Zeitschrift für Ganzheitliche Tiermedizin 2014; 28(2): 39-43
DOI: 10.1055/s-0034-1368345
Homöopathie
Sonntag Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG Stuttgart · New York

Homöopathische Therapie eines flechtenartigen Exanthems mit Sulfur

Ein Fallbeispiel aus der PferdepraxisHomeopathic therapy of a lichen-like exanthema of unknown etiology with sulphur: A case study of horse
Svenja Thiede
Further Information

Dr. med. vet. Svenja Thiede, Fachtierärztin für Mikrobiologie, Tierärztin für Homöopathie
Duvenstedter Berg 47
22397 Hamburg

Publication History

Publication Date:
14 May 2014 (online)

 

Zusammenfassung

Das Fallbeispiel beschreibt die homöopathische Mittelfindung und den Therapieverlauf bei einem Hannoveraner-Wallach mit einem flechtenartigen Exanthem. Sulfur C 1000 erweist sich als das Mittel der Wahl.


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Summary

The case study describes the search for homeopathic therapy and the course of therapy for a Hanoverian gelding with a lichen-like rash. Sulphur C 1000 proves to be the most appropriate remedy.


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Der Fallbericht handelt von dem 14 Jahre alten Hannoveraner-Wallach Petzi, der mir am 22. 01. 2006 vorgestellt wird.

Vorbericht

Petzi hat immer wieder Hautveränderungen, die laut Besitzerin (selbst Tierärztin) aussehen wie Hautpilz. Die Behandlung mit Imaverol (Antimykotikum mit dem Wirkstoff Enilkonazol) führt zur Abheilung, eine Vakzinierung hat alles nur verschlimmert. Er hat die Veränderungen von Anfang an gehabt, sie sind manchmal in der Sattellage, sodass Reiten dann nicht möglich ist. Außerdem hat er „Asthma“ (COPD), was aber seit 4–5 Jahren symptomlos ist. Petzi hat einen starken Senkrücken, weshalb er nur eingeschränkt nutzbar ist und ein bisschen wie ein „Behinderter“ behandelt wird.

Haltung: Familienpferd, Resthof, Stall direkt am Haus, Offenstallhaltung. Petzi steht mit dem jüngeren Wallach Andi zusammen, der als Fohlen dazukam. Nebenan stehen zwei Ponys, die einen Extrastall haben. Es gibt auf dem Hof 2 Kinder, 2 Hunde, Katzen, Hühner, Enten, die auch alle mal übers Paddock und durch den Stall wuseln. Petzi wird longiert und auf dem Platz geritten.

  • mag nichts gern um sich haben, beknabbert sich selten mit anderen Pferden

  • Hautveränderungen oft auf einer Seite gehäuft, auf der anderen Seite spärlich, die Seiten wechseln

  • früher Veränderungen bevorzugt im Fellwechsel, jetzt immer

  • Haare brechen nicht ab, lassen sich aber an den Stellen leicht rausziehen, unten kleben graue Schuppen an den Haaren (Anm.: sieht nicht typisch nach Hautpilz aus)

  • bekommt nasses Heu (wegen COPD), aber trockenes Heu steht daneben; er war mal kurzatmig (schlechtes Heu bekommen? Etwas anderes?)

  • hat bei einem Asthmaanfall einmal Kortison bekommen (Anfall ohne Husten, geblähte Nüstern); das ist einige Jahre her

  • im letzten Herbst für ca. 2 Monate beim Antraben ein Huster, jetzt Atmung o. b. B.

  • Rücken: chronische Schmerzen? Röntgen o. b. B. (hatte Verdacht auf Kissing Spines, ist aber negativ)

  • z. Zt. geringgradige Lahmheit hinten rechts – Hangbeinlahmheit, Sprunggelenk o. b. B. – Hüftarthrose?

  • graue Haare auf der Kruppe

  • sehr sensibel, ganz empfindlich, immer gleich beleidigt, besonders, wenn man was von ihm verlangt, wo er meint, er tut schon sein Bestes, und man ist nicht zufrieden. Er legt dann die Ohren an, schleudert den Kopf, droht. Besitzerin sagt: „Nutzt er es vielleicht aus, dass man ihn als Behinderten behandelt?“

  • Besitzerin richtet sich nach ihm, er kommt mit allem durch. Wenn sie dann energisch ist, klappt es plötzlich, von Rückenproblemen ist dann nichts zu merken – deshalb Verdacht des Ausnutzens

  • Satteln mag er nicht, geht weg, weicht aus, legt aber nicht die Ohren an, hat keinen Gurtzwang, wegen Rückenform passt kein Sattel richtig

  • Aufsitzen ist kein Problem (er guckt resigniert)

  • beim Reiten ist er artig, keine Bocksprünge, kein Widersetzen

  • mag keine Tiere/Kinder, geht weg, legt die Ohren an, schlägt mit dem Kopf

  • hat noch nie gebissen oder geschlagen

  • kann Regen nicht vertragen, geht dann in den Stall (Anm. der Besitzerin: Wasser steht möglicherweise auf dem Rücken?)

  • trinkt wenig, tunkt aber das Heu ins Wasser und matscht

  • bei Hitze steht er wegen der Bremsen im Stall

  • liegt nicht in der Sonne

  • liegt nie, wälzt sich mal, schläft wohl nicht im Liegen – Unruhe wegen des anderen Wallachs Andi, schläft jetzt allein

  • wälzt sich ordentlich (meistens mit Decke bei Regen), schlammverkrustet

  • hat die Regendecke gern, steht dann auch in strömendem Regen draußen

  • steht nachts gern draußen

  • Zink, Vitamin C, Öl kurweise zugefüttert

  • Ingwerpulver (entzündungshemmend!): ging ihm besser, lief gut, war „propper“, fröhlich, Haut vielleicht (?) etwas besser

  • Er ist total pingelig, man bekommt nichts übers Futter rein, aber Ingwer (scharf!) ist kein Problem.

  • Früher war er der Chef, war leicht reizbar und aggressiv. Jetzt ist Andi der Chef, seit er groß ist.

  • Wenn Andi weg ist, wartet er artig, wiehert manchmal.

  • Andi ist offensichtlich Stressfaktor. Wäre er glücklicher ohne ihn?

  • Er hat allein keine Angst.

  • mag die Ponys gern, schmust mit Racker

  • nie Probleme mit Magen-Darm-Trakt

  • sieht älter aus, als er ist, die Augengruben sind deutlich eingefallen

  • allgemeine Untersuchung ohne besonderen Befund

Die Hautveränderungen, die ich gesehen habe, sehen nicht nach Hautpilz aus. Eine frühere bakteriologische Untersuchung hat hochgradigen Keimgehalt von Streptococcus equi ssp. equi ergeben. Die anderen Pferde hatten nie solche Hautveränderungen.

Diagnose: flechtenartiges Exanthem unbekannter Ätiologie


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Differenzialdiagnosen

Das Ansprechen der Hautveränderungen auf Imaverol (Enilconazol) spricht für eine Dermatophytose. Allerdings konnten keine Dermatophyten nachgewiesen werden, und eine Impfung hat den Zustand verschlechtert. Petzi hat die Veränderungen seit Jahren, und es sind bei keinem der anderen Tiere oder bei den Kindern Hautpilze aufgetreten.

Dermatophyten sind ubiquitär und können sich leicht auf beschädigte Haut aufpflanzen, sind hier aber nicht die Ursache. Eine frühere bakteriologische Untersuchung hat einen hochgradigen Keimgehalt von Streptococcus equi ssp. equi ergeben. Hierbei handelt es sich um einen Keim der Normalflora des Pferdes, der unter bestimmten Umständen zu Infektionskrankheiten wie Druse oder Rhinitis (mit sekundärer Abszessbildung der regionalen Lymphknoten) führen kann. Die Isolierung aus den Hautveränderungen ist auch als sekundäre Besiedelung der vorgeschädigten Haut zu werten.


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Homöopathische Diagnostik

Hierarchisierung nach dem Hering-Kreuz

§ 153

Für ein Pferd ist es sicherlich etwas Besonderes, wenn es gern allein ist, aber es kommt natürlich auch auf die mögliche Gesellschaft an.

Wo?

  • Haut: Gesicht, Hals, Brust, Flanke (Rücken)

  • geldstück- bis handtellergroße Ekzeme: graue Krusten, gelbes eingetrocknetes Sekret, später Erosionen der Haut, Haare lassen sich leicht ausziehen, brechen aber nicht ab

Wie?

  • Haut zunächst nicht schmerzhaft, erst wenn die Haut geschädigt ist

  • kein Juckreiz

Modalitäten?

  • früher bevorzugt im Fellwechsel, jetzt immer

  • > Ingwer (entzündungshemmend, Haut wird nicht besser, aber er läuft besser)

  • < Regen (ohne Decke), Bedrängen, Körperkontakt, Andi (?)

Womit?

  • Lunge: Asthmaanfälle mit geblähten Nüstern, vor einigen Jahren, sporadisch; einmaliges Husten, Anstoßen beim Antraben im letzten Herbst

  • Rücken: Senkrücken. Schmerzen?

  • Beine: gelegentlich Lahmheiten; Arthrosen? (keine nähere Beschreibung)

Wer?

  • stolz, leicht beleidigt und persönlich angegriffen

  • ist gern allein

  • wählerisch, pingelig mit dem Futter, sensibel


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Repertorisation

Da ich zu diesem Zeitpunkt erst wenig zum „Asthma“ erfahren hatte, habe ich dies bei der Repertorisation ([Tab. 1]) außer Acht gelassen.

Tab. 1 Ergebnisse der Repertorisation von Petzi [9].

Rubrik

sulph.

lyc.

staph.

phos.

bell.

sep.

lach.

sil.

calc.

12

12

12

12

12

11

11

10

10

31

30

23

22

20

26

18

23

21

Wertigkeit

Gemüt – hochmütig, arrogant

3

4

2

1

1

1

2

2

1

Gemüt – beleidigt, leicht

2

3

3

1

2

2

2

2

3

Gemüt – Berührtwerden – Abneigung gegen – allein; amel. wenn

1

1

3

2

1

2

2

1

Allgemeines – Berührung – agg.

3

3

3

2

3

3

3

3

1

Gemüt – Gesellschaft – Abneigung gegen – allein; amel. wenn

1

2

1

1

1

4

Gemüt – empfindlich

3

3

3

3

3

2

2

3

2

Haut – Hautausschläge – Ekzem

4

3

2

3

1

3

1

2

3

Haut – Hautausschläge – Krusten mit – gelb

1

2

2

Haut – Hautausschläge – Krusten mit – grau

2

Haut – Hautausschläge – schmerzlos

2

3

1

1

1

1

Haut – Hautausschläge – schuppig

2

1

1

3

2

3

1

2

2

Haut – Hautausschläge – unterdrückt

3

2

2

1

2

2

1

1

1

Rücken – Krümmung der Wirbelsäule

3

2

1

2

1

1

1

3

3

Rücken – Steifheit

3

2

2

2

2

3

2

3

2

Allgemeines – Wetter – nasses Wetter – aggr.

2

2

1

1

1

2

2

2

3


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Homöopathische Therapie

Petzi erhält Sulfur C 1000, 3 Globuli auf die Maulschleimhaut.

Begründung der Mittelwahl

Typisch für Sulfur sind die Hautveränderungen, insbesondere das gelbe (= schwefelfarbene) Sekret. Sulfur hat auch Asthma, die krankhaften Erscheinungen (Haut/Lunge) wechseln sich ab. Sulfur ist ein Mittel für Folgen von Unterdrückung von Krankheitssymptomen (hier mit Imaverol, früher Kortison). Der 3. stark betroffene Bereich bei Sulfur sind die Gelenke, die geschwollen sind (Chondroitinsulfat im Gelenkknorpel vermindert durch Abbau von Sulfat, Sulfatgehalt in Gelenkflüssigkeit erhöht, der Knorpel kann nicht mehr so viel Wasser aufnehmen – schwefelhaltige Heilbäder werden für Polyarthritis-Patienten genutzt). Nasskaltes Wetter verschlechtert. Sulfur mag kein Wasser (Petzi hat kein Problem mit Wasser.). Verkrümmung der Rückenwirbelsäule, Muskelverspannungen, Muskelschwäche.

Aufmerksam, lernwillig, intelligent, jedoch fehlt ihm die „Entschlusskraft“, sodass man etwas Nachdruck braucht; distanziert, lässt nicht jeden an sich heran, bisweilen aggressive Abwehr.


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Differenzialmittel

Lycopodium

reizbar, mürrisch, dominant gegenüber Schwächeren, unterwürfig gegenüber Autoritäten, nicht gern allein, braucht aber keinen direkten Kontakt, extreme Dyspnoe mit Nasenflügeln, Schleimauswurf erleichtert nicht, morgens müde, abends erschöpft

Staphisagria

nervöse Schwäche, sehr empfindlich für die leisesten geistig-seelischen Eindrücke, bequem und genusssüchtig, sehr unruhig und widersetzlich, Juckreiz

Phosphorus

kann nicht allein sein, liebevolles, herzliches Wesen, mitleidig

Belladonna

feinsinnig, kooperativ, wenn gesund, plötzlich reizbar und hitzköpfig bis boshaft bei Krankheit. Krankheiten treten plötzlich und heftig auf, enden plötzlich; Muskelverspannungen kommen plötzlich, wechseln den Ort, gehen plötzlich, Gelenke plötzlich entzündet, Hautentzündung mit plötzlicher Hitze, Rötung, Schwellung, Papeln, Pusteln

Sepia

Zustände, die durch Stauungen ausgelöst werden, angelaufene Beine, Verstopfung, Bindegewebsschwäche, Muskelschwäche, schlapp, lustlos, desinteressiert, reserviert, will in Ruhe gelassen werden, braucht Bewegung und neue Anreize, Einzelgänger, der allein sein kann, aber Sichtkontakt zu Artgenossen braucht; Muskelverspannungen, Schwäche im Rücken; Ekzem in den Gelenkbeugen, Juckreiz (Kopf, Hals, Mähne), verdickte Haut, kreisrunde Flechte

Lachesis

Infektionskrankheiten, drohende Sepsis, eitrige Prozesse; heftiger, erschöpfender Reizhusten; Muskelverspannungen Hals, Schulter, links; Hautpilz (links)

Silicea

freundlich, empfindsam, doch auch eigenwillig und halsstarrig, ängstlich, verspannt, widersetzlich; asthmoide Beschwerden; schwache Rückenwirbelsäule, eitrige Entzündungen, tiefsitzende Abszesse, nässende Ausschläge

Calcium carbonicum

robust und gutmütig, ruhig, aufgeregt bei Überforderung, kann heftig auf festen Druck (Sattel) reagieren; Rückenschwäche (degenerativ); Quaddeln, Bläschen, Pusteln, Juckreiz, Schorf, neigt zu Eiter

Mercurius

stinkende Absonderungen, Schleimhautschädigend, „lebendes Barometer“, sehr wetterempfindlich, agg. Kälte und Nässe, stinkende Schweißausbrüche, unzufrieden


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Begründung der Potenzwahl

Vorstellungsgrund sind die Hautausschläge, doch Petzi zeigt deutliche Symptome auf der Geistes- und Gemütsebene, sodass ich mit der C 1000 eine Regulation der Lebenskraft erwarte.


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Verlauf

  • Gabe von Sulfur am 1. 2. 06 morgens. Telefonat spätnachmittags: beim Longieren sehr aggressiv, aber völlig lahmfrei. Petzi hat sich sehr gut bewegt (wie unter Ingwer-Gabe), Husten: einmal angestoßen. Danach sehr schlechtes Wetter, kein Training.

  • Telefonat am 7. 1. 06: die beginnende Stelle an der Pobacke, die ich gesehen hatte, ist vollkommen weg, das ist vorher noch nie passiert, dass die Hautstellen unbehandelt abheilen. Die Stelle am Hals ist viel schlimmer geworden, eitrig feucht.

  • Telefonat am 5. 3. 06:

    • Die schlimme Stelle am Hals ist abgeheilt. Einige neue Stellen sind aufgetreten, entwickeln sich jedoch anders als früher: werden nicht immer größer und diffuser, sondern sind konzentriert, dafür stärker, heilen von selbst ab (das war früher nie der Fall).

    • Petzi ist kurzatmig, als wenn er Schleim produziert und die Lunge vollgelaufen ist (seit ca. 3 Wochen, fällt nur beim Longieren richtig auf, muss dann erst mal abhusten, bevor er richtig laufen kann; ist wegen des schlechten Wetters selten longiert worden).

    • Bewegungsapparat super! Reiten „total geil“. Er schwingt, macht den Hals rund, als wenn er ein völlig gesundes Pferd ist.

    • Gemüt: entzückend! Lieb, schmusig, sanftmütig. Zu den Wallachen ist eine Stute dazugekommen, die nun in Petzis Box schläft, Petzi ist allein im Ponystall, alles kein Problem.

  • Repertorisation: am 6. 3. 06 abends noch mal Sulfur C 1000 geben (wegen der Lunge)

  • Telefonat am 26. 3. 06:

    • nach letzter Gabe Sulfur C 1000 plötzlich 2 nässende Ekzeme, wie aufgeplatzt, so schlimm wie noch nie, die Haare fielen in Büscheln aus, das Sekret war wie Perlen – ist aber schnell von selbst abgeheilt

    • jetzt noch 2 alte Stellen, alles andere ist schon abgeheilt

    • Rücken und Beine wunderbar, lahmfrei

    • ausgeglichen und zufrieden

    • Trotz Stress mit der zugestellten Stute ist die Haut o. k.

    • Futterergänzung: Zink, Fermentgetreide (ähnlich Brottrunk)

    • Ich habe mir an diesem Tag keine Notizen zur Lunge gemacht?

  • Tel. 23. 4. 06

    • Atmung war nach letzter Gabe (6. 3.) erst einmal besser, vor 3–4 Wochen (also wohl kurz nach unserem letzten Telefonat) war ein starker Wind, und Petzi hat von jetzt auf gleich einen Asthmaanfall bekommen (geblähte Nüstern, bekam keine Luft), Besitzerin hat ihm Ventipulmin gegeben (war noch vorhanden). Das ist seit 10 Tagen aufgebraucht. Besitzerin fragt sich, ob Pollen oder das Stroh der Auslöser waren und ob sie einen Allergietest machen lassen sollte.

    • jetzt zwei neue Hautstellen am Hals, feucht, aber die Haut ist intakt, wenn man knubbelt kommt Sekret

    • Er mag auch nicht laufen, bekam ja auch keine Luft, ist jetzt aber schon besser (im Trab kurzatmig, in Ruhe gut)

    • Er schleift die Hinterbeine etwas nach (Hüftschmerzen?).

    • Zu der Stute ist er zickiger, sie nervt ihn, steht einfach mit in seiner Box, obwohl sie jetzt eine daneben hat, er ist nicht glücklich darüber, erträgt es aber (wie Bruder und Schwester).

    • Repertorisation: noch mal Sulfur C 1000 geben

  • Anruf 11. 5. 06 auf Anrufbeantworter: Das Wetter war ca. eine Woche vorher sehr heiß geworden, und der gebremste Frühling brach recht plötzlich aus (kiloweise Pollen). Die Haut sieht schrecklich aus, der „Pilz“ breitet sich in Ringen überall aus, jedoch Bewegung und Atmung sind sehr gut. Fliegen und Bremsen sind zurzeit ein großes Problem, und Petzi ist plötzlich stark im Fellwechsel.

  • 2. Anruf auf AB am 13. 5. 06. Dann Behandlung mit Imaverol, weil es so nicht mehr ging. Hat noch mal ein Hautgeschabsel zur Untersuchung auf Hautpilze eingeschickt (war negativ).

  • Tel. am 23. 5. 06:

    • Petzi war die ganze Zeit extrem kurzatmig (?), der Pferdearzt war da wegen eines anderen Pferdes, hat Petzi Prednisolon für 10 Tage verschrieben (Tabletten 0,2 mg/kg KG), eine „antiallergische“ Dosis, weil er sonst Gefahr laufe ein Lungenemphysem zu bekommen. Nach 2–3 Tagen war es schon deutlich besser, er mochte sich vorher kaum bewegen, hat kaum Luft bekommen.

    • Das Imaverol hat nicht so gut angeschlagen wie sonst, aber durch Prednisolon wird die Haut besser.

    • Petzi hat sonst bei Asthmaanfällen immer Kortison bekommen. (Das erzählt die Besitzerin jetzt, in der Anamnese hörte sich das harmloser an.)


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Beurteilung des Falls

  • Petzi hat am Anfang sehr gut auf Sulfur reagiert – gute Hautreaktionen, Lunge hat ausgeschieden (was mit Schleim einhergeht)

  • Sulfur zu oft gegeben, denn er hat nach der 2. Gabe (und nach der 3.?) noch mal eine heftige Erstreaktion gezeigt, hätte länger abwarten müssen

  • Unterdrückung durch Ventipulmin recht eindeutig, sodass ich gehofft hatte, mit Sulfur alles wieder ins Lot bringen zu können. Vielleicht hätte er einmal durch den Asthmaanfall und durch die Hautverschlechterung durchgehen müssen ohne Therapie (Haut ist ja noch zu schaffen – z. B. mit Ekzemerdecke – aber Asthmaanfall?)? Lösung wäre evtl. Sulfur in D 12 gewesen.

Ich habe also noch einige Rubriken dazu genommen, auch wenn die Symptome, die ich zur Atmung habe, einfach etwas spärlich sind ([Tab. 2]). Es bleibt bei Sulfur als am besten passendem Mittel.

Tab. 2 Ergebnisse der 2. Repertorisation von Petzi [9].

Rubrik

sulph.

ars.

lyc.

bry.

puls.

calc.

7

6

6

6

5

5

10

10

9

7

12

9

Wertigkeit

Gemüt – unzufrieden – sich selbst, mit

2

2

1

1

2

Gemüt – Berührtwerden – Abneigung berührt zu werden

1

1

1

2

1

1

Allgemeines – Speisen und Getränke – trockene Speisen – agg.

1

2

1

3

3

Gesicht – Ausdruck – alt aussehend

2

2

1

1

3

3

Atmung – Asthma, asthmatische Atmung – Hautausschlägen; nach unterdrückten

2

2

1

1

Allgemeines – Wetter – windiges und stürmisches Wetter

1

1

1

1

2

Allgemeines – Wind

1

2

3

1

3

1


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Dr. med. vet. Svenja Thiede

1990–96 Studium Tiermedizin an der TiHo Hannover; 1996–98 Aufbaustudium Mikrobiologie und Graduiertenkolleg Zell- und Molekularbiologie TiHo Hannover; Dez. 1998 Promotion TiHo Hannover; 1999–2004 Wissenschaftliche Assistentin in verschiedenen mikrobiologischen Labors in Hannover, Berlin und Hamburg (Forschung, Diagnostik); 2001-Fachtierärztin für Mikrobiologie; seit Juni 2005 Weiterbildung Homöopathie und Vertretung in einer Gemischtpraxis in Hamburg (Kleintiere, Pferde); seit 2007 niedergelassen mit eigener Fahrpraxis in Hamburg (Homöopathie Kleintiere, Pferde); seit 2008 Veterinärmedizin–Unterricht an der Berufsschule für TFA in Hamburg; 2013 Zusatzbezeichnung Homöopathie, Dozentin bei Aude Sapere

  • Literatur

  • 1 Allen HC. Leitsymptome homöopathischer Arzneimittel. 4.. Aufl. München: Urban und Fischer bei Elsevier; 2005
  • 2 Bär M, Pfeiffer G, Rakow B et al. Arzneimittellehre der Tierhomöopathie. Band I. Karlsbad: Aude Sapere; 2002
  • 3 Boericke W. Handbuch der homöopathischen Materia medica. 3.. Aufl. Stuttgart: Haug; 2004
  • 4 Clarke J, Vint P. Der neue Clarke. Eine Enzyklopädie für den homöopathischen Praktiker. Band I – IV. Greifenberg: Hahnemann Institut für homöopathische Dokumentation; 2005
  • 5 Marx-Holena H. Homöopathie für Pferde. München: blv; 2003
  • 6 Hahnemann S. Organon der Heilkunst. 6.. Aufl. Kandern: Narayana; 2011
  • 7 Nash EB. Leitsymptome in der homöopathischen Therapie. 4.. Aufl. Stuttgart: Haug; 2004
  • 8 Phatak SR. Homöopathische Arzneimittellehre. 3.. Aufl. München: Urban und Fischer bei Elsevier; 2006
  • 9 Schroyens F. Synthesis Repertorium homoeopathicum syntheticum Edition 9.1. Greifenberg: Hahnemann Institut für homöopathische Dokumentation; 2005
  • 10 Wischner M. Organon-Kommentar. Eine Einführung in Samuel Hahnemanns Organon der Heilkunst. Essen: KVC; 2001

Dr. med. vet. Svenja Thiede, Fachtierärztin für Mikrobiologie, Tierärztin für Homöopathie
Duvenstedter Berg 47
22397 Hamburg

  • Literatur

  • 1 Allen HC. Leitsymptome homöopathischer Arzneimittel. 4.. Aufl. München: Urban und Fischer bei Elsevier; 2005
  • 2 Bär M, Pfeiffer G, Rakow B et al. Arzneimittellehre der Tierhomöopathie. Band I. Karlsbad: Aude Sapere; 2002
  • 3 Boericke W. Handbuch der homöopathischen Materia medica. 3.. Aufl. Stuttgart: Haug; 2004
  • 4 Clarke J, Vint P. Der neue Clarke. Eine Enzyklopädie für den homöopathischen Praktiker. Band I – IV. Greifenberg: Hahnemann Institut für homöopathische Dokumentation; 2005
  • 5 Marx-Holena H. Homöopathie für Pferde. München: blv; 2003
  • 6 Hahnemann S. Organon der Heilkunst. 6.. Aufl. Kandern: Narayana; 2011
  • 7 Nash EB. Leitsymptome in der homöopathischen Therapie. 4.. Aufl. Stuttgart: Haug; 2004
  • 8 Phatak SR. Homöopathische Arzneimittellehre. 3.. Aufl. München: Urban und Fischer bei Elsevier; 2006
  • 9 Schroyens F. Synthesis Repertorium homoeopathicum syntheticum Edition 9.1. Greifenberg: Hahnemann Institut für homöopathische Dokumentation; 2005
  • 10 Wischner M. Organon-Kommentar. Eine Einführung in Samuel Hahnemanns Organon der Heilkunst. Essen: KVC; 2001