Akne cosmetica – die Bezeichnung weist eigentlich auf einen ursächlichen Zusammenhang
zwischen Kosmetika und Akne hin. Die Forscher um S. Singh haben nun jedoch in einer
Studie herausgefunden: Wer mehr Kosmetika verwendet leidet im Erwachsenenalter weniger
unter Akne.
Dermatology 2013; 226: 337–341
Der Gesamtverbrauch an Kosmetika korreliert negativ mit post-adoleszenter Akne, so
das Ergebnis der Fallkontrollstudie. Insgesamt nahmen 910 Personen mit post-adoleszenter
Akne (289 Männer und 621 Frauen) sowie ebenso viele Kontrollpersonen an der Studie
teil. Der Beobachtungszeitraum erstreckte sich von August 2010 bis Juni 2012. Aufgenommen
wurden Patienten im Alter von > 19 Jahren mit Akne-Symptomen wie Komedonen, Papeln,
Pusteln oder Knoten.
Die häufige Verwendung von Kosmetika ist kein Risikofaktor für Akne. (Bild: ccvision)
Als Kosmetikum galten jegliche Produkte, die mit der Intension auf die Haut aufgetragen
wurden, ihre Erscheinung zu verbessern. Abgefragt wurden die Art des Kosmetikums,
die Dauer der Anwendung und das Alter, mit dem der Teilnehmer begann, Kosmetika zu
verwenden. Als Kosmetikgebrauch galten auch kosmetische Behandlungen wie z. B. Bleichen,
Gesichtsmassagen, Lasertherapie oder Wachsen. Die Autoren entwickelten aus diesen
Daten einen kosmetischen Belastungsindex, anhand dessen sie abschätzen konnten, wie
häufig ein Teilnehmer eine bestimmte Kosmetika-Klasse verwendet hat. Des Weiteren
berechneten sie einen kumulativen Belastungsindex (Cumulative Cosmetic Exposure Kategorie,
CCEI), der pro Teilnehmer die Indizes der einzelnen Kosmetikum-Klassen addiert. Die
Spannweite des CCEI wurde in Quartile aufgeteilt (Q1: 25. Perzentile, Q2: 50. Perzentile,
Q3: 75. Perzentile), Q0 und Q4 markierten den niedrigsten bzw. höchsten CCEI-Wert.
Die post-adoleszente Akne trat durchschnittlich im Alter von 21,64 Jahren (± 4,61
Jahre) auf. Im Durchschnitt begannen die Teilnehmer mit 19,59 Jahren (± 4,99 Jahren)
Kosmetika zu verwenden. 24,07 % der Akne-Patienten litten bereits vor dem 19. Lebensjahr
an Akne, während sie bei den übrigen 75,93 % erst später auftrat. Bei allen Patienten
war das Gesicht von Akne betroffen. Weitere Lokalisationen waren der obere Rücken
(11,32 %), die obere Brust (8,68 %), die Schultern (4,51 %), die Arme (2,53 %) und
vereinzelt auch sonstige Körperregionen (1,54 %). Der CCEI rangierte bei den Akne-Patienten
zwischen 0 und 32 584,08 und bei den Personen der Kontrollgruppe zwischen 0 und 30
438,6. Der Median lag bei den Patienten bei 720,48 (Interquartilsabstand IQR 140,76–2238)
und bei den Kontrollpersonen bei 1898,88 (IQR 721,44–4262,22). Ein Vergleich der unterschiedlichen
Belastungskategorien mit der niedrigsten Kategorie zeigte: Je stärker der Kosmetika-Gebrauch,
umso niedriger die Odds Ratio (Tab. [
1
]).
Tab. 1 Vergleich der verschiedenen CCEI-Kategorien mit der niedrigsten Kategorie (Q0-Q1).
Entgegen der vorherrschenden Meinung, dass Kosmetika generell aknefördernd sind, postulieren
die Autoren einen gegenteiligen Effekt. Ihre Ergebnisse deuten darauf hin, dass der
Gebrauch von Kosmetika und das Auftreten post-adoleszenter Akne in einem inversen
Bezug zueinander stehen. Da einzelne Kosmetika jedoch durchaus Akne verursachen, empfinden
die Autoren den Begriff Kosmetika-Akne zwar nicht als falsch, die Bezeichnung dürfe
jedoch nicht derart verstanden werden, dass der generelle Gebrauch von Kosmetika Akne
auslöst.