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DOI: 10.1055/s-0033-1359323
16. Jahrestagung der Deutschen Fachgesellschaft für Reisemedizin in Bonn – Themen aus und für den Praxisalltag
Publication History
Publication Date:
28 October 2013 (online)
Am 20. und 21. September trafen sich Mitglieder der DFR und interessierte Kollegen – zahlreich wie nie zuvor – in Bonn zur 16. Jahrestagung.
Die vom Kollegen Ulrich Klinsing zusammengestellte Reihe der Vorträge eröffnete schon fast traditionell Rosemarie Mazzola, Freiburg, die zusammen mit Sigrid Ley-Köllstadt, Marburg, einige schwierige Beratungsfälle vortrug. Dabei ging es um Karenzzeiten für Blutspender nach Impfungen, Reisen und Reisekrankheiten, um den M. Addison unterwegs, aber auch um die Auswirkungen des Patientenrechtegesetzes auf die Reiseberatung.
Spezielle Themen: Freiwillige, Risiken und klinische Visite
Nach einem eindrucksvollen Überblick von Miriam Schoop, Frankfurt, über ihren Weltwärts-Einsatz in Ecuador berichtete Klaus-Peter Schmitz, Bonn, über seine umfangreichen Erfahrungen aus der Betreuung von DED/GIZ-Weltwärts-Freiwilligen. Dabei steht aus der Begleitung von 2675 Freiwilligen von 2009 bis 2012 und den Gründen für 103 Rückholungen und Evakuierungen etwa ein guter Überblick über deren gesundheitliches Schicksal im Projekt zur Verfügung.
Jürgen Schmude, München, sprach anschließend aus der Sicht eines Tourismusforschers über Risiko als Einflussfaktor auf die Destinationswahl. "Man-made disasters" werden wesentlich stärker wahrgenommen als Naturkatastrophen. Reisende unterschiedlicher Herkunft bewerten das Risiko derselben Länder stark unterschiedlich – und aus der Distanz mit einer Tendenz zur überregionalen Zuschreibung, so einige seiner Thesen.
Klaus-J. Volkmer, Buchholz, gab mit einem Bilderbogen klinischer Präsentationsformen von Tropen- und Reisekrankheiten in unvergleichlicher Form einen Einblick in Jahrzehnte seiner Tätigkeit.
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Alternative Tätigkeitsfelder
Heinrich Sohn, Frankfurt, und Carolin Coch, Bonn, berichteten am Samstagmorgen von ihrer Tätigkeit für die German Doctors, bislang noch als Komitee Ärzte für die Dritte Welt bekannt. Dabei wurden die Möglichkeiten zum Engagement dargestellt, aber auch die Grenzen des zu Leistenden und die Schnittstellen zu anderen Organisationen.
Stefan Eßer, Neu-Isenburg, berichtete aus der Praxis der Repatriierung, wie sie ein großes Unternehmen der Assistance durchführt. Gründe, Wege und Kosten einer Notfallverlegung wurden genannt, ein Service, der in Callcentern geleistet wird, oft ohne detaillierte Informationen über den Patienten selbst.
Burkhard Rieke, Düsseldorf, kam anhand von Beispielen auf die Aufgaben und die Grenzen der Zuständigkeit eines reisebegleitenden Arztes zu sprechen. Aus dem Spektrum der Anforderungen muss sich das Qualifikationsprofil ergeben. Die vorliegenden Berichte sind zu sehr touristische Qualitätsrückmeldungen, als dass epidemiologische Aussagen daraus gewonnen werden könnten.
Uwe Ricken, Bad Essen, gab anschließend einen Überblick über die anstehenden Neuerungen rund um arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen nach den Vorgaben der ArbMedVV, die zum größten Teil in Pflichtvorsorgen umgewandelt werden. Untersuchungen selbst sind nicht duldungspflichtig, sodass eine Beratung eventuell die einzige Maßnahme bleibt. Der Aspekt der Eignung für bestimmte gefährdende Tätigkeiten tritt zurück. Aussagen zur Tauglichkeit dazu als Ergebnis der Pflichtvorsorge gehen nicht mehr an den Arbeitgeber.
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Impfschutz optimieren
Jörg Wendisch, Dresden, stellte anschließend die Empfehlungen der Sächsischen Impfkommission im Vergleich zu denen der Ständigen Impfkommission am RKI vor. Die SIKO versucht, den aus den Zeiten vor der Wende herrührenden besseren Impfschutz in Sachsen aufrechtzuerhalten, aber auch neue Antigene wie die Impfung gegen Zoster oder Hepatitis A und B zu integrieren.
Tomas Jelinek, Berlin, präsentierte Indikationen für reisemedizinische Impfstoffe, insbesondere Tollwut und Japanische Enzephalitis, wobei er auch mit STIKO- und WHO-Empfehlungen kritisch verglich und einzelne, in der Pipeline befindliche Impfstoffe ansprach.
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Gesundheitsschutz unterwegs
Jürgen Ringwald, Erlangen, bot dem Auditorium ein Update der Antikoagulanzien unter dem Aspekt der Anwendung unterwegs wie der Beeinflussung durch Diät, aber auch unter dem Aspekt der Prävention der Reisethrombose. Hier bleibt die Anwendung der neuen Antikoagulanzien bislang ein Off-Label-Use, der aber unter Umständen gerechtfertigt sein kann.
Claus-Martin Muth, Ulm, ging anschließend auf die Kriterien der Tauglichkeitsbeurteilung von Tauchern ein. Auch wenn harte Evidenz in den seltensten Fällen vorliegt, sprechen sich die deutschsprachigen Fachgesellschaften vor allem dann gegen eine Tauglichkeit aus, wenn die jederzeitige Handlungskontrolle gefährdet ist oder die Volumenänderungen eingeschlossener Luft von Nachteil sind.
Nach einem Erfahrungsbericht von Ulrich Klinsing, Frankfurt, zu Höhenaufenthalten auf der DFR-Exkursion und ihren Auswirkungen kam Ulf Gieseler, Speyer, auf Höhenakklimatisation und Akklimatisationshilfen zu sprechen. Medikamentenempfehlungen, wie sie auf US-amerikanischer Seite fast routinemäßig gegeben werden, treten die europäischen Kollegen wegen der zum Teil erheblichen UAW wie Diurese und Hypotonie entgegen.
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DFR-Tagung 2014
So entstand aus den Beiträgen ein Mosaik des Querschnittsfachs Reisemedizin in zahlreichen Facetten. Die lebhaften Diskussionen zeigten, dass das Spektrum der Themen dem entsprach, was sich in der Beratungspraxis und im Alltag umsetzen lässt. Beste Voraussetzungen für die 17. Jahrestagung der DFR in Nürnberg am 26. und 27. September 2014 also!
Burkhard Rieke, Düsseldorf
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