Liebe Leserinnen und Leser,
Video-Editorial
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unter „Referiert und diskutiert“ geht es im Juni-Heft zunächst darum, ob Steroide zur Behandlung des Peritonsillarabszesses eingesetzt werden sollten. Das Thema Peritonsillarabszess hatten wir unlängst aus
diagnostischem Blickwinkel beleuchtet [1]
[2]. Setzen Sie Steroide ein? Und warum? Beide Diskutanten sehen nach Studium der kanadischen
Studie mehr offene als beantwortete Fragen, sei es z. B., ob das Setting auf die deutschen
Verhältnisse übertragbar ist, oder die Beschränkung der Studienbeobachtung auf die
ersten 24 Stunden. Auch ein Thema aus dem Alltag: Wann ist bei einem Nasenbeinbruch auch gleich eine Septorhinoplastik indiziert? Während die südkoreanischen Autoren eine Indikation wie auch andere asiatische Autoren
[3] hierfür sehen, stehen die beiden Diskutanten der einzeitigen Septorhinoplastik sehr
kritisch bis ablehnend gegenüber. Lesen Sie im Heft warum.
Kollegen aus der HNO-Klinik in Würzburg geben eine Übersicht über die Anwendung von mesenchymalen Stammzellen aus Fettgewebe für unser Fachgebiet. Diese erscheinen leichter zu gewinnen als Knochenmarksstammzellen
[4] und ebenso gut geeignet.
Es freut mich, dass wir einmal wieder ein traumatologisches Thema [5] präsentieren können: Eine Originalarbeit aus 4 Einrichtungen stellt erste Ergebnisse
zu einem neuen Implantatsystem für die epithetische Orbitarehabilitation vor.
Wie ist der Zusammenhang zwischen Lese-Rechtschreibstörung und Sprachentwicklungsstörung? Kollegen aus der Phoniatrie in Ulm bestätigen die Komorbidität und regen an auf
Basis von Diagnostik zur Lautsprachkompetenz die Indikation zur Sprachtherapie zu
stellen.
Die Originalien schließen ab mit Lehrdidaktik: Guter Unterricht trotz begrenzter Personalressource
ist notwendig, um die Studenten für die HNO-Heilkunde zu begeistern! Mitarbeiter der
HNO-Uniklinik Dresden zeigen, wie dies im PJ mit Peer Teaching und Peer Assessment gelingt.
Im ersten interessanten Fall sank etwas mehr als ein Jahr nach CI-Operation das Sprachverstehen ab. Die Wertigkeit von elektrophysiologischer Diagnostik und von Bildgebung als Hinweis
für die (seltene Komplikation [6]) Elektrodenmigration werden ausführlich von den Hannoveraner Kollegen diskutiert.
Im zweiten Fall geht es um ein Chondrosarkom der Trachea als Ursache für akute Dyspnoe. Zu dieser Akutsymptomatik ist auch ein anderer Fall vergleichend lesenswert [7]. Lehrreich an dem Fall aus Berlin ist, dass die schleichende Symptomatik dazu führen
kann, dass die Diagnosestellung (zu) lange Zeit beanspruchen kann.
In der Rubrik Gutachten + Recht geht es einmal wieder um das Thema Aufklärungspflicht
von seltenen Risiken. Prof. Schipper stellt zusammen mit Herrn Dr. Wienke zum Thema
ein aktuelles Gerichtsverfahren wegen einer Querschnittslähmung möglicherweise als Folge eines Lagerungsschadens nach längerer Anteflexion der HWS nach Trachealplastik vor.
Die Rubrik Facharztwissen schaut diesmal über den Tellerrand des HNO-Gebiets: Bilden
Sie sich fort über die Differenzialdiagnostik des Kopfschmerzes.
Viel Freude beim Lesen!
Ihr
Professor Dr. med. O. Guntinas-Lichius
Schriftleitung LRO