ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt 2014; 123(01/02): 41
DOI: 10.1055/s-0034-1370699
Colloquium
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Elektrische Zahnbürsten – 5-mal als beste Gesamtnote ein „gut“

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Publication Date:
18 February 2014 (online)

 

    M. J. Noack

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    Ein Gespräch mit Herrn Universitäts-Professor Michael Noack, Poliklinik für Zahn­erhaltung und Parodontologie, Uniklinik Köln, zu den Ergebnissen der Stiftung Warentest.

    ? Herr Professor Noack, im Dezember-Heft (vgl. test 12/2013) präsentierte die Stiftung Warentest den Produktvergleich von 9 elektrischen Zahnbürsten. Als beste Gesamtnote vergaben die Tester 5-mal ein „gut“. Zufrieden?

    Michael J. Noack: Tja, wer schützt uns eigentlich vor den Verbraucherschützern? Das Ergebnis ist eine Entscheidungshilfe. In einem Labor-Versuch mit einem Putzroboter ohne Zahnpaste kann doch z. B. die Schalltechnologie ihr Potenzial gar nicht ausspielen. Es fehlt die dynamische Flüssigkeitsströmung, die am Zahnfleischrand und tief in den Zahnzwischenräumen die Reinigungsleistung beim Zähneputzen deutlich unterstützt. Wir haben im klinischen Einsatz gute Erfahrungen mit der Philips Sonicare gemacht.

    ? Versöhnt es Sie denn nicht, dass die Stiftung Warentest meinte: „… weniger eifrige Putzer profitieren von Schallzahnbürsten“?

    Noack: Ein Produktkonzept muss sich natürlich in Laborstudien beweisen, aber eben auch im Alltag, im Einsatz beim Patienten. Die Schalltechnologie der Philips Sonicare unterstützt nachweislich die Mundhygiene und die Mundgesundheit. Ansonsten habe ich schon immer darauf hingewiesen, dass Philips Sonicare dabei hilft, den Plaque-Biofilm in der Mundhöhle zu beherrschen – und zwar morgens, wenn ich noch müde bin, oder abends, wenn ich schon wieder müde bin.

    ? Und Mundhygiene bzw. Mundgesundheit haben einen Einfluss auf den Gesamtorganismus. Welche Zusammenhänge sind wissenschaftlich belegt?

    Noack: Gute Zahnpflege und gute Mundgesundheit haben eine Bedeutung für den ganzen Körper. Unbestritten ist ein Zusammenhang zwischen Parodontalerkrankungen, also Zahnfleischentzündungen, und der koronaren Herzkrankheit, der sogenannten KHK. Bei Diabetes mellitus gelten entzündliche Zahnfleischerkrankungen als Komplikation und bei Schwangeren mit dem Risiko einer Frühgeburt kann sich schlechte Zahnpflege ebenfalls ungünstig auswirken. Für weitere Erkrankungen wird ein Zusammenhang diskutiert.

    ? Worin sehen Sie den größten Nutzen einer Schallzahnbürste?

    Noack: Philips Sonicare-Verwender schätzen die einfache Anwendbarkeit und sie putzen ihre Zähne oftmals regelmäßiger. Das ist wichtig. Stellen Sie sich vor, man hat eine überzeugende Antriebstechnik, aber niemand wendet sie an. Solche Aspekte müssen bei der Entscheidungsfindung und der Empfehlung bedacht werden. Und längliche und flächiger aufsetzende Bürstenköpfe, wie bei den Schallzahnbürsten, minimieren das Risiko, Hart- und Weichgewebe zu irritieren.

    ? Welchen Stellenwert genießt bei den Patienten die Empfehlung der Zahnarztpraxis? Und welche Rolle übernimmt dabei die Wissenschaft?

    Noack: Ich mache die Erfahrung, dass die Empfehlungen aus der Praxis für die Patienten sehr bedeutend sind. Diese Empfehlungen basieren auf eigenen Erfahrungen und belastbaren Daten. Und die Wissenschaft hat die Aufgabe, der Zahnarztpraxis diese zu liefern. Ein Beispiel: Es gibt eine Studie[ * ] aus Zürich. Professor Attin und sein Team zeigten, dass die Schalltechnologie für Erosions-Patienten besser geeignet ist, da sie sanfter und weniger destruktiv reinigt.

    ? Herr Professor Noack, unter den Gewinnern waren bei der Stiftung Warentest sowohl oszillierend-rotierend arbeitende als auch Schallzahnbürsten. War das eine Überraschung?

    Noack: Ich habe schon an anderer Stelle gesagt, dass es 2 funktionierende Elektrische-Zahnbürsten-Konzepte gibt. Beide können dem Menschen viel Arbeit abnehmen und sind dabei in der Lage, den Plaque-Biofilm unter standardisierten Bedingungen zu entfernen. Aber Schallzahnbürsten reinigen bauartbedingt sanfter. Übe ich mit einer Schallzahnbürste zu viel Druck aus, kann sie nicht mehr schwingen. Sie reinigt dann zwar nicht mehr so effektiv, aber sie schädigt kein Zahnfleisch und verschleißt kein Schmelz oder Dentin.

    ? Und damit ist Ihrer Meinung nach die Handzahnbürste aus dem Rennen?

    Noack: Es gibt Menschen, die mit der Handzahnbürste ein ausreichendes Plaque-Biofilm-Management erreichen, insbesondere wenn man sich viel Zeit für die Mundhygiene nimmt. Ich genieße es, dass ich mir täglich die Zähne reinigen lassen kann, insbesondere wenn ich für eine präzise Putztechnik zu ungeduldig bin.

    ? Aber natürlich spielt bei den elektrischen Zahnbürsten auch der Preis eine Rolle.

    Noack: Ja, natürlich, aber das getestete Modell EasyClean ist ein guter Einstieg in die Philips Sonicare-Technologie.

    Das Interview führte Dr. Andreas Bachmann


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    * Quelle: In vitro Evaluation of Abrasion of Eroded Enamel by Different Manual, Power and Sonic Toothbrushes, 2006




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