Aktuelle Dermatologie 2014; 40(04): 123
DOI: 10.1055/s-0034-1375212
Derma-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Psoriasis – Patienten nehmen häufiger Antidepressiva

Contributor(s):
Dunja Voos
Dowlatshahi EA et al.
Acta Derm Venereol 2013;
93: 544-550
Further Information

Publication History

Publication Date:
11 April 2014 (online)

 

Psoriasis-Patienten haben ein erhöhtes Risiko für psychische Erkrankungen – das hatten vorangegangene Studien bereits gezeigt. Ob Psoriasis speziell mit Depressionen assoziiert ist, haben E. A. Dowlatshahi et al. anhand des Vergleichs des Antidepressiva-Verbrauchs in den Niederlanden von Patienten mit dem einer gesunden Kontrollgruppe über einen Zeitraum von 10 Jahren untersucht.
Acta Derm Venereol 2013; 93: 544–550

Die Wissenschaftler nutzten ein niederländisches Pharmakologie-Register, um zu untersuchen, wie sich der Verbrauch an Antidepressiva bei Psoriasis-Patienten im Vergleich zu Gesunden darstellt. Dabei standen den Autoren die Daten von 25 691 Patienten und 128 573 Kontrollpersonen zur Verfügung. Als zentralen Untersuchungszeitpunkt (Indexdatum) bestimmten sie das Datum, an dem die Psoriasis-Diagnose gestellt wurde bzw. an dem die Patienten erstmalig eine entsprechende Behandlung erhielten. Den Kontrollpersonen wurde ein zufälliges Indexdatum zugeordnet. Der Beobachtungszeitraum betrug mehr als 9 Jahre.

Erhöhtes Risiko für Antidepressiva

Das Durchschnittsalter der Patienten lag bei 42 Jahren (28–56 Jahre), das der Kontrollpersonen bei 33 Jahren (18–50 Jahre). 17,8 % der Erkrankten nahmen Antidepressiva ein, dagegen waren es nur 7,9 % der Gesunden (p < 0,001). Außerdem nahmen 7,6 % der Psoriasis-Patienten die Antidepressiva über mehrere Phasen ein, während dies nur auf 2,9 % der Kontrollpersonen zutraf (p < 0,001). Am häufigsten wurden selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) verordnet. Die Inzidenzrate der ersten Antidepressiva-Einnahme lag bei 21,2 pro 1000 Personenjahren bei den Patienten (95 %-Konfidenzintervall [KI] 20,6–21,8). Bei den Gesunden lag die Inzidenzrate bei 8,8 (95 %-KI 8,7–9). Daraus ergab sich eine um 2,37-fach höhere Wahrscheinlichkeit für Psoriasis-Patienten, Antidepressiva verordnet zu bekommen (Hazard Ratio [HR] = 2,37; 95 % KI 2,29–2,45).

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Patienten mit Psoriasis nehmen häufiger Antidepressiva. (Bild: Wanja Jacob / pixelio.de)

Bereits 10 Jahre vor der Diagnose stieg der Antidepressiva-Verbrauch bei den Patienten schrittweise an: Betrug die IRR (Incidence Rate Ratio) 10 Jahren zuvor 2,17, so lag sie 1,5 Jahre vorher bei 2,48. Am höchsten war der Verbrauch bis 6 Monate nach Diagnosestellung (IRR = 2,79). 5 Jahre danach fiel die IRR wieder ab. Zum Follow-up nach 10 Jahren erreichte sie einen Wert von 2,64. Der durch die Psoriasis bedingte hohe Leidensdruck könnte dazu führen, dass die Patienten vermehrt Antidepressiva verordnet bekommen. Außerdem steigt mit der Häufigkeit der Arztbesuche die Wahrscheinlichkeit, die Diagnose „Depression" gestellt zu bekommen, wie bereits eine Studie von T. Nijsten et al. 2009 ergab.

Fazit

Menschen, die an Psoriasis erkrankt sind, nehmen mehr als doppelt so häufig Antidepressiva ein wie Menschen ohne diese Erkrankung. Die Antidepressiva-Einnahme ist besonders hoch, wenn sich Patienten erstmalig wegen Psoriasis behandeln lassen. Die Autoren gehen davon aus, dass die Psoriasis die Patienten psychisch stark belastet, was sich im Medikamentengebrauch wiederspiegelt.


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Patienten mit Psoriasis nehmen häufiger Antidepressiva. (Bild: Wanja Jacob / pixelio.de)