Der Klinikarzt 2014; 43(04): 216
DOI: 10.1055/s-0034-1375807
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Angina pectoris – Nicht immer Koronarstenosen als Ursache

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Publication Date:
07 May 2014 (online)

 
 

    „Das kardiale Syndrom X erlebt derzeit eine Art Renaissance“, konstatierte PD Dirk Westermann, Hamburg, auf einem Update für Kardiologen in München. Im Licht neuer Studien hat sich nämlich herausgestellt, dass nicht bei jedem Patienten, der unter pektanginösen Beschwerden leidet, eine Koronarstenose vorliegt. So konnten in der THINK-Studie bei 62 % der 2529 Teilnehmer bei der Herzkatheter-Untersuchung atherosklerotische Koronarstenosen als Ursache der Beschwerden ausgeschlossen werden. In einer Studie mit 300 Patienten mit KHK-Verdacht ließen sich nur bei knapp der Hälfte behandlungsbedürftige Koronarstenosen feststellen. Bei den übrigen fanden sich epikardiale Spasmen oder Störungen der Mikrozirkulation.

    An primäre Störungen der Mikrozirkulation denken

    Es sollte folglich stets an primäre Störungen der Mikrozirkulation gedacht werden, wenn Patienten trotz maximal dosierter Standardtherapie oder erfolgreicher perkutaner koronarer Intervention (PCI) weiter über pektanginöse Beschwerden klagen. Auch hier sind Betablocker die Mittel der ersten Wahl. Werden sie nicht vertragen oder besteht eine Kontraindikation, rät Georg Weyers, Bergisch Gladbach, zur Dauerbehandlung mit Ranolazin (Ranexa®) oder langwirksamen Nitraten oder langwirksamen Kalzium-Antagonisten. Ranolazin wirkt im zellulären Bereich, indem es den pathologisch erhöhten späten Natriumeinstrom und die konsekutive Kalzium-Überladung hemmt. Blutdruck und Herzfrequenz werden dadurch nicht nennenswert verändert.

    Die RAN080-Studie ergab bei Angina-pectoris-Patienten mit Myokardinfarkt oder signifikanter KHK, dass Ranolazin und Atenolol gegenüber Placebo die mittlere Zeit bis zum Auftreten von Angina pectoris signifikant verlängern. Hinausgezögert wurde zudem der Zeitpunkt des Einsetzens von ST-Senkungen. Die Belastungsdauer fiel unter Ranolazin mit 37,1 sec signifikant länger aus als unter Atenolol mit 16 sec. An der MERLIN-TIMI-36-Studie nahmen 6560 Patienten mit akutem Koronarsyndrom (ACS) ohne ST-Streckenhebung (NSTE-ACS) teil. Wurden Patienten mit Angina-pectoris-Anamnese, optimaler hämodynamischer Vorbehandlung und PCI zusätzlich mit Ranolazin therapiert, kam es im Vergleich zu Placebo zu einer relativen Risikoreduktion der kardiovaskulären Mortalität um 55 %, wie Weyers unterstrich.

    Karl B. Filip, Landsberg

    Quelle: Science Lecture „HerzUpdate 2014“, am 22. März 2014 in München.
    Veranstalter: Berlin-Chemie AG.


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