Anfang März erkrankten im südostlichen Bundesstaat New South Wales von Australien
9 Menschen an Ciguatera, der häufigsten Art von Fischvergiftung in tropischen und
subtropischen Gewässern. Alle Betroffenen benötigten stationäre Versorgung. In den
Wochen zuvor waren hier bereits mehrere ähnliche Vorfälle aufgetreten.
Ciguatera wird durch verschiedene, einander ähnliche Giftstoffe ausgelöst (u. a. Cigua-
und Maitotoxin), die Dinaflagellaten wie das Geißeltierchen Gambierdiscus toxicus
produzieren. Diese Einzeller werden von Friedfischen gefressen, welche wiederum von
Raubfischen gejagt werden. So reichern sich die Giftstoffe in der Nahrungskette an.
In der Regel sind die Arten am Ende der Nahrungskette am stärksten belastet, also
beispielsweise Barrakudas, Muränen oder Zackenbarsche. Die Infektionen des hier gemeldeten
Vorfalls hat der Verzehr einer 25 kg schweren Makrele, die ebenfalls zu den Raubfischen
gehört, hervorgerufen. Gelegentlich sind aber auch Friedfische, die die Dinoflagellaten
bei Fressen von Korallenpolypen mit aufnehmen, stark belastet.
(Bild: Corel Stock)
Als Reaktion auf die Häufung von Ciguaterafällen wurde in den betroffenen Regionen
von New South Wales ein Verbot ausgesprochen, Makrelen mit einem Gewicht von mehr
als 10kg zu verzehren.
Ciguatoxin ist geruch- und geschmacklos und extrem hitzebeständig, sodass es durch
Kochen nicht beseitigt wird. Es wurde in mehr als 400 Arten von tropischen Rifffischen
nachgewiesen. Nur die konsequente Vermeidung allen Fisches, der zwischen dem 35. Breitengrad
Nord und Süd gefangen wurde, würde also sicher einer Vergiftung vorbeugen. Es ist
auch eine Reihe von Ausbrüchen durch importierte Fische (etwa in Restaurants) belegt.
Die richtige Diagnose ist hier oft für die nicht mit den tropischen Toxinen vertrauten
Mediziner kompliziert.
Bei einer Fischvergiftung durch Ciguatera treten die ersten Symptome innerhalb eines
Tages, meist nach 5–6 Stunden auf. Die Betroffenen leiden zunächst unter Übelkeit,
Durchfall und Erbrechen. Auf die gastrointestinalen folgen dann neurologische Symptome
wie Kopf- und Muskelschmerzen, Parästhesie, Taubheitsgefühle oder eine schmerzhafte
Kälteüberempfindlichkeit. Die Letalität wird mit etwa 7 % angegeben. Die Überlebenden
leiden oft auch Wochen oder gar Jahre nach der Infektion noch unter den neurologischen
Symptomen.
Dr. Raymund Lösch und Dipl. Biol. Unn Klare, Bad Doberan
Quelle: promed