schließen von kleineren Einzelzahnlücken als Alternative für Brücken oder Implantate Verwendung. Möglich wurde dies u. a. durch vermehrte Erfahrungen in der praktischen Handhabung am Patienten sowie durch Weiterentwicklungen der Komposit- und Adhäsivsysteme, die auf die individuell anzutreffende Situation abgestimmt werden können:

  • neue Konditionierungstechniken von Oberflächen

  • multifunktionelle Adhäsive

  • variable Konsistenzen

  • variable Transluzenzen

  • variable Durchhärtungstiefen von Kompositen

  • faserverstärkte Materialien etc.

Für einige Indikationen liegen in der Zwischenzeit Ergebnisse zur Stabilität der Versorgungen vor [2], [6], [16], [28], [29], [30], [31], [32], [38], [39]. Allerdings ist die Datenlage im Hinblick auf neuere Einsatzgebiete zwangsläufig begrenzt.