Die Behandlung erwachsener Patienten unterscheidet sich in einigen wesentlichen Punkten
von jener adoleszenter Patienten. Fehlendes Kieferwachstum, Kiefergelenksprobleme,
Systemerkrankungen mit entsprechender Dauermedikation, Zahnsubstanzverlust, ausgedehnte
Restaurationen, Zahnimplantate und reduziertes Parodont mit oder ohne aktive Parodontitis
sind einige dieser Faktoren, die spezielle Berücksichtigung in der Therapieplanung
verlangen. Sie beeinflussen sowohl die prätherapeutische als auch die kieferorthopädische
Phase. Vor allem die Berücksichtigung der parodontalen Verhältnisse ist eine Grundvoraussetzung
für eine erfolgreiche Therapie. Eine aktive Parodontitis muss vor Therapiebeginn behandelt
sein und reizlose Verhältnisse während der gesamten aktiven Behandlung aufrechterhalten
werden. Ein reduzierter Zahnhalteapparat verändert die biomechanischen Verhältnisse
des Zahn-Parodont-Alveolarknochen-Systems und erfordert eine adäquate Reduktion der
wirkenden Kräfte. Unter Beachtung dieser Faktoren ist auch bei parodontal kompromittierten
Patienten eine kieferorthopädische Behandlung ohne zusätzlichen Attachmentverlust
möglich, wie der vorliegende Fallbericht zeigt.