Dialyse aktuell 2013; 17(09): 460
DOI: 10.1055/s-0033-1360751
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Lupusnephritis-Rezidiv-Risiko bei Schwangerschaften – Hat die Umstellung von MMF auf Azathioprin einen Einfluss?

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Publication Date:
25 November 2013 (online)

 
 

Quelle: Fischer-Betz R, Specker C, Brinks R et al. Low risk of renal flares and negative outcomes in women with lupus nephritis conceiving after switching from mycophenolate mofetil to azathioprine. Rheumatology (Oxford) 2013; 52: 1070–1076

Thema: Der Artikel beschäftigt sich mit dem Risiko eines Lupusnephritis-Rezidiv nach der Umstellung von MMF (Mycophenolatmofetil) auf Azathioprin aufgrund einer geplanten Schwangerschaft und den Ergebnissen der Schwangerschaften.

Projekt: Der Hintergrund der Untersuchung ist die teratogene Wirkung von MMF, welches erfolgreich bei ­Patientinnen mit SLE (systemischer Lupus erythematodes) zur Remissionsinduktion und Erhaltung angewandt wird. Patientinnen, die eine Schwangerschaft planen oder bereits schwanger sind, werden daher von MMF auf Azathioprin umgestellt, da dieses während einer Schwangerschaft gegeben werden darf. Da einerseits Azathioprin wahrscheinlich MMF in der Remissionserhaltung unterlegen ist [ 1 ] und andererseits die Schwangerschaft und/oder die Postpartalzeit das Risiko für ein SLE-Rezidiv erhöhen kann, ergibt sich die Frage, ob unter der geänderten Therapie mehr Rezidive auftreten und wie die Schwangerschaften für Mutter und Kind verlaufen.

Ergebnisse: 54 Patientinnen wurden untersucht, 23 erhielten primär MMF und wurden umgesetzt (MMF-Reduktion bis 500 mg/d, dann Transfer auf Azathioprin), 31 waren schon initial mit Azathioprin therapiert. Auch die antihypertensive Therapie wurde angepasst (keine ACE-Hemmer oder AT1-Blocker), und nach 2007 erhielten alle Patientinnen niedrig dosierte Azetylsalizylsäure (vorher nur die Patientinnen mit Anti-Phospholipid-Antikörpern). Nach der Umstellung auf Azathioprin 2 mg/kg KG entwickelten 3 Patientinnen noch vor der Konzeption ein renales Rezidiv ­(Definition: Proteinurieanstieg um > 1 g/24 h mit einem aktiven Sediment oder einem Anstieg des Kreatinins). In der Schwangerschaft traten in beiden Gruppen keine und in der Postpartumphase jeweils ein renales Rezidiv auf. In der Umstellungsgruppe wurde keine Präeklampsie bei 18 Schwangeren beobachtet, in der Gruppe mit bereits initial gegebenem Azathioprin traten 3 Präeklampsien bei 30 Patientinnen auf. Die extrarenale Aktivität der Erkrankung war in beiden Gruppen während und nach der Schwangerschaft gering (Gelenkbeschwerden oder Hautsymptome bei 13 Patientinnen).

44 Schwangerschaften konnten erfolgreich nach 28–41 Wochen (Median 38 Wochen) beendet werden (91,6 %), wobei Komplikationen (Fehl-, Frühgeburten oder Präeklampsie) mit einer höheren Steroiddosis und einem höheren Alter bei der Erstvorstellung vor der Konzeption assoziiert waren.

Fazit: Patientinnen können erfolgreich von MMF auf Azathioprin umgestellt werden, ohne dass mit einer höheren Rate renaler Rezidive zu rechnen ist (möglicherweise hätte man die beobachteten Rezidive durch eine Vermeidung der MMF-Reduktion vor Beginn der Azathiopringabe sogar verhindern können). Eine Präeklampsie muss nicht befürchtet werden. Die Schwangerschaften verlaufen für die meisten Mütter und Kinder erfolgreich. Dies ist sehr positiv und sollte bei der Betreuung junger Frauen mit SLE bedacht werden.

Schlüsselwörter: Lupusnephritis – Rezidiv – Schwangerschaft – MMF – Azathioprin – SLE

Prof. Dr. Marion Haubitz, Fulda


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  • Literatur

  • 1 Dooley MA, Jayne D, Ginzler EM. ALMS Group et al Mycophenolate versus azathioprine as maintenance therapy for lupus nephritis. N Engl J Med 2011; 365: 1886-1895

  • Literatur

  • 1 Dooley MA, Jayne D, Ginzler EM. ALMS Group et al Mycophenolate versus azathioprine as maintenance therapy for lupus nephritis. N Engl J Med 2011; 365: 1886-1895