ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt 2013; 122(10): 479
DOI: 10.1055/s-0033-1361941
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

„Gute Zähne nur für Reiche?…“

Cornelia Gins
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Publication Date:
19 November 2013 (online)

Am 30. September wollte der NDR in seiner so überschriebenen 45-minütigen Sendung mal wieder zeigen, wie es den mündigen (!) Patienten ans Portemonnaie geht. Tenor der Sendung: keine Transparenz bei den Kosten für die Patienten, Gewinnmaximierung bei den Zahnärzten, gesunde Zähne seien trotz Krankenversicherung für viele nicht mehr bezahlbar, was sei faul am Gesundheitssystem, dass die Patienten verzweifeln ließe? Mit diesen Parolen lässt sich trefflich Stimmung machen, zumal die eine vorgestellte Patientin, eine Rentnerin, fast den Tränen nah war, da der Kredit für ihre Implantate aufgebraucht und die Endversorgung immer noch nicht eingegliedert war.

Die Kosten sind für die Patienten in der Tat oft schwer zu durchschauen. Ich bin jedoch ziemlich sicher, dass sie darüber durchaus genügend aufgeklärt wurden, denn schon vor dem neuen Patientengesetz waren wir verpflichtet, über alle Therapiemöglichkeiten und Kosten zu informieren. Dass der Patient damit oft überfordert ist, liegt auf der Hand. Es gibt Studien, die belegen, dass die meisten Patienten nur wenige Prozent von dem wirklich behalten, über das gesprochen wurde.

Im Laufe der Sendung wurde immer mehr deutlich, dass hauptsächlich die Zahnärzte für die finanziellen Probleme der Patienten verantwortlich zu machen seien. Ihre angeblich ungenügende Aufklärung und Kostentransparenz würde die Patienten in ihr wirtschaftliches Desaster treiben. Was für eine Ungeheuerlichkeit!

Über das Schlusswort am Ende der Sendung habe ich mich richtig geärgert: Die Dokumentation begleitete Einzelschicksale und gab Einblicke in ein System, in dem durch Verkaufsschulungen trainierte Zahnärzte als gewiefte Geschäftsleute agieren und die Patienten sich allein gelassen fühlen.

Jetzt bleibt nur noch die Frage, weshalb wir immer noch so eine schlechte Lobby haben? Das Wochenendhaus im Tessin verfolgt uns nun schon seit Jahren. Irgendetwas läuft da gewaltig schief…

Ihre

Cornelia Gins