Pneumologie 2014; 68(02): 148-149
DOI: 10.1055/s-0033-1359243
Laudatio
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Professor Ulrich Costabel zum 65. Geburtstag

Professor Ulrich Costabel on the Occasion of his 65th Birthday
D. Kirsten
LungenClinic Großhansdorf
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Korrespondenzadresse

Prof. Dr. med. Detlef Kirsten
LungenClinic Großhansdorf
Wöhrendamm 80
22927 Großhansdorf

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
04. Februar 2014 (online)

 

    Fragt man in Europa oder Übersee, wobei hier nicht nur Amerika, sondern auch Asien zu verstehen ist, nach den bekanntesten deutschen Pneumologen, wird man sofort den Namen Ulrich Costabel hören. Dieser Name hat überall in der Welt einen guten Ruf als ausgezeichneter Redner, kluger Diskutant und redlicher Wissenschaftler.

    Aufgewachsen ist Uli im Schwarzwald in der Uhrenstadt Schramberg. Sein Vater war Tierarzt, die Mutter Lehrerin. Beide Großväter waren ebenfalls Lehrer und man glaubt bei den Vorträgen unseres Jubilars, dass viel pädagogisches Geschick auf ihn übergekommen ist. Seine rednerische Klarheit und die Neigung zur plastischen Darstellung auch komplizierter Sachverhalte sowie kluge Konklusionen haben vielleicht hier ihren genetischen oder epigenetischen Ursprung.

    Der Name Costabel kommt aus Savoyn-Piemont. Die Vorfahren waren Waldenser, die Ende des 17. Jahrhunderts aus Frankreich vertrieben wurden. „Ethnische Säuberungen“ sind bekanntermaßen keine Erfindungen unserer Zeit!

    Lange sprachen die Costabels auch im Schwarzwald noch französisch miteinander.

    In Schramberg stand der kleine Ulrich schon mit fünf Jahren auf den Skiern und frönt dieser Leidenschaft bis zum heutigen Tag, und ich bin mir sehr sicher, dass er auch in diesem Winter wieder die schwarzen Pisten der französischen Alpen hinuntersausen wird. Wenigen ist Ulrich Costabel auch als Motorradfahrer auf Langstrecken bis Spanien in einem Ruck bekannt, auf dem Socius die Costabelle.

    Ebenso rasant verlief die medizinische Karriere mit dem Studium in Freiburg und Kiel von 1968 – 1974. Anschließend folgte die internistische, psychiatrische und chirurgische Ausbildung als Medizinalassistent in Freiburg und Tuttlingen. Nach dem Staatsexamen und der Promotion schloss sich eine einjährige Tätigkeit als wissenschaftlicher Assistent am pathologischen Institut (Ludwig Aschoff-Haus) an, das bereits damals für intensive Kontakte nach Japan bekannt war. Kontakte nach Japan pflegt Uli bis heute zu beiderseitiger Freude mit gutem wissenschaftlichem Output. Einen ganz besonderen Kontakt baute Uli aber zu der jungen und bildhübschen Josune aus dem spanischen Baskenland auf, die wir als seine Frau und kompetente Pathologin kennen. Mit ihr publiziert er am liebsten, wie an der großen Zahl der Veröffentlichungen leicht abzulesen ist. In der Bibliothek dieses pathologischen Institutes in Freiburg verinnerlichte er das Leitmotiv Faradays, was allen Bibliothekbenutzern aus einem Bilderrahmen entgegen leuchtete: Anfangen, Abschließen, Veröffentlichen! Das ist für U. Costabel bis heute die Leitschnur seines Handelns. Derartige Denkanstöße bleiben den heutigen Wissenschaftlern, die ihre Zeit vereinsamt am eigenen Laptop verbringen, wohl versagt.

    Über die Beschäftigung mit der Schocklunge wurde Heinrich Matthys auf den jungen, vielversprechenden Mann aufmerksam, und Matthys fügte zur Faradayschen Trilogie noch den Hinweis für „Maß und Zahl“ hinzu, ohne den wissenschaftliche Ergebnisse nicht ordentlich präsentiert und verstanden werden können. Die Zeit bei Heinrich Matthys nutzte Costabel, ab 1985 Oberarzt, zur wissenschaftlichen Beschäftigung mit der broncho-alveolären Lavage. So hieß sein Habilitationsthema auch folgerichtig: „Immunzytologische Untersuchungen an Zellpopulationen der BAL“. Sein Atlas der BAL ist heute das Standardwerk!

    In den frühen 80er Jahren lernten wir uns so in der europäischen Task Force kennen, als wir versuchten zusammen mit Heinrich Klech aus Wien erste Standardisierungen dieser neuen wissenschaftlichen Methode durchzusetzen. Auch später hatten wir ähnliche Interessen in der Pneumologie wie die interstitiellen Lungenerkrankungen, die Sarkoidose und die Fibrosen, und so gibt es keinen nationalen oder internationalen Kongress, bei dem wir uns nicht vor den gleichen Postern oder im gleichen Vortragssaal treffen. So entstehen langjährige Freundschaften!

    Im Jahr 1988 wurde der Privatdozent Dr. Ulrich Costabel zum Chefarzt in der Ruhrlandklinik unter dem Direktorat von Nikolaus Konietzko berufen.

    Seine klinischen und wissenschaftlichen Neigungen passten sehr gut in die Neuausrichtung der bekannten Ruhrlandklinik und rundeten das Spektrum der Klinik ab. Die Möglichkeiten der wissenschaftlichen Arbeit an dieser großen Lungenklinik waren optimal, sodass Costabel einen Ruf nach Frankfurt an die Goethe-Universität nicht annahm. 1994 wurde er zum apl. Professor der Universität Essen ernannt.

    Sein wissenschaftliches und publizistisches Oeuvre ist derart umfangreich, dass hier nur einige Aktivitäten genannt werden können: Seit der Gründung der ERS ist Costabel einer der Promotoren unserer europäischen Gesellschaft: Er war Vorsitzender der Occupational and Enviremental Health Group, später der BAL-Group, war Chairman der Clinical Assembly und dann Mitglied des Exekutivkomitees der ERS. Er richtete den Münchner ERS-Kongress und den DGP-Kongress in Hannover 2013 aus. Von 2008 – 2011 war er Präsident der World Association of Sarcoidosis and Other Granulomatous Disorders, unvergessen sein Essener Sarkoidose-Weltkongress. Von 1994 – 1999 war er Chefeditor des European Respiratory Journals und von 2001 – 2005 Herausgeber der „Pneumologie“. Professor Costabel ist Beiratsmitglied weiterer bekannter pneumologischer und internistischer Journale und Visiting Professor in Asien und Amerika. Keine transatlantische Konsensus-Konferenz auf seinen Paradestrecken kommt ohne ihn aus!

    Am 31. Januar 2014 wurde Ulrich Costabel nun 65 Jahre alt. Zeit nicht nur der Rückschau, sondern auch der Vorschau. Wir, Deine Freunde und die ganze pneumologische Gemeinschaft, gratulieren Dir herzlich und wünschen Dir weiter Gesundheit und Freude am Anfassen, Abliefern und Publizieren wie bisher. Als Prinzipal Investigator vieler Studien zu interstitiellen Lungenerkrankungen und besonders zu Lungenfibrosen werden Deine Erfahrungen weiterhin benötigt. Besonders erwähnen möchte ich am Schluss meiner Laudatio, dass Du, lieber Uli, zu den wenigen Experten auf dem Gebiet der interstitiellen Lungenkrankheiten gehörst, die man mit Gewinn um einen Rat anrufen darf. Eine solche Exzellenz ist kein Geschenk, das vom Himmel fällt, sondern wurde mit Fleiß und Ausdauer erarbeitet. Die Tatsache aber, dass der Ratgeber dazu auch bei schwierigen Konstellationen in der Lage ist, gehört zu den großen Glücksmomenten unseres Berufes.

    Wir wünschen Dir aber auch Zeit für Reisen nach Fernost, dort bist Du ja Visiting Professor, natürlich auch nach Spanien, die Heimat Deiner Frau. Du bleibst Berater der Ruhrlandklinik für Interstitielle Lungenerkrankungen, und wir beide haben gemeinsam noch einige Projekte zu unseren Lieblingsthemen in der Pneumologie im Köcher, packen wir es an …
    in alter Freundschaft!

    Detlef Kirsten


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