Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2014; 49(4): 230-236
DOI: 10.1055/s-0034-1373801
Fachwissen
Notfallmedizin
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Invasive Notfalltechniken – Die Koniotomie

Invasive emergency techniques – Cricothyroidotomy
Thorsten Hess
,
Markus Stuhr
,
Peer-Gunnar Knacke
,
Florian Reifferscheid
,
Thoralf Kerner
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Publication History

Publication Date:
02 May 2014 (online)

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Zusammenfassung

Der Einsatz invasiver Techniken am Notfallort – z.B. die Koniotomie, die Thoraxdrainage, die intraossäre Punktion oder in seltenen Fällen die Notamputation – ist bei bestehender Indikation alternativlos und für jeden Notarzt gleichermaßen eine große Herausforderung. Personelle, zeitliche und örtliche Rahmenbedingungen sind häufig ungünstig. Selbst bei regelmäßiger Teilnahme am Notarztdienst bleiben Ultima-Ratio-Maßnahmen am Notfallort, insbesondere im Rahmen pädiatrischer Notfälle, eine Seltenheit. Neben der theoretischen Ausbildung sind praxisorientierte Kurskonzepte erforderlich, um eine hohe Qualität dieser Maßnahmen zu erreichen. Dieser Artikel stellt die Notkoniotomie hinsichtlich Indikation, Durchführung, Problemen und Risiken bei der Anwendung an Erwachsenen und Kindern vor. Er ist Teil einer Serie von insgesamt vier Artikeln zum Thema „Invasive Notfalltechniken“.

Summary

On-scene invasive emergency procedures, such as cricothyroidotomy, chest drain, intraosseous puncture or even on-field-amputation, are often unavoidable, when indicated, and present a major challenge for the emergency physician. Personal, temporal or local conditions are often unsuitable. Even with regular intervention by the emergency medical service, “last resort” measures occur very infrequently, particularly in relation to paediatric emergencies. As well as theoretical training, practice-oriented course concepts are essential in order to achieve high quality in these procedures. This article presents the use of cricothyroidotomy on adults and children, with reference to indication, implementation, problems and risks. It is part of a series of four articles on the subject of invasive emergency techniques.

Kernaussagen

  • Die Koniotomie ist indiziert bei einer vital bedrohlichen Atemwegsverlegung, die eine Eigenatmung oder Beatmung unmöglich macht und nicht durch weniger invasive Maßnahmen behandelt werden kann.

  • Die Koniotomie ist eine Notfallmaßnahme bei Jugendlichen und Erwachsenen, bei Kleinkindern und Säuglingen ist sie wenig Erfolg versprechend.

  • Invasive Notfalltechniken wie die Koniotomie sind selten notwendig, können im klinischen Alltag nur unzureichend geübt werden und für Anfänger sowie Fortgeschrittene gleichermaßen unbekannt und daher besonders angstbesetzt und emotional belastend sein.

  • Praxisorientierte Kurskonzepte können Unsicherheiten in der Handhabung mindern und einen hohen Ausbildungs- und Trainingsgrad der Anwender generieren.

  • Die Koniotomie hat sehr hohe Komplikationsraten von bis > 50 %; die Einzelkomplikationen variieren je nach angewandter Technik und Ausbildung / Erfahrung des Anwenders.

  • Man unterscheidet die offen chirurgische Technik und die Punktionstechnik. Zur Zeit kann noch keine evidenzbasierte Empfehlung zur optimalen Technik gegeben werden.

  • Der Notarzt sollte die Koniotomie mit den ihm jeweils zur Verfügung stehenden Mitteln sicher beherrschen.

Ergänzendes Material