Der Klinikarzt 2014; 43(4): 174-175
DOI: 10.1055/s-0034-1376443
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Weniger Gewicht für den Numerus clausus – DGIM-Studie zeigt Konfliktpotenzial im Krankenhaus

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Publication Date:
07 May 2014 (online)

 

Das Gesundheitswesen ist zunehmend von betriebswirtschaftlichen Denkmustern und Management-Paradigmen durchdrungen. Die Last, in der Klinik „schwarze Zahlen“ zu schreiben, ruht zunehmend auf den Schultern der Ärzte, meint Prof. Dr. Dr. h. c. Ulrich R. Fölsch, Generalsekretär der DGIM aus Kiel: „Das verschiebt das ärztliche Berufsbild, da Ärzte immer stärker mit Themen konfrontiert sind, die bisher nicht zu ihren Kernaufgaben gehörten.“ Die DGIM hat deshalb im Jahr 2013 mit der Studie „Ärzte-Manager 2013“ das Spannungsfeld von Medizin und Klinikmanagement aus Sicht Ärztlicher Führungskräfte internistischer Fachabteilungen (ÄFK) untersucht. „Ein in dieser Art bisher einmaliges Vorhaben, das vieles mit empirischen Daten untermauert, was bisher nur Mutmaßungen waren“, sagt Thomas Kapitza, Sachverständiger im Bereich Gesundheitswesen aus München, mit dem die DGIM das Projekt durchgeführt hat.

Studie „Ärzte-Manager 2013“: ärztliches Berufsbild verschiebt sich

Die DGIM befragte im September 2013 unter ihren Mitgliedern 3435 ärztliche Führungskräfte der ersten und zweiten Führungsebene – Ordinarien, Chefärzte und Oberärzte. Bei einer Teilnehmerquote von 18,3% zeigen die Ergebnisse, dass fast 75% aller ÄFK ehrgeizige betriebswirtschaftliche Leistungsvorgaben von ihrer kaufmännischen Geschäftsleitung bekommen. „Diese sind jedoch immer schwieriger zu erreichen, weil unter anderem die Schere zwischen Kosten und Erlösen sich zunehmend spreizt“, kommentiert Prof. Fölsch. Bei 38 % der ärztlichen Führungskräfte steht im Arbeitsvertrag zudem eine Erfolgsbeteiligung. Rund drei Viertel der Befragten bestätigen auch, dass ihnen im Beruf betriebswirtschaftliche Steuerung abverlangt wird. Über 60 % fühlten sich unzureichend an Entscheidungen der kaufmännischen Geschäftsleitung beteiligt.


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Verpflichtung zum Patientenwohl und Umsatzziele decken sich nicht

Eine sehr problematische Entwicklung liege darin, dass die ärztliche Verpflichtung zum Patientenwohl mit den von Kaufleuten vorgegebenen Zahlen immer weniger in Deckung zu bringen sei, so Fölsch: „Durch die Abrechnungspauschalen drohen Patienten zu mehr oder weniger „lukrativen Fällen“ zu werden“. Es entwickle sich eine Kultur, die Pflege und Medizin nur als veräußerbares Produkt und Handelsware versteht. Dementsprechend fürchten auch fast 90 % der Befragten, dass die Ökonomisierung des Gesundheitswesens negative Auswirkungen auf das Arzt-Patientenverhältnis habe. Dies gelte auch für die Erfolgsbeteiligungen, die 65 % der ÄFK dementsprechend nicht wünschten.

„Die kaufmännische Seite muss die Pflicht haben, die Ärzte effizient in Entscheidungsprozesse einzubeziehen“, betont Fölsch. Fast die Hälfte der in der Studie Befragten meint auch, dass zwischen den beiden Bereichen keine partnerschaftliche Zusammenarbeit existiert. Und nicht zuletzt müsse Medizin vollumfänglich bezahlt werden, so der Internist: „Die Einnahmen müssen die Ausgaben decken, das ist aus meiner Sicht die einzige Lösung, um langfristig ein von Vertrauen geprägtes Verhältnis zum Patienten gewährleisten zu können.“ Auf dem 120. Internistenkongress in Wiesbaden stellen die beiden Autoren die Studie vor.

Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM)


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  • Literatur

  • 1 Fölsch UR, Märker-Hermann E, Schumm-Draeger PM et al. DGIM-Studie „Ärzte – Manager 2013“ Konfliktpotenzial im Krankenhaus: Die Zusammenarbeit zwischen ärztlicher und kaufmännisch-wirtschaftlicher Leitung. Dtsch Med Wochenschr 2014; 1390: 1-10

  • Literatur

  • 1 Fölsch UR, Märker-Hermann E, Schumm-Draeger PM et al. DGIM-Studie „Ärzte – Manager 2013“ Konfliktpotenzial im Krankenhaus: Die Zusammenarbeit zwischen ärztlicher und kaufmännisch-wirtschaftlicher Leitung. Dtsch Med Wochenschr 2014; 1390: 1-10