Pneumologie 2013; 67(12): 655
DOI: 10.1055/s-0033-1363057
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Atemwegsinfektionen bei Frühgeburten – Synzytialvirus bewirkt rezidivierendes Keuchen

Contributor(s):
Volker Kriegeskorte
Blanken MO et al.
N Engl J Med 2013;
368: 1791-1799
Further Information

Publication History

Publication Date:
09 December 2013 (online)

 

Während des ersten Lebensjahres ist die Infektion mit respiratorischen Synzytialviren (RSV) eine der häufigsten Ursachen für eine Krankenhauseinweisung in der Wintersaison. Eine dabei auftretende schwere RSV-Bronchiolitis geht mit einer zunehmenden Häufigkeit des rezidivierenden Keuchens (Wheezing) einher. M. O. Blanken et al. haben im Rahmen einer Studie festgestellt, dass Palivizumab bei Frühgeborenen die Anzahl der Tage mit Wheezing deutlich reduziert.
N Engl J Med 2013; 368: 1791–1799

Die niederländischen Pädiater unternahmen eine doppelblinde, randomisierte, placebokontrollierte Studie an mehreren Zentren, um die kausale Rolle der RSV-Infektion in der Pathogenese des Wheezings während des ersten Lebensjahres zu untersuchen. Dabei setzten sie Palivizumab als Therapie gegen RSV ein. Palivizumab ist ein monoklonaler Antikörper, der bereits effektiv schwere RSV-Infektionen bei Kleinkindern mit hohem Risiko verhindern konnte. Sie nahmen 429 ansonsten gesunde Frühchen (Gestationsalter: 33–35 Wochen) in die Therapiestudie auf. 214 von ihnen (RSV-Präventionsgruppe) erhielten während der RSV-Saison monatliche Injektionen von Palivizumab (15 mg/ kg Körpergewicht), 215 ein Placebo. Primäres Studienziel war die von den Eltern berichtete Gesamtzahl an Tagen mit Wheezing im Verlauf des ersten Lebensjahres. Während dieser Zeit hielten die Eltern zudem Atemwegssymptome, Arztbesuche und den Gebrauch von Atemwegsmedikamenten fest. Sekundärer Endpunkt war die Anzahl von RSV-Infektionen, bestätigt durch nasopharyngeale Abstriche, die mit oder ohne medizinischen Eingriff positiv auf RSV-RNA waren.

Abnahme der Tage mit Wheezing

Die mit Palivizumab behandelten Kleinkinder wiesen eine deutlich niedrigere Inzidenz von RSV-bedingten Krankenhauseinweisungen auf als diejenigen, die Placebo erhalten hatten (0,9 vs. 5,1 %; p= 0,01). Die von den Eltern berichtete Gesamtzahl an Tagen mit Wheezing im Verlauf des ersten Lebensjahres lag unter der Gabe von Palivizumab deutlich niedriger als unter Placebo. Die absolute Reduktion der Wheezingrate in der RSV-Präventionsgruppe betrug 2,7 Prozentpunkte im Vergleich zur Placebogruppe (930 von 53 075 Tagen [1,8 %] vs. 2309 von 51 726 Tagen [4,5 %]). Das ergab eine relative Reduktion von 61 %. Die Wirkung der RSV-Prävention auf die Anzahl der Tage mit Wheezing hielt während der Periode nach der Prophylaxe, die den Zeitraum 2 Monate nach der letzten Injektion von Palivizumab bis zu einem Jahr umfasst, mit einer relativen Reduktion von 73 % weiterhin an. Auch der Anteil von Kleinkindern mit rezidivierendem Keuchen lag in der RSV-Präventionsgruppe mit 11,2 % deutlich niedriger als unter Placebo mit 20,9 % (p=0,005). Ähnlich verhielt es sich mit der Anzahl von Kleinkindern, die Bronchodilatatoren einsetzten. Dazu kam es nur in 13 % in der Verumgruppe, hingegen in 23 % in der Placebogruppe (p=0,001).

Fezit

Die Ergebnisse lassen darauf schließen, dass Palivizumab die Anzahl der Tage mit Wheezing im Verlauf des ersten Lebensjahres von ansonsten gesunden Frühgeborenen deutlich senkt. Der Effekt hält nach dem Ende der Behandlung an. Nach Ansicht der Autoren ist der Postprophylaxeeffekt der RSV-Prävention ein Beleg dafür, dass die RSV-Infektion einen wichtigen Mechanismus in der Pathogenese des rezidivierenden Wheezings während des ersten Lebensjahres dieser Kleinkinder darstellt.


#
#