Brandon JY et al.
Decreased Range of Motion is associated with structural hip deformity in asymptomatic
adolescent athletes.
AM J Sports Med 2013;
41: 1519-1525
Die Studie von Brandon et al. untersucht, ob eine verminderte Innenrotation der Hüften
bei asymptomatischen jugendlichen Athleten mit einem radiologisch nachweisbaren, femoroacetabulären
Impingement korrelliert.
Brandon JY et al. Decreased Range of Motion is associated with structural hip deformity
in asymptomatic adolescent athletes. AM J Sports Med 2013; 41: 1519–1525
Methodik
Bei radiologisch nachgewiesenem femoroacetabulären Impingement (FAI) vom CAM- oder
Pincer-Typ und klinisch symptomatischen Patienten findet sich in der Regel ein verminderter
Bewegungsumfang der betroffenen Hüftgelenke.
Insgesamt wurden 226 jugendliche Sportler untersucht, die sich im Rahmen nationaler
Sporttauglichkeitsprüfung vorgestellt hatten. Die Innenrotation (IR) der Hüfte wurde
in Rückenlage und 90 ° Flexion ermittelt. Lag eine Innenrotation < 10 ° vor (19 Probanden)
und waren diese mit weiterführender Diagnostik einverstanden (13 Probanden), wurden
beide Hüften nativradiologisch und mittels MRT untersucht. Als altersgerechte Kontrollgruppe
dienten Probanden mit einer Innenrotation von > 10 °, diese erhielten als radiologische
Diagnostik ein MRT beider Hüften. Eingeschlossen wurden 26 Probanden (13 Studiengruppe,
13 Kontrollgruppe).
Ergebnisse
Bei 19 von 226 Athleten (34 Hüften, 8 %) wurde eine Innenrotation von < 10 ° festgestellt.
Von diesen 19, zeigte sich bei 8 (13 Hüften, 3 %) zusätzlich ein positives vorderes
Impingement-Zeichen. Letztlich erfolgte bei 13 von den 19 Athleten der Einschluss
für die radiologische Diagnostik. 4 dieser 13 Probanden hatten eine unilaterale verminderte
Innenrotation, sodass 22 Hüften in der Studiengruppe eingeschlossen wurden. Bei 15
dieser Hüften (68 %) ließen sich radiologische Zeichen einer CAM-Typ Deformität, bei
7 Hüften (32 %) ein "cross-over-sign" nachweisen. Der durchschnittliche Alpha-Winkel
in der radialen MRT-Sequenzen betrug in der Studiengruppen 58,1 °, in der Kontrollgruppe
44,3 ° und war somit signifikant größer (P < 0,001). 15 Hüften (68 %) zeigten im MRT
Zeichen einer anterosuperioren Labrumläsion oder beginnendem Knorpelschaden. Im Vergleich
dazu wiesen diese Zeichen in der Kontrollgruppe nur 10 Hüften (38 %) auf (Odds-ratio
3,2, P = 0,78).
Kommentar
In vielen Studien der letzten Jahre wurde aufgezeigt, dass es sich bei knöchernen
Deformitäten an der Hüfte, wie bei dem CAM- und Pincer-Impigement, um eine präarthrotische
Deformität handelt.
In dieser Kohorten-Studie (Evidenzlevel 3) lag bei 8 % der asymptomatischen jugendlichen
Athleten eine eingeschränkte Innenrotation der Hüfte vor. Bei 68 % dieser Jugendlichen
zeigten sich in der konventionellen radiologischen Diagnostik Zeichen knöcherner Deformitäten
am Kopf-Schenkelhals-Übergang (CAM-FAI) oder am Acetabulum (Pincer-FAI). In 2/3 der
Fälle konnte im MRT eine Labrumläsion oder beginnende Knorpelschäden erkannt werden.
Die vorliegende Studie hat jedoch einige Limitierungen: Einerseits wurden nur jugendliche
Athleten eingeschlossen, sodass keine Aussage darüber getroffen werden kann, wie die
Prävalenz von CAModer Pincer-Deformitäten in der Normalbevölkerung ist, folglich bei
nicht-aktiven Jugendlichen. Zum Anderen wurden die Probanden von verschiedenen Ärzten
bei den Eingangsuntersuchungen untersucht, so dass eine Streuung zwischen den Untersuchungen
wahrscheinlich ist. Des Weiteren wurde die CAM-Deformität in der konventionellen Röntgen-Diagnostik
anhand der p. a.- und von Rosen- Aufnahme ermittelt. In mehreren Studien wurde jedoch
gezeigt, dass die axiale Aufnahme nach Dunn oder die cross-table- Aufnahme eher geeignet
erscheint um den Kopf-Schenkelhals-Übergang zu beurteilen.
Um die Ausbildung einer sekundären Koxarthrose zu verhindern, sollte die Behebung
der Deformitäten so früh wie möglich angestrebt werden. Als gängiges Operationsverfahren
stehen je nach Schweregrad der Deformität die Hüftarthroskopie, die arthroskopisch-assistierte
Mini-open- Technik über den anterioren Zugang und die offene Hüftluxation nach Ganz
zur Verfügung.
Pathomechanismus des femoroacetabulären Impingements. A Normale Hüftgelenksbeweglichkeit.
B CAM-Impingement. C PINCER-Impingement.