Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2013; 20(06): 265
DOI: 10.1055/s-0033-1363607
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Fünfter Serotyp DEN-5 könnte Impfstoffentwicklung weit zurückwerfen – Neuer Dengue-Virus-Serotyp in Malaysia entdeckt

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Publication Date:
20 January 2014 (online)

 

    Allen internationalen Bemühungen zum Trotz kommt die Weltgemeinschaft bei der Bekämpfung des Denguefiebers höchstens langsam voran. So konnte zwar in den vergangenen Jahren durch eine bessere Versorgung der schweren Fälle die Zahl der Todesopfer gesenkt werden. Die Gesamtzahl der Neuinfektionen aber steigt weiterhin an. Konservative Schätzungen gehen von mittlerweile 50–100 Mio. Erkrankten jährlich aus. Wissenschaftler aus Oxford und Heidelberg veröffentlichten erst im April in der Zeitschrift Nature eine Studie, laut der sich jährlich sogar etwa 390 Mio. Menschen infizieren sollen. Und auch geografisch weitet sich die Krankheit weiterhin aus: von urbanen immer mehr in ländliche Gebiete hinein und auch in neue Länder, in denen sie noch vor wenigen Jahren nicht vorkam, wie zum Beispiel Nepal.

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    (Bild: PhotoDisc)

    Impfstoffentwicklung bisher schwierig

    Die Entwicklung eines Impfstoffs gestaltet sich nach wie vor schwierig. Hieß es noch vor einiger Zeit, mit einer wirksamen Impfung sei etwa ab dem Jahr 2015 zu rechnen, so muss dieser Zeitplan mittlerweile vermutlich nach hinten korrigiert werden. Zumindest gibt es bei dem Impfstoff der Firma Sanofi Pasteur, der momentan am weitesten in der Testphase vorangekommen ist, zwar ermutigende Ergebnisse zu dessen Verträglichkeit, allerdings bestenfalls vage Hoffnung auf eine ausreichende Wirksamkeit – und selbst das nur gegen 3 der 4 weltweit zirkulierenden Dengue-Virus-Typen.


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    Neuer Serotyp zufällig gefunden

    Und nun gibt es einen weiteren Rückschlag: Wie Ende Oktober bei der 3. Internationalen Denguefieberkonferenz in Bangkok mitgeteilt wurde, identifizierten Wissenschaftler der University of Texas einen neuen, fünften Serotyp (DEN-5). Sie waren zufällig auf diesen Serotyp gestoßen, als sie Proben untersucht hatten, die im Jahr 2007 während eines Dengueausbruchs im malaiischen Bundesstaat Sarawak (Borneo) genommen worden waren. Wie Sequenzanalysen belegen, unterscheidet sich das hier gefundene Virus phylogenetisch von den bisher bekannten 4 Virustypen. In Experimenten konnte darüber hinaus nachgewiesen werden, dass auch die von Affen gegen dieses Virus produzierten Antikörper deutliche Unterschiede zu den gegen die anderen Virustypen gebildeten Antikörpern aufweisen.


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    Konsequenzen noch nicht absehbar

    Was diese Entdeckung für die Bekämpfung des Denguefiebers für Konsequenzen haben wird, ist derzeit noch nicht abzusehen. Es wird vermutet, dass das Virus zumindest in den Wäldern Sarawaks, eventuell in Makakenpopulationen, zirkuliert. Da es bisher jedoch nur mit einem einzigen, bereits 6 Jahre zurückliegenden Fieberausbruch in Zusammenhang gebracht wird, besteht die Hoffnung, dass es sich vielleicht um ein bisher einmaliges Übergreifen auf den Menschen handelte und es momentan nicht mehr in der Bevölkerung zirkuliert. Sollte es sich jedoch ausbreiten, würde es die Entwicklung eines wirksamen Impfstoffs weit zurückwerfen. Denn aufgrund der Tatsache, dass es nach einer durchlebten Dengueinfektion bei einer erneute Infektion mit einem anderen Serotyp zu deutlich schwereren Krankheitsverläufen und einer erhöhten Letalität kommt, muss ein Impfstoff gleichzeitig gegen alle zirkulierenden Typen schützen. Ansonsten könnte er sich als kontraproduktiv erweisen und statt die Bevölkerung zu schützen sogar zu mehr Todesfällen führen.

    Dr. Raymund Lösch und Dipl. Biol. Unn Klare, Bad Doberan

    Quellen: promed; Normile D. Tropical medicine. Surprising new dengue virus throws a spanner in disease control efforts. Science 2013; 342: 415


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    (Bild: PhotoDisc)