Pneumologie 2013; 67(12): 656
DOI: 10.1055/s-0033-1363060
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

COPD – Mit Tiotropium besserer Schutz vor Exazerbationen

Contributor(s):
Matthias Manych
Vogelmeier C et al.
Respir Med 2013;
107: 75-83
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Publication History

Publication Date:
09 December 2013 (online)

 

    Lang wirksame Anticholinergika und Beta-2-Agonisten (LABA) werden für COPD-Patienten ab Stadium II nach der GOLD-Klassifikation empfohlen. In den meisten Studien blieb bisher aber offen, von welchen Bronchodilatatoren Patienten mit mittelschwerer Erkrankung am meisten profitieren. Dies sollte mit einer Subgruppenanalyse der Daten aus der POET-COPD-Studie (POET: Prevention of Exazerbations with Tiotropium) von C. Vogelmeier et al. beantwortet werden.
    Respir Med 2013; 107: 75–83

    Die POET-COPD-Studie war eine randomisierte, doppelblinde Doppel-Dummy-Untersuchung über die Dauer von einem Jahr. Die Patienten mussten ≥ 40 Jahre alt und Raucher bzw. Exraucher mit ≥ 10 Packungsjahren sein sowie im vorangegangenen Jahr mehr als eine behandlungsbedürftige Exazerbation erlebt haben. Sie erhielten entweder 1-mal täglich 1 μg Tiotropium plus Placebo (2-mal täglich) oder 2-mal täglich 50 μg Salmetorol plus Placebo (1-mal täglich). Abgesehen von Anticholinergika und LABA gab es keine Einschränkungen für die bisherige COPD-Medikation. Primärer Endpunkt war die Zeit bis zur ersten Exazerbation. Die Analyse der Exazerbationsraten war für die Therapiedauer adjustiert.

    Die POET-COPD-Studie umfasste insgesamt 7376 Teilnehmer. In die präspezifizierte Subgruppenanalyse zur Wirksamkeitsprüfung von Tiotropium vs. Salmetorol waren 3614 Patienten im GOLD-Stadium-II und 1343 Patienten ohne bisherige Erhaltungstherapie einbezogen. Das Durchschnittsalter variierte in den Subgruppen zwischen 60,8 und 63,4 Jahren. Unter Tiotropium verlängerte sich in der Stadium-II-Subgruppe gegenüber Salmetorol die Zeit bis zur ersten Exazerbation mit einer Hazard Ratio (HR) von 0,88 (95 %-Konfidenzintervall [KI] 0,79–0,99) signifikant (p = 0,028). Auch in der Gruppe ohne vorherige Erhaltungstherapie trat die erste Exazerbation unter dem Anticholinergikum deutlich später auf (HR: 0,79; 95 %-KI 0,65–0,97; p=0,028). Entsprechend der Kaplan-Meier-Schätzung zur Wahrscheinlichkeit einer ersten Exazerbation verlief die Kurve für Tiotropium schon früh unterhalb der von Salmetorol und der Unterschied bestand auch nach 12 Monaten. Die Exazerbationsrate pro Jahr fiel zugunsten von Tiotropium in der Stadium-II-Gruppe etwas geringer aus (0,55 vs. 0,60, p=0,072), während sie bei den Patienten ohne vorherige Erhaltungstherapie signifikant geringer war (Tiotropium 0,38 vs. Salmetorol 0,49; p=0,012). Ähnlich wirkte sich die Therapie auf die Rate jährlicher Exazerbationen aus, die im Krankenhaus behandelt werden mussten. Der Unterschied war mit 0,05 (Tiotropium) vs. 0,07 (Salmetorol) statistisch signifikant (p < 0,001). Das Anticholinergikum verzögerte im Salmetorol-Vergleich signifikant auch das Auftreten der ersten Exazerbation mit Hospitalisierung (HR: 0,66; 95 %-KI 0,48–0,91; p=0,012).

    Fazit

    Entsprechend dieser Subgruppenanalyse kann sich für COPD-Patienten mit weniger schwerer Erkrankung bzw. ohne bisherige Erhaltungstherapie durch Tiotropium im Vergleich zu Salmetorol das Exazerbationsrisiko reduzieren. Zwar müssten die Ergebnisse, wie die Autoren erklären, durch weitere Studien bestätigt werden, die Größe der Patientenpopulation erlaube jedoch Schlussfolgerungen auf den tatsächlichen Effekt der Behandlung.


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