DO - Deutsche Zeitschrift für Osteopathie 2014; 12(2): 1
DOI: 10.1055/s-0033-1360376
editorial
Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG Stuttgart · New York

Editorial

Noori Mitha
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Publication Date:
03 April 2014 (online)

Liebe Leserinnen und Leser,

das ZNS ist ein unglaublich weites Feld. Es gibt so viel dazu zu berichten, dass man in einem Heft nur kleine Bereiche anreißen und Appetit auf mehr machen kann.

Aus osteopathischer Sicht gibt es die verschiedensten Wege, mit dem Nervensystem zu arbeiten. Es gibt ganz handfeste Annäherungen, z. B. das Auffinden der peripheren Nerven und die direkte Arbeit an ihnen. Bert Van Loo beschreibt ausführlich am Beispiel des N. radialis, wie man Nerven aufsucht, diese deutlich palpieren und mit ihnen arbeiten kann.

Wenn man mit den Hirnnerven arbeiten möchte, ist es sinnvoll, sich Gedanken über ihre Nachbarschaftsbeziehungen und Durchtrittsstellen zu machen. Günter Steinfurth frischt unsere anatomischen Kenntnisse der Hirnnerven auf und beschreibt aus osteopathischer Sicht mögliche Ursachen für Irritationen der Hirnnerven.

Es besteht die Möglichkeit, direkt mit dem Gehirn und dem ZNS zu arbeiten, von Annäherungen über die Hirnhäute mittels BMT bis hin zur Arbeit mit der Potency. Eva Möckel schreibt in ihrem Artikel darüber, wie wir einen Zugang zur Potency bekommen können und diese bei ihrer Arbeit beobachten und unterstützen können. Sie erklärt dazu das Phänomen des Automatic Shifting. Auf diese Art mit der Potency zu arbeiten, ist ein sehr sicherer Weg, gerade um Störungen im ZNS anzusprechen, da der unwillkürliche Mechanismus des Patienten entscheidet, wo er arbeiten möchte.

Im Fallbeispiel von Wiebke Butenschön wird deutlich, wie man über die Arbeit an den Faszien indirekt die Nerven auf ihrem Weg in die Peripherie entlasten und damit zentrale Symptomatiken verbessern kann.

Kok Weng Lim hat einen faszinierenden Überblick über neurologische Hintergründe bei Schlafstörungen in der Kindheit verfasst, mit detaillierten Ideen zur osteopathischen Herangehensweise.

In einem Artikel über das fetale Alkoholsyndrom wird uns klar, wie beeinflussbar das ZNS in seiner Entwicklungsphase durch Toxine von außen ist und wie wir unterstützend therapeutisch tätig sein können. Am wichtigsten ist jedoch die Prophylaxe. Hier können wir beratend tätig sein und den werdenden Eltern wichtige Informationen über die Gehirnentwicklung ihres Kindes geben.

Im Zusammenhang mit Faszien und Bindegewebe wird in der osteopathischen Literatur oft das Wort „Tensegrity“ verwendet. Peter Sonntag hat den Ursprung dieses Begriffs ausführlich erläutert und erzählt in seinem Artikel über den Entdecker dieses Prinzips – Buckminster Fuller.

Last but not least hat Susan Turner im Interview wunderbar dargestellt, wie wichtig die innere Einstellung für unsere Arbeit ist und wie bedeutend es ist, für unser inneres Gleichgewicht zu sorgen, damit wir bei unserer Palpation und Einstellung fein genug bleiben, um mit einem so sensiblen Bereich wie dem ZNS zu arbeiten.

Unsere Aufgabe als Osteopathen ist es, dem Patienten dort zu begegnen, wo er abgeholt werden möchte, und das Potenzial zur Heilung, zur Gesundheit, in ihm zu erkennen. Gelingt uns dies, ist eine tief greifende Behandlung möglich, die den Patienten auf den verschiedensten Ebenen weiterbringen kann.

Noori Mitha